Ich vergesse dich niemals
wohl öfters der Fall war.
Ich hatte mir zwar immer eine kleine perfekte Familie vorgestellt, aber anscheinend war das überhaupt nicht der Fall. Und irgendwie tat dies zu wissen wirklich gut. Zum ersten Mal blickte ich auf meinen Teller. Darauf waren ein Schweinesteak, Erbsen und Möhrengemüse und Kartoffeln drapiert. Es sah lecker aus und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Da alle anderen auch schon aßen, begann ich ebenfalls damit mir den ersten Bissen in den Mund zu schieben. Es sah nicht nur lecker aus, sondern schmeckte auch ziemlich gut. Wieder fuhr mir das Bild meiner Mutter durch den Kopf. Ihr Essen war unantastbar und immer als das beste der Welt in meiner Erinnerung. Daran konnte auch Elinas leckeres Essen nichts ändern.
Eine Weile schwiegen alle und aßen einfach. Jason hatte das Steak schon runter geschlungen und stocherte nur noch in dem Gemüse und den Kartoffeln herum. Aber ich nannte das einfach mal essen. „Wer hat dich denn eben angerufen Claire?“ Dad schien ein Gespräch eröffnen zu wollen. Ich musste lächeln über den Versuch. „Sam. Ich hatte vergessen ihn anzurufen.“
„Ah… ich mag den Jungen. Er ist wirklich nett.“
„Ja das ist er.“ Wieder Ruhe. Jason zerquetschte mit gelangweilter Miene seine Kartoffeln. Es war irgendwie lustig ihm beim
Essen
zuzusehen. Ich wollte meinem Vater beim Tischgespräch helfen. Es tat mir leid. Denn immerhin gab er sich eine solche Mühe. „Soll ich eigentlich gleich morgen in die Schule?“ Dad schien wirklich froh zu sein, dass ich etwas sagte. „Nein morgen kannst du dich in Ruhe erst einmal ausbreiten. Wir haben gedacht übermorgen, also Donnerstag, wäre besser. So hast du noch einen Tag um dich an alles zu gewöhnen.“ Ich nickte langsam. „Okay.“ Mehr zu sagen fiel mir nicht ein. „Schatz ich muss heute auch noch zum Frauenarzt. Fährst du mich hin?“ Gabrielle sah Dad mit einem liebevollen Blick an. Dieser veranlasste mich wieder dazu auf meinen Teller zu sehen und mir den nächsten Bissen in den Mund zu schieben. „Klar. Wann musst du denn da sein?“
„In einer Stunde.“
„Kein Problem Liebes.“ Wieder erinnerte das dumpfe Gefühl in meinem Magen daran das dies die falsche Person war zu der er
Liebes
sagte und bereitete mir einen Kloß im Hals. „Jase was hast du heute noch so vor?“ Gabrielle sah ihren Sohn mit Neugier an. Es kam mir wieder gespielt vor. Sie war eine sehr gute Schauspielerin. Jason hingegen gar nicht. Obwohl er es auch nicht zu versuchen schien. „Was weiß ich. Irgendwas… weit weg von hier.“ Ich hätte mich fast an meinem Stückchen Steak verschluckt als er das sagte. Zum Glück nur fast. Gabrielle lächelte als hätte ihr Sohn einen Scherz gemacht. Mein Dad jedoch warf Jason einen warnenden Blick zu. Den schien dieser nicht einmal zu bemerken. Jason stand einfach auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Nicht nur ich sah ihm entsetzt und verblüfft hinterher. Wow und ich hatte gedacht ich würde es den beiden schwer machen. Aber sie schienen genügend Probleme mit ihm zu haben. Elina kam angelaufen und schnappte sich Jasons Teller. Auf dem sich noch alles außer dem Steak befand. Sie grinste als sei sie es schon gewohnt und ging zurück in die Küche. Dad und Gabrielle hatten ebenfalls aufgegessen und auch ich tat endlich meinen letzten Bissen. Als würde es Elina spüren kam sie wieder und nahm die drei Teller an sich. Ich fand es immer noch komisch das nicht selber zu tun. „Möchte jemand Nachtisch haben?“ Dabei sah Elina vorwiegend mich an. Ich schüttelte den Kopf, ebenso wie Dad und Gabrielle. Bestimmt war ihnen der Appetit vergangen. Wir alle drei erhoben uns fast gleichzeitig. „Gabby und ich machen uns jetzt fertig und fahren dann weg. Du kommst sicher zwei drei Stunden allein klar, oder? Denn wir wollen auch noch Einkaufen fahren.“
„Klar das ist kein Problem. Bis später.“
Nachdem ich mit Sammy bestimmt eine halbe Stunde telefoniert hatte, machte ich mich daran einige meiner Habseligkeiten zu verstauen. Ich begann mit meinen zwei Koffern voller Klamotten die im großen Schrank verstaut werden mussten. Da diese Arbeit bestimmt Stunden beanspruchen würde, holte ich meinen Laptop hervor und spielte meine Lieblingsmusik ab. Das erste Lied war von
Christina Perri – Jar of Hearts
. Keine gute Auswahl, denn nun spürte ich wie die Traurigkeit mich übermannte. Ich bekam gleichzeitig eine Gänsehaut und feuchte Augen. Dabei wollte ich doch nicht mehr weinen.
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