Ich und er und null Verkehr
dafür?«
»Allerdings.« Ich erzähle die Geschichte von dem Wagen (ohne dabei
auf die peinliche Aufschrift und meinen Multi-Tasking-Selbstversuch einzugehen)
und von meinem Treffen mit Erich Bender.
»Dem gehört die Venusbar?«, fällt Michael mir verblüfft ins Wort.
»Ja, wieso? Kennst du den Laden?«
Als ihn plötzlich alle anstarren, wird er rot. »Nein, ich ⦠äh ⦠keine Ahnung. Nur vom ⦠Vorbeifahren,
wisst ihr ⦠Was ist das überhaupt für ein Laden?«
»Das ist ein Bordell«, erkläre ich genussvoll, und Claudia feuert
einen angeekelten Blick auf Michael ab.
»Jedenfalls brauche ich nur den juristischen Kram zu erledigen, und
damit ist die Sache erledigt.«
»Da bist du ja noch mal gut weggekommen«, stellt Henning fest.
»Ja, zehntausend sind kein Pappenstiel«, bestätigt auch Frankie.
»Bender hat mir sogar einen Bonus angeboten â den ich allerdings
nicht nutzen werde«, füge ich hinzu.
»Was denn?«
»Ich könnte gratis Dienstleistungen in der Venusbar konsumieren, ihr
wisst schon. Würde alles aufs Haus gehen. Nur habe ich da keinen Bedarf.«
Claudia verzieht das Gesicht. »Ist ja ekelhaft. Also, ich könnte mir
das nicht vorstellen, mit einem fremden Mann ⦠bääh.«
»Also, so ekelhaft bin ich dann auch wieder nicht«, protestiere ich.
»Ich meinte ja auch nicht dich. Aber allgemein, was glaubst du, was
da alles daherkommt â¦Â«
Michael schiebt sich ein bisschen näher an mich ran. »Ist das auch
übertragbar?«, fragt er, als Claudia für einen Moment auÃer Hörweite ist.
»Was?«, stelle ich mich blöd.
»Na, dieses ⦠Guthaben?«
»Wieso, hättest du es gerne?«
Als Michael unser Grinsen sieht, läuft er wieder rot an. »Ich?«,
sagt er mit hastiger Empörung. »Blödsinn! Ich hab das doch nicht nötig, ich hab
doch meine Klientinnen .« Er zwinkert uns zu. »Nein,
ich dachte nur, vielleicht für Frankie oder Henning â¦Â«
Die beiden reiÃen die Augen auf.
»Hast du sie noch alle?« Jetzt ist sogar Henning ein wenig aus der
Fassung, was selten passiert.
»Die nächste Runde geht auf dich!«, verdonnert Frankie Michael, und
der nimmt die Strafe widerspruchslos an.
Dann fällt mir noch etwas ein.
»Ach, übrigens, worum ich euch noch bitten wollte: Von dieser
Geschichte muss Sandra nicht unbedingt erfahren. Ihr kennt sie ja, womöglich
käme sie auf falsche Gedanken â¦Â«
»Apropos Sandra«, sagt Claudia. »Hat sich diese Sache zwischen euch
wieder eingerenkt?«
Ich nicke. »Ja, das haben wir geklärt. Funktioniert alles wieder
prächtig inzwischen.«
»Dann bin ich ja froh«, sagt Claudia erleichtert. »Aber eins
interessiert mich: Hat sie eigentlich gar kein Problem damit, dass du immer
hier rumhängst?«
»Nein, überhaupt nicht«, antworte ich. »Sie war da ja nie besonders
kompliziert, aber seit sie dieses Buch gelesen hat, ist es noch viel einfacher.
Sie hat ihre Rolle und ich meine. Und sie akzeptiert es, dass ich nach einem
harten Tag noch ein bisschen mit meinen Jagdgefährten am Lagerfeuer hocke.«
»Sie akzeptiert es, aber ist sie damit auch glücklich?«, fragt
Claudia skeptisch.
Ich nicke wieder. »Ja, sicher. Ihr geht es so gut wie noch nie.« Ich
nehme einen groÃen Schluck Bier. »Mir übrigens auch«, ergänze ich der
Vollständigkeit halber. »Total gut!«
Ich
So, jetzt habe ich erst mal meine Ruhe. Ich strecke die
FüÃe von mir und blinzle träge in die Sonne.
War gar nicht so einfach heute. Kerstin hat sich einen grassierenden
Virus eingefangen und muss zu Hause das Bett hüten, und wenn man die Gruppe
alleine beaufsichtigen muss, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Aber den
schwierigsten Teil des Vormittags habe ich jetzt hinter mir, und nachdem die
Kinder ihr Pausenbrot verputzt haben, kann ich mich endlich dem gemütlichen
Teil widmen: Auf der Bank im Hof sitzen und den Kindern beim Spielen zusehen.
Schön ist das. Ãber mir sitzen ein paar Vögelchen im Baum und
zwitschern vergnügt ihre Lieder. Richtig entspannend.
Okay, ganz entspannt bin ich nicht. Die letzten Tage habe ich so ein
Kribbeln im Bauch, das immer stärker zu werden scheint. Ein paar Dinge laufen
nämlich nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt
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