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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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playin’ in
the street gonna be a big man some day, you got mud on yo’ face, you big
disgrace kickin’ your can all over the place … We will, we will rock you … Singin’ we will, we will rock you  … «
    Kaum habe ich losgelegt, reißen die Kinder entsetzt ihre Augen auf
und hören mit dem Trommeln und Klatschen auf. Und als ich mit der ersten
Strophe fertig bin, fangen die ganz Kleinen an zu weinen. Ich halte sprachlos
inne. Was ist nur los mit diesen Kindern? Haben die denn überhaupt keine Ahnung
von guter Musik?
    Ich gebe auf. Sollen sie ihre Lieder doch mit den Tanten singen, ich
vergeude hier ja doch nur mein Talent.
    Â»Alles klar, Kinder!« Ich bemühe mich um ein fröhliches Grinsen.
»Ich fürchte, wir haben nicht den gleichen Musikgeschmack. Machen wir eben was
anderes, okay?«
    Wenigstens hören sie jetzt auf zu weinen. Ich atme auf.
    Â»Erzählst du uns eine Geschichte?«, fragt eine von den ganz Kleinen
schüchtern. Sie hat große Kulleraugen wie ein Mon-Chi-Chi-Äffchen. Das muss
Aisha sein. Ich kenne sie von Sandras Erzählungen, sie ist ihr Lieblingskind.
    Â»Welche wollt ihr denn hören?«, frage ich unvorsichtigerweise.
    Â»Den Struwwelpeter.«
    Â»Frau Holle.«
    Â»Räuber Hotzenplotz.«
    Â»Der schlaue Tim und der doofe Max.«
    Ah, Sandras Geschichten sind auch darunter. Seltsam nur, dass sie
nach dem alten Titel fragen, wo der neue doch zehnmal besser klingt.
    Also gut. Wie gingen diese Geschichten schnell noch?
    Ah ja, Max Clever ist der Schlaue und Joey Dump die Vollnuss, der
dann immer auf die Schnauze fällt. Mir gefiel ja am besten die Episode, wo sie
in dieser neuen Disco sind und Tim sich mit dem DJ …
    Ein Blick in Aishas Augen sagt mir, dass diese Geschichte wohl doch
nicht hierher passt.
    Vielleicht doch lieber eins von den klassischen Märchen? Der
Struwwelpeter, genau. Der hatte doch mordsmäßig lange Haare und Fingernägel,
weil er … weil er … Gute Frage. Wieso eigentlich? Der hätte doch nur mal zum
Friseur gehen müssen.
    Also, der Räuber Hotzenplotz, der hatte eine riesige Keule und einen
Vollbart, und der … überfiel Leute. Ja sicher, der war ja Räuber. Und weiter?
    Gibt’s denn das, kenne ich nicht ein blödes Märchen?
    Mir wird warm. Ich ziehe mein Jackett aus und hänge es über die
Stuhllehne.
    Â»Wisst ihr was, Geschichtenerzählen ist eigentlich total
langweilig«, stelle ich fest. »Machen wir doch mal was ganz Neues: Ihr stellt
mir Fragen, und ich beantworte sie. Auf die Art lernt ihr wenigstens was
Vernünftiges.«
    Â»Was denn für Fragen?«, will jemand wissen.
    Â»Egal, was«, erkläre ich voller Zuversicht.
    Und dann geht es los.
    Â»Gibt es den Weihnachtsmann wirklich?«
    Â»Soweit ich weiß, gibt es vierhundert Millionen Kinder in der
christlichen Welt, glaubt ihr wirklich …?«
Große Kinderaugen hängen wie gebannt an meinen Lippen. »Ich meine, daran könnt
ihr sehen, was der für eine logistische Meisterleistung vollbringen muss, um
die alle gleichzeitig beliefern zu können.«
    Â»Und was ist mit dem Christkind?«
    Â»Das ist sein Assistent.«
    Â»Wen findest du cooler: Spiderman oder Superman?«
    Â»Superman, weil der aus Stahl ist und mit Überschall fliegen kann.
Und seinen Röntgenblick hat.« Ein unwilliges Raunen geht durch die
Spiderman-Fraktion. »Aber Spiderman ist auch toll«, beeile ich mich zu sagen.
»… weil er die Wände hochklettern kann und … äh … eine Spinne ist.«
    Â»Woher kommt der Schnee im Winter?«
    Â»Also, wenn die Temperatur unter null fällt und Wasser
kristallisiert …« Wieder große Augen. »… von der Frau Holle.«
    Â»Und wie macht die den?«
    Â»Mit Schneekanonen.«
    Â»Wo kommen die Babys her?«
    Â»Vom Storch.«
    Â»Nicht von den Bienen?«
    Â»Vom Storch und von den Bienen. Die Bienen
machen sie, und der Storch stellt sie zu. Das nennt man Joint Venture.«
    Mir wird immer wärmer. Heizen die hier im April? Auf einmal prallt
etwas von meiner Schulter ab. Das kann jetzt aber kein Wassertropfen gewesen
sein!
    Â»Hast du einen Penis?«
    Â»Ã„h … ja, den hat jeder Mann.«
    Â»Was ist ein Penis?«
    Schon wieder trifft mich irgendetwas. Als es zu Boden kullert, sehe
ich, dass es sich um einen roten

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