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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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sagt Susi und wirkt ein bisschen enttäuscht.
»Und? Sonst noch was?«
    Â»Hm.« Ich denke nach, aber die Blicke der beiden setzen mich so
unter Druck, dass mein Gehirn auf einmal total blockiert ist. »Also, momentan
fällt mir nichts mehr ein.«
    Â»Schon okay, vielleicht reicht das schon«, sagt Susi. »Meiner Oma
fielen ja auch nicht so viele Wörter ein. So, jetzt nimm die Anfangsbuchstaben
und schreib sie nacheinander auf! Und, was hast du?«
    Wir starren alle drei auf das Wort, das ich hingeschrieben habe.
    Â»Sandra?« Susi mustert mich argwöhnisch von der Seite. »Gibt es eine Silke , von der wir nichts wissen?«
    Ich runzle die Stirn. »Nein, ich kenne keine Silke. Außer vielleicht … die Freundin meiner Mutter.«
    Susi schlägt sich die Hand vor den Mund. »Oh, mein Gott, und in die
bist du verliebt?«
    Â»Verliebt? Ich? Spinnst du?« Mir entfährt ein hysterisches Lachen.
»Die ist über sechzig und sieht aus wie … Und außerdem ist sie eine Frau !«
    Â»Jetzt bleib mal auf dem Teppich, Susi«, springt Kerstin mir bei.
»Das sind doch nur irgendwelche Buchstaben, die kann man beliebig miteinander
kombinieren. Man könnte zum Beispiel Kesil daraus
machen oder …«
    Â»Kennst du einen Kesil ?«, fragt Susi
hastig.
    Â»â€¦Â oder Selik  …«, fährt Kerstin fort.
    Â»Heißt nicht der Hausmeister von eurem Kindergarten so?« Susi guckt
wie ein Detektiv.
    Â»Nein, der heißt Selim«, sage ich und merke, wie ich ganz wirr im
Kopf werde.
    Â»Aha!«, ruft Susi. »Das heißt, wenn wir statt kantig
muskulös nehmen, dann … Wie
sieht der denn aus, dieser Selim?«
    Â»Jetzt reicht’s!« Ich schreie so laut, dass Susi und Kerstin
erschrocken in ihre Sitze zurückplumpsen. »Das sind doch nur irgendwelche
Wörter, und es gibt noch hundert andere Sachen, die mir zu Martin einfallen
würden, wenn ich meine Ruhe hätte!«, sage ich in wilder Entschlossenheit. »Und
überhaupt, das ist doch alles völliger Bockmist!«
    Die beiden starren mich entsetzt an. Dann sehe ich, wie Susis
Mundwinkel zu zucken beginnen. Ach, du meine Güte, jetzt fängt sie an zu
weinen! Dabei hat sie das doch nur gut gemeint, und ich wollte sie bestimmt
nicht …
    Ich mache schnell einen Schritt auf sie zu und will sie in die Arme
nehmen, um sie zu trösten, als sie plötzlich losprustet. Auch Kerstin kann sich
nicht mehr halten, und schließlich lachen wir alle drei, bis uns die Tränen
übers Gesicht laufen.
    Als wir uns wieder gefangen haben, brauchen wir erst mal ein paar
Taschentücher, um wieder klare Sicht zu bekommen. Dann stoßen wir auf Susis Oma
an und trinken, und Susi sieht mich nachdenklich an.
    Â»Und diese Silke ist dir nicht doch irgendwie besonders
sympathisch?«, fragt sie vorsichtig.
    Â»Nee, ganz bestimmt nicht.« Ich setze ein breites Grinsen auf. »Aber
dieser Selim, der hat ziemlich breite Schultern. Vielleicht hätte ich ja doch muskulös schreiben sollen.«

Er
    Ich bin ebenso überrascht wie erleichtert. Das Gebäude ist
auf stilvolle Art beeindruckend. Die Fassade zieren riesige Reliefs mit
halbnackten Barockengeln, und vor dem Eingang ragen drei riesige, goldene
Säulen vom Marmorboden bis hinauf zum Dach. Rein vom Äußeren her hätte man eher
auf ein Museum für antike Kunst getippt als auf ein Bordell.
    Als ich die Venusbar betrete, brauche ich ein paar Sekunden, bis
sich meine Augen vom hellen Sonnenlicht auf die gedämpfte Beleuchtung
umgestellt haben.
    Auch im Inneren ist alles vom Feinsten. Ich gehe durchs Foyer und
gelange in einen großen Barraum. Als meine Schuhe in einem zentimeterdicken
Teppich versinken, verharre ich kurz und lasse meinen Blick durch den Raum
schweifen. Zu meiner Linken gibt es eine Vielzahl von Nischen und Winkeln mit
gemütlichen kleinen Tischen und dick gepolsterten Sitzmöbeln, und direkt
gegenüber entdecke ich eine kleine Showbühne, die momentan leer ist. Rechts
erstreckt sich eine endlos lange Theke mit viel poliertem Messing, funkelnden
Gläsern und Spiegeln. Dahinter steht eine hübsche Frau mit kurzem, braunem Haar
und lächelt mir freundlich entgegen. Ich steuere sie an und nehme auf einem der
Barhocker Platz. Dabei zucke ich ein bisschen zusammen. Diese verdammte Sauna.
Der Splitter, den ich mir vorgestern eingezogen habe, scheint hartnäckig

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