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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Adresse der Kanzlei ins Telefon hauchen.
    Dann entgleitet das Handy meiner kraftlosen Hand.

Ich
    Â»Siehst du? Original Keira Knightley«, meint Susi stolz.
    Okay, wie Keira Knightley sehe ich nicht aus, und das werde ich auch
nie, aber ich sehe gut aus, das kann ich bei aller Bescheidenheit behaupten.
    Susi hat mir ein Make-up verpasst, das eine gelungene Mischung aus
Unschuld vom Lande und intellektueller Vamp ist, und es passt hervorragend zu
meiner Kleiderwahl. Ich habe mich für ein halblanges, schwarzes Wickelkleid
entschieden, dazu nicht zu hohe Pumps und ein glitzerndes Collier von
Swarovski. Verführerisch, aber doch dezent, so lautet meine Devise für den
heutigen Abend.
    Â»Du solltest das professionell machen«, sage ich anerkennend.
    Â»Im Grunde kommt es nur auf die Farbzusammensetzung an«, doziert
Susi. »Genau wie bei meinem Job. Du kannst das schönste Hotel bauen, aber wenn
die Farben nicht harmonieren, fühlt sich keiner darin wohl.«
    Ich gucke auf die Uhr. Schon nach sieben. Allmählich macht sich in
meinem Bauch ein leichtes Kribbeln bemerkbar. In weniger als einer Stunde werde
ich mit einem der größten Verlagsbosse in einem der besten Restaurants der
Stadt dinieren, und ehrlich gesagt fühle ich mich der Sache nicht ganz
gewachsen.
    Ich meine, was ist, wenn der sich mit mir über alle möglichen Bücher
unterhalten will? Sicher hat er Millionen davon gelesen, und wahrscheinlich
will er mit mir über irgendwelche Klassiker fachsimpeln, die ich nicht mal vom
Hörensagen kenne.
    Deshalb habe ich mir auch eine Taktik zurechtgelegt. Wenn er mich
nach meinem Lieblingsbuch fragt, werde ich sagen: » Der
kleine Prinz von Saint-Exupéry.« Das sagt jeder zweite Promi, wenn man
ihn darauf anspricht, und ich glaube, dieses Buch ist auch in intellektuellen
Kreisen anerkannt. Wobei ich hoffe, dass Dr. Baumann nichts Genaueres hören
will, denn gelesen habe ich es ja noch nicht.
    Außerdem habe ich noch Goethes Faust in
meinem literarischen Repertoire – mit dem haben sie uns in der Schule exzessiv
gequält – und Animal Farm und 1984 von George Orwell. Vor allem bei Animal Farm kann ich
mich noch an einiges erinnern, vor allem daran, dass die Schweine richtige … na
ja, Schweine waren.
    Â»Was hast du? Bist du nervös?«, fragt Susi, als sie meinen
angespannten Gesichtsausdruck bemerkt.
    Â»Kann man wohl sagen«, gestehe ich. »Der Gedanke, mit einem
wandelnden Literaturlexikon zu Abend zu essen, ist nicht gerade beruhigend.«
    Susi zieht ein nachdenkliches Gesicht. »Du brauchst etwas zum
Lockerwerden«, entscheidet sie dann und verschwindet in der Küche. Ich höre das
Klimpern von Geschirr und Eiswürfeln, dann kommt sie mit zwei Cocktailgläsern
mit leuchtend rotem Inhalt zurück.
    Â»Was ist das?«, frage ich misstrauisch.
    Â»Zuerst kosten!«, befiehlt sie und stößt mit mir an.
    Ich nehme vorsichtig einen Schluck. »Hm, lecker. Was ist das?«,
frage ich.
    Â»Red Bull mit rotem Wodka«, klärt sie mich auf.
    Â»Wodka? Ist das nicht ein bisschen stark? Ich will nicht, dass Dr.
Baumann mich gleich bei unserem ersten Rendezvous nach Hause tragen muss.«
    Â»Ihn würde das vermutlich nicht stören«, meint Susi grinsend. »Wer
weiß, vielleicht will er dich ohnehin betrunken machen.«
    Â»Ach, Quatsch, Susi, der ist nicht so. Dr. Baumann ist total seriös.
Der hat es nicht nötig, eine Frau betrunken zu machen, um sie dann
abzuschleppen.«
    Â»Wie du meinst«, erwidert Susi. »Ich sage nur eins: Midlife-Crisis!«
    Â»So alt ist der doch gar nicht. Höchstens fünfundvierzig, schätze
ich.«
    Â»Das sind überhaupt die Schlimmsten«, behauptet Susi sofort. »Am
Beginn der Krise, aber körperlich noch gut in Schuss. Ich bin mir jedenfalls
ziemlich sicher, dass er versuchen wird, dich anzubaggern.«
    Â»Ich weiß nicht«, sage ich zögernd. »Das kann ich mir bei ihm gar
nicht vorstellen. Ein bisschen Flirten, ja, aber dass er gleich aufs Ganze geht …«
    Â»Egal, du wirst es ja bald herausfinden«, sagt Susi schulterzuckend
und trinkt einen Schluck. »Weißt du schon, wie du reagieren wirst, falls er es
doch versucht?«, fragt sie dann neugierig.
    Â»Das ist doch wohl klar!«, antworte ich entrüstet. »Ich würde ihn
abblitzen lassen!.«
    Â»Wegen Martin?« Susi betrachtet mich

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