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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Ohnmacht fällt.
    Â»Boah«, sage ich. Keine Ahnung, was er da faselt. Ich meine, es ist
doch nur ein Auto . Wir stehen vor dem Carport und
betrachten es andächtig. Zugegeben, es sieht irgendwie ganz schnittig aus.
Besonders groß ist es nicht, aber es ist irgendwie … nett.
    Â»Und das haben sie dir einfach so gegeben, während deines in
Reparatur ist?«, frage ich ein bisschen verwundert.
    Â»Nicht einfach so . Ich musste schon ein
bisschen Druck machen, wenn du verstehst, was ich meine«, sagt er mit einem
stolzen Lächeln.
    Ich kann es mir vorstellen. Wenn es Probleme gibt, kann Martin
richtig ungemütlich werden. Er setzt dann einen Blick auf wie Hannibal Lecter,
bevor er sein Abendessen schlachtet, und haut seinem Kontrahenten irgendwelche
Paragrafen um die Ohren, bis der klein beigibt.
    Â»Komm jetzt, lass uns starten.« Er öffnet sogar die Beifahrertür für
mich. Sieh mal einer an. Nicht nur ein tapferer Krieger, sondern auch noch
galant. Ich fühle, wie mich ein angenehmes Kribbeln durchläuft.
    Als wir beide sitzen, lässt Martin den Motor an. Mir fallen fast die
Ohren ab. Das war also der Krach von gestern.
    Â»Aber den Auspuff müssten die mal reparieren!«, brülle ich gegen den
Lärm an.
    Â»Auspuff reparieren? Ha ha, guter Witz!«, brüllt Martin zurück. Dann
drückt er auf einen Knopf an der Mittelkonsole, und wie von Zauberhand beginnt sich
das Dach zu öffnen und nach hinten zu falten. Das geht blitzschnell, und jetzt
bin ich auch beeindruckt.
    Als wir aus der Einfahrt rollen, entdecke ich Gina Berger, die junge
Göre von nebenan. Sie steht am Gartenzaun und winkt uns fröhlich zu. Gina ist
hübsch und studiert Medizin, und jedes Mal, wenn ich sie mit Martin
herumkichern sehe, zieht sich ganz automatisch mein Magen zusammen.
    Mit leichtem Unbehagen registriere ich, wie Martin zurückwinkt, und
auch ich hebe notgedrungen meine Hand und zwinge mich zu einem Lächeln. Das
steht auch in dem Buch. Männer reagieren ganz automatisch auf die Reize anderer
Frauen. Was aber nicht heißt, dass sie die eigene nicht lieben. Allerdings
sollten sie dann …
    Â»Ist recht hübsch, die kleine Gina«, sagt Martin plötzlich, und ich
glaube mich verhört zu haben. »Aber mit deinem Humor kann sie nicht mithalten«,
ergänzt er dann.
    Wow. Der hat das Buch aber genau gelesen. Und er hat es sogar
verstanden. Genau so etwas sollte ein Mann sagen, um die Situation zu
entschärfen. Ich bin ganz hin und weg. Also, das hätte ich Martin gar nicht
zugetraut. Dass er das so schnell verinnerlicht. Ich kann nicht anders, ich
muss mich schnell zu ihm hinüberbeugen und ihm einen Kuss auf die Wange geben.
    Er quittiert es mit einem überraschten Lächeln, dann sagt er: »So,
und jetzt werde ich dir mal zeigen, was dieses Baby kann!«
    Â»Nicht schlecht, was?« Martin strahlt wie ein kleiner
Junge, der seinen neuen Bagger vorführt. Gerade eben hat er den Wagen zum
tausendsten Mal voll beschleunigt und sich hundert Meter weiter hinter einer
stehenden Kolonne wieder eingebremst. Mir ist schlecht, und ich bekomme keine
Luft, weil es mich zuerst so hart in den Sitz und dann noch viel härter gegen
die Gurte gepresst hat. Könnte gut sein, dass ich längst einen Lungeninfarkt
erlitten habe, nur habe ich keine Ahnung, wie sich das anfühlt.
    Â»Weißt du was, Martin?«, keuche ich. »Vielleicht solltest du jetzt
mal ein bisschen langsamer fahren.«
    Â»Gefällt’s dir etwa nicht?«, fragt er verwundert.
    Typisch Mann. Kann gar nicht begreifen, dass nicht jeder so
begeistert ist von seinem Spielzeug.
    Â»Ã„h, nein … also doch, ja … es ist wirklich toll. Nur, die Leute
gucken schon.« Gerade noch elegant die Kurve gekratzt.
    Eigentlich stimmt es ja auch. Die Leute starren uns tatsächlich an.
Irgendwie ist mir das peinlich, weil Martin immer wieder wie ein Blöder aufs
Gas steigt und damit die anderen Verkehrsteilnehmer in Angst und Schrecken
versetzt. Andererseits aber – vor allem jetzt, wo Martin langsamer fährt –
genieße ich auch die neugierigen Blicke. Einige überholen uns sogar, um zu
sehen, wer in diesem Superschlitten sitzt, und dann starren sie uns an wie
seltene Tiere im Zoo. Einige – vor allem die Männer – reagieren mit
unverhohlener Begeisterung. Zuerst glotzen sie auf Martin, dann auf mich.
Meistens grinsen sie dann mit einer

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