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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Krankheit, gegen die es keine Mittel gibt. Ich bin ein Schaf, das sich von der Herde entfernt hat. Aber ich kehre immer wieder hierher zurück, zum Vater, zu Ihnen, und schreie auf Knien meinen Schmerz und meine Reue heraus.«

18
    Der letzte Mohikaner, oder besser: die letzte Mohikanerin.
    »Sehen Sie das? Sehen Sie, wie er mich zugerichtet hat?«
    Der Polizist verkniff sich ein Grinsen, was das Mädchen nur noch wütender machte.
    »Finden Sie das etwa lustig? Ich absolut nicht.«
    Maria Dolores beobachtete das Schauspiel von weitem und fragte sich, was da wohl vor sich ging.
    »Ich möchte Anzeige erstatten. Ich habe ihn mit meinem Handy aufgenommen, hier, das ist das Schwein. Wenn ihr euch ein wenig beeilt, dann könnt ihr ihn vielleicht noch erwischen. Er ist gerade aus dem 60er Bus gestiegen, an der Piazza Duomo.« Das Mädchen drehte sich etwas zur Seite und sofort begriff Maria Dolores, was geschehen war.
    Der Haardieb hatte wieder zugeschlagen. Er bewegte sich geräuschlos, wählte fast immer ein Opfer mit wallendem Haar und schnitt ihm dann, zack, ein Stück davon ab, gewöhnlich genau die Hälfte. Dann verschwand er mit seiner Trophäe.
    Das Mädchen trug nun einen asymmetrischen Haarschnitt: Auf der rechten Seite war ihr schwarzes Haar dreißig Zentimeter lang, auf der linken gerade noch eine Handbreit. Heimlich abgeschnitten und dem Opfer unwiderruflich entwendet. Belästigung oder Diebstahl, das war nicht die Frage. Maria Dolores wollte vielmehr sein Motiv wissen.

19
    Michele Conti: »Auf einer Beliebtheitsskala von eins bis zehn – ein Mann, der dir das Hirn wegvögelt.«
    Maria Dolores Vergani: »Was für eine Frage soll das denn sein?«
    Michele Conti: »Auf einer Beliebtheitsskala von eins bis zehn – ein Mann, der dir das Hirn wegvögelt.«
    Maria Dolores Vergani: »Kommt darauf an.«
    Michele Conti: »Durchgefallen.«
    Maria Dolores Vergani: »Warum? Kommt darauf an, wer es ist, und ob er mir gefällt.«
    Michele Conti: »Durchgefallen.«
    Maria Dolores Vergani: »Neun.«
    Michele Conti: »Du bist dran.«
    Er spürte, dass sie nicht bei der Sache war und fuhr daher schweres Geschütz auf. Es kam sogar vor, dass er sie überhaupt nicht spürte. Dass sie komplett abwesend war. Nicht nur, weil sie zu viel arbeitete, sondern weil sie endlose Telefonate führte. Aber er wusste nicht, mit wem sie telefonierte.
    Michele Conti: »Los, stell du eine Frage.«
    Sie kannte dieses Spiel. Wusste, was er hören wollte. Und vor allem welche Bestätigungen er brauchte. Sie waren ein Paar. Er ein Kollege. Er arbeitete bei den NOCS , einer Spezialeinheit der italienischen Polizei, deren Gründung in die Jahre des Terrorismus zurückreichte. Ein Spezialkommando, das den Weg frei räumte und der Terroreinheit DIGOS bei ihren gefährlichsten Einsätzen Rückendeckung gab. Das bedeutete überraschende Reisen für streng geheime Missionen und eine schwer vorauszuplanende Rückkehr. Er verkörperte genau das, was viele Frauen mit dem Begriff Mann assoziierten: stark, beschützend, vertrauenerweckend. Jemand, der es verstand, eine Frau zu nehmen. Zu führen.
    Maria Dolores Vergani: »Wenn wir uns länger als zwei Tage nicht sehen, vermisst du mich dann?«
    Michele Conti: »Ja.« Dann folgt die nächste Frage: »Auf einer Beliebtheitsskala von eins bis zehn – ein Mann, der eifersüchtig ist?«
    Maria Dolores Vergani: »Zehn. Das weißt du. Und du? Bist du eifersüchtig?«
    Michele Conti: »Ja. Aber nur auf die Besten. Sind es viele?«
    Maria Dolores Vergani: »Nein«.
    Michele Conti: »Wie viele?«
    Maria Dolores Vergani: »Zwei?«
    Michele Conti: »Ich bringe sie um.« Sie lachte.
    Maria Dolores Vergani: »Sag mir lieber, wann du zurückkommst.«
    Michele Conti: »Morgen vielleicht.«

20
    Hitze. Feuchtigkeit. Schwüle. Eine undurchlässige Glocke über den Köpfen der Mailänder. Ein eigenartiger Herbstanfang. Seit zwei Tagen nichts als Regen. Gegen Abend hörte er auf, und die Nacht über verdunstete das Wasser. Flüssige Bläschen bildeten sich auf dem Asphalt. Der unverwechselbare Geruch von nassem Beton, der trocknete. Ein Geruch, der in die Nase stieg, den Atem verkrustete, bis er schließlich regelmäßig wurde und der Schlaf einen übermannte. Für Maria Dolores, die sich nicht davon abbringen ließ, bei geöffnetem Fenster zu schlafen, ein kurioses Phänomen. Wie auch an diesem Abend. Doch dann hatte sie plötzlich etwas aus dem Schlaf gerissen. Die nicht enden wollende Sirene eines Krankenwagens. Sie stand

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