Ich vergesse dich niemals
durchbrochen hatte. „Was möchtest du dir denn ansehen?“
„Ich wollte in den Central Park fahren.“
„Bist du dir sicher, dass du den ganz allein findest? Er ist zwar gerade mal eine viertel Stunde von hier entfernt, aber ich gebe dir lieber eine Karte mit zur Sicherheit. Oder soll ich dich lieber hinfahren?“, mischte sich nun auch mein Dad mit ins Gespräch ein. „Nein, nein das brauchst du nicht. Ich fahre selber hin. Trotzdem danke.“
„Jason möchtest du nicht Claire ein wenig die Gegend zeigen. Das wäre doch schön. So könntet ihr beiden euch gleich ein wenig kennenlernen", erwiderte nun Gabby fröhlich grinsend an ihren Sohn gewandt. Sie selber fand ihre Idee sichtlich großartig und auch meinem Dad schien dies zu gefallen, da die beiden sich breit angrinsten und uns abwechselnd hoffnungsvolle Blicke zuwarfen. Jason und mir hingegen gefiel diese Idee gar nicht. Mir fiel beinahe der Mund auf und ich wollte protestierend aufschreien, doch ich konnte es gerade noch so verhindern. Jason dagegen sah mit blitzenden Augen auf und bedachte seine Mutter mit einem tödlichen Blick. „Nein danke", kam es trocken und mit rauer Stimme von seiner Seite und er blickte wieder auf seinen Teller und malträtierte weiterhin seinen Auflauf. „Jason stell dich doch nicht so an. Das ist doch eine schöne Idee und Claire ist es sicherlich auch lieber nicht allein in den Central Park zu fahren.“ Wieder kam mir mein Protest nicht über die Lippen, da ich Gabbys hoffnungsvollen Blick sah und ein schlechtes Gewissen bekam. Also schwieg ich weiterhin und versuchte zu lächeln. „Kein Bock. Die findet den Weg schon alleine.“
„Jason!“ Gabbys Stimme war gerade um eine Oktave höher geworden und auch um einiges lauter. Da mir die ganze Situation unangenehm war, schaute ich schnell auf meinen Teller und schob mir eine Gabel in den Mund. „Sei nicht immer so ein Sturkopf. Ich möchte das du Claire die Gegend zeigst.“
„Mir doch egal was du willst", entgegnete Jason wieder mit gelangweilter Stimme. „Jason rede nicht so mit deiner Mutter.“ Beruhigend umfasste mein Vater Gabbys Hand und strich zärtlich darüber. Ich spürte wieder mal den Stich in der Brust, als ich das sah. „Es ist schon okay. Wenn Jason nicht möchte muss er auch nicht. Ich komme allein klar", verteidigte ich mich leise, da ich keinen Streit wollte und auch sowieso keine Lust auf einen Tag mit Jason hatte. „Da habt ihr es", kam die arrogante und unterkühlte Antwort von Jason. Daraufhin erhob er sich und dabei schürfte der Stuhl laut über den Boden. Unwillkürlich bekam ich eine Gänsehaut. „Jason setz dich sofort wieder hin. Wir anderen haben noch nicht aufgegessen. Außerdem dulde ich keine Widerrede. Du gehst mit Claire in den Park. Haben wir uns verstanden?“ Ich sah ein kurzes Lächeln über Jasons Gesicht huschen und er warf mir einen undefinierbaren Blick zu, bevor er wieder seinen Killerblick aufsetzte. „Sorry ich hab Besseres zu tun, als dieses Kind durch die Stadt zu führen.“ Das KIND? Hallo! So ein Blödmann. Nicht nur ich sah meinen Stiefbruder daraufhin empört an. Auch Gabby stand der Mund offen und sie schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Jason ließ dies kalt und er stapfte unberührt aus der Küche und knallte die Tür hinter sich zu.
Es herrschte Totenstille in der Küche. Nicht mal Elina gab einen Ton von sich. Dann sprang mein Dad plötzlich ohne ein Wort von seinem Stuhl auf und lief Jason hinterher. Ich sah starr auf meinen Teller. Mein Appetit war mir nun gründlich vergangen und die Lust auf meine Fahrradtour ebenfalls. Gabby sah aus, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. Als sie jedoch meinen Blick sah, lächelte sie mich freundlich an. Dabei lag ihre Hand zur Faust geballt auf dem Tisch. Ich bewunderte sie dafür, wie sehr sie um Frieden bemüht war und die Fassung behielt. Ich hätte es sicherlich nicht gekonnt. „Ich geh dann mal auf mein Zimmer“, flüsterte ich beinahe mit schwacher Stimme und erhob mich langsam. Mit leisen Schritten schlüpfte ich zum Flur hinaus und ging nach oben. Ich konnte durch Jasons Zimmertür gedämpft die Stimme meines Vaters hören, bevor ich mich in mein Zimmer verkroch.
Nach einer Weile klopfte es an meiner Tür. Schnell stand ich von der Couch auf und öffnete sie. Vor mir stand mein Stiefbruder mit verbissener Miene. Ich ließ mir meine Überraschung nicht anmerken. „Um drei unten in der Garage.“ Mehr sagte er nicht, ehe er sich wieder
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