Ich und er und null Verkehr
Das könnte natürlich für Lick
eins stehen. Oder für â Leck eine! Auf einmal durchläuft es mich siedendheiÃ.
Verdammt noch mal! Darum starren diese Menschen mich
so an, und darum dieses Getuschel. Die müssen mich
doch glatt für einen Zuhälter halten, mit dieser Karre.
Und gestern, als ich mit Sandra unterwegs war, da dachten die Leute
wahrscheinlich â¦
Okay, eines ist klar: Das darf sie nie erfahren!
Und diese Sache hier ist nie geschehen!
Ich
»Siehst du, mit dem nötigen Verständnis füreinander ergibt
sich die Harmonie ganz von selbst.« Kerstin strahlt voller Stolz.
Wir sitzen wieder auf unserer Bank im Hof und haben endlich Zeit für
ein Gespräch.
Bis dahin war der Vormittag ziemlich stressig gewesen.
Gleich in der Früh kam Klaras Mutter daher und wollte wissen, warum
es in diesem Kindergarten eigentlich keinen Französischunterricht gibt. Wo sich
die Sprachzentren der Kinder doch in diesem Alter ausprägen und überhaupt
bekannt sei, dass Sprachkenntnisse ein unabdingbares Muss für die zukünftige
Generation seien. Als wir ihr dann klarzumachen versuchten, dass die meisten
Kinder schon mit dem bisschen stümperhaften Englisch, das wir anbieten, ihre
Mühe haben, erklärte sie uns für pädagogische Totalversager und drohte uns eine
umfassende Beschwerde bei den zuständigen Gremien an.
Als Nächstes machten wir die Entdeckung, dass irgendein Lausebengel
(es war Robert, das zeigte sein aufsässiges Grinsen, nur konnten wir es ihm
nicht beweisen) sämtliche Zeichnungen der letzten Woche von der Pinnwand
genommen und durch den Aktenvernichter in unserem Büro gejagt hatte. Das Heulen
der Kinder war markerschütternd, und wir hatten alle Hände voll zu tun, um
gemeinsam ihre Jahrhundertwerke zu rekonstruieren.
Kaum waren wir damit fertig, kam Kevin mit blutender Nase
angelaufen, und wir mussten Sebastian als Täter ermitteln, ihm in einem
Schnellverfahren den Prozess machen und ihn dazu verurteilen, Kevin als Strafe
seinen Nachtisch abzutreten.
Als wir dann Geschichten vorlesen wollten, sprang Sebastian in
gespielter Panik auf und zeigte mit aufgerissenen Augen in die Ecke. »Eine
Ratte, eine Ratte!« Ein Riesengekreische war die Folge.
Jedenfalls ging es ziemlich turbulent zu. Aber jetzt haben wir
endlich ein bisschen Ruhe â mal abgesehen von den hundert Dezibel, die die
Kinder beim normalen Herumtoben erzeugen.
»Du hast völlig recht«, stimme ich Kerstin zu. Ich habe ihr gerade
erzählt, wie gut es jetzt zwischen Martin und mir läuft. Was ja auch stimmt.
Wir verstehen uns so gut wie schon lange nicht mehr. Wir akzeptieren die
Schwächen und die Bedürfnisse des anderen, und es funktioniert. Wir sind
zufrieden und glücklich. Total glücklich. Könnte gar nicht besser sein.
AuÃer vielleicht gestern Abend. Da wirkte Martin ziemlich
niedergeschlagen, als er nach Hause kam. Ich vermute mal, es lag daran, dass er
den Sportwagen wieder zurückgegeben hatte. Das muss ein schwerer Verlust für
ihn gewesen sein, wo er doch so begeistert davon war. Und vielleicht hatte es
auch was bei der Arbeit gegeben, aber ich habe nicht weiter nachgebohrt. Wir
haben vereinbart, dass Martin mir nichts mehr von seinen beruflichen
Angelegenheiten erzählt, damit es nicht wieder zu so einem Missgeschick wie mit
diesem Fall Lorenz kommt. Ich meine, schlieÃlich wissen wir jetzt, dass eine
Frau sich gewisse Dinge von der Seele reden muss .
Wozu mir also Geheimnisse anvertrauen, die ich dann ja doch nicht hüten könnte?
Und ich habe mitgekriegt, dass er Schmerzen hat. Als er sich an den
Esstisch setzen wollte, verzog er sofort das Gesicht. Er meinte schlieÃlich, er
wolle lieber auf der Couch essen, was er dann auch tat. Und zwar seitlich
liegend. Da fiel es mir dann wieder ein: Seine Turnübungen in der Sauna, da
hatte er sich doch was eingezogen. Natürlich hätte er sich lieber die Zunge
abgebissen, als das zuzugeben, und als ich nachsehen wollte, wurde er ziemlich
ärgerlich. Wobei ich mir gar nicht sicher bin, was ihm gröÃere Sorge bereitete:
einzugestehen, dass seine selbstgebastelte Sauna Schrott ist, oder sich den
Allerwertesten von mir untersuchen zu lassen.
Andererseits ist er natürlich selber schuld, wenn er sich nicht
helfen lässt. Muss er sich eben zu einem Arzt begeben â was sicher nicht
weniger peinlich wird.
Ansonsten verlief der Abend aber
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