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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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    Â»Und wie willst du verhindern, dass er dich anruft und dir das
Treffen verbietet?«, fragt Susi.
    Â»Ganz einfach.« Ich betätige die Off-Taste an meinem Handy. »Wenn
Martin mich tatsächlich noch liebt, wird er im Prado auftauchen.«
    Â»Und wenn er dir eine Szene macht?«, fragt Susi mit großen Augen.
    Â»Das Risiko nehme ich gern in Kauf. Und falls er nicht auftaucht,
dann …« Ich schlucke trocken und
fühle, wie meine Augen zu schwimmen beginnen. »Dann kann Baumann mich haben –
falls er das überhaupt will.«

Er
    Wenn man zwischen Leben und Tod schwebt, reduziert sich
das ganze Dasein auf ein einziges Ziel: Überleben!
    Während ich auf den Krankenwagen wartete, achtete ich geradezu
panisch darauf, tief und regelmäßig zu atmen, und obwohl die Rettungsmannschaft
binnen weniger Minuten zur Stelle war, kam es mir vor wie eine Ewigkeit.
    Das Schlimmste daran waren die Gedanken, die mir durchs Gehirn
rasten. Die Selbstvorwürfe, die ich mir machte, weil ich Sandra
fälschlicherweise beschuldigt hatte, und die Angst, es nicht mehr
wiedergutmachen zu können. Jedes Mal, wenn sich diese Vorstellung in mein
Bewusstsein drängte, nahm der Schmerz in meiner Brust zu, und ich versuchte
verzweifelt, mich zu entspannen, mich auf meinen Herzschlag zu konzentrieren –
nicht zu sterben.
    Die Fahrt im Rettungswagen ging dann rasend schnell, und als wir im
Krankenhaus ankamen, machte ich die Erfahrung, die alle Menschen machen, wenn
sie vom Leben in den nahen Tod hinübertreten. Ich gelangte durch einen dunklen
Tunnel, an dessen Ende mich gleißend helles Licht erwartete.
    Wobei, in meinem Fall war der Tunnel ein langer, düsterer Gang,
durch den mich die Sanitäter schoben, und das helle Licht waren die grellen
Lampen, die im Behandlungszimmer auf mich niederstrahlten.
    Du darfst nicht aufgeben, redete ich mir verzweifelt ein.
    Atme. Atme!
    Dann schon wieder diese Gedanken. Ich hatte gar nicht erst versucht,
Sandra anzurufen – vermutlich wäre ich dazu ohnehin nicht imstande gewesen –,
weil ich es ihr ersparen wollte, im Warteraum der Notaufnahme bange Stunden zu
verbringen und dann dem Arzt gegenübertreten zu müssen, der, noch
blutüberströmt von der Notoperation, mit routinierter Trauer den Kopf schüttelt
und sagt: »Es tut mir leid. Wir haben alles Menschenmögliche versucht, aber er
hat es nicht geschafft …«
    Aarrgghh! Da ist er schon wieder, dieser Schmerz!
    Â»So, was haben wir denn für ein Problem?«, reißt mich eine tiefe
Stimme aus meinen panischen Gedanken.
    Ich schlage die Augen auf und sehe einen Mann mit grauen Haaren und
Vollbart, der sich über mich beugt und mich beäugt. Bei seinem Anblick zucke
ich zusammen. Der sieht genauso aus wie auf den Gemälden in den Kirchen.
    Ist das er ?
    Â»Ich bin Dr. Schwarz«, stellt er sich vor, und ich atme vor
Erleichterung tief aus. Es wäre nämlich ein bisschen zu früh gewesen für das
Jüngste Gericht, in meinem bisherigen Leben gibt es ein paar Sachen, die
vielleicht nicht so günstig …
    Â»Hallo! Wollen Sie mir jetzt sagen, was Sie haben?«, fordert Dr.
Schwarz mich noch einmal auf und klingt dabei ein bisschen ungeduldig.
    Â»Das Herz«, hauche ich mit schwacher Stimme. »… Infarkt.«
    Â»Infarkt? So so«, murmelt er und zieht die Augenbrauen hoch. Dann
wendet er sich dem Gerät zu, an das sie mich mit tausend Kabeln angeschlossen
haben, und studiert den Bildschirm, auf dem eine bunte Linie im schwachen
Rhythmus meines Herzens hüpft.
    Na, der hat ja die Ruhe weg, das muss ich schon sagen. Sieht der
nicht, dass es sich hier um einen absoluten Notfall handelt? Will er nicht
irgendwas tun? Mir einen Bypass legen, zum Beispiel, oder einen
Herzschrittmacher einpflanzen?
    Â»Wie hat es denn begonnen?«, fragt er und zeigt noch immer keine
Anzeichen von Hektik. Ah, wahrscheinlich macht er das absichtlich. Der gibt
sich nur so ruhig, damit ich mich nicht aufrege. Weil er genau weiß, dass mich
jede noch so kleine Aufregung binnen Sekunden ins Jenseits befördern könnte.
    Die Vorstellung versetzt mich gleich noch mehr in Panik.
    Â»Vorhin im Büro …«,
flüstere ich und merke, wie mir der Schweiß auf die Stirn tritt. »… die plötzliche Aufregung … und dann die
Schmerzen … hier.« Mit

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