Ich vergesse dich niemals
erzählt und so gesprochen als würde er sie persönlich kennen. Außerdem hatte er davon gesprochen, dass sie nun an einem besseren Ort war und Gott sie mit Freuden wie einen alten Freund in Empfang genommen hatte. Das hat mich nicht glücklich sondern wütend gemacht. Meine Mutter war zwar getauft gewesen, hatte jedoch trotzdem nicht wirklich an einen Gott geglaubt. Und seit ihrem Tod war ich mir ganz sicher, dass es keinen Gott gab. Denn ein gütiger Herrscher unserer Welt würde es niemals zulassen, dass ein solch wunderbarer Mensch wie meine Mutter ihr Leben verlor. Und der Quatsch das es ihr dort oben im Himmel besser ging, war erstunken und erlogen. Das wurde den Leuten nur erzählt, damit sie nicht so langer trauerten und beruhigt waren. Aber es war völliger Humbug und das wusste auch jeder, wenn er es sich nur eingestehen würde.
Nein, ich vergoss keine Träne während der kirchlichen Trauerfeier und hielt einfach nur Sammys Hand ganz fest in meiner. All diese Menschen - die mit mir zusammen in der Kirche saßen - kannten meine Mutter kaum. Außer ein paar Ausnahmen, wie ihre beste Freundin Miranda und Sammy. All die anderen Leute, die gekommen waren, hatte eigentlich keine Ahnung was meine Mutter für ein Mensch war. Sie kannten sie vielleicht flüchtig, weil sie im selben Dorf wohnten oder in die gleiche Klasse gegangen waren. Sogar Oma und mein Vater kannten Mum nicht richtig. Niemand kannte sie so wie ich und niemand tat es so weh wie mir das sie für immer fort war. Die ersten Tage war ich sogar sauer auf sie gewesen, da sie mich so allein in dieser großen kalten Welt zurückgelassen hat. Aber nun wünschte ich mir nur ein Zeichen von ihr. Denn ich wusste das sie noch hier war, um auf mich aufzupassen, so wie sie es immer getan hatte. Nachdem ein Mensch starb konnte doch nicht einfach alles so plötzlich vorbei sein. Die Welt drehte sich zwar weiter und alles ging seinen gewohnten Gang. Aber der Mensch kann doch nicht einfach tot sein und für immer fort. Ich konnte das einfach nicht glauben und wollte es auch nicht.
Nachdem die Trauergemeinde auf den Friedhof zum Grab meiner Mutter geschritten war, durfte jeder seine letzten Worte an meine Mutter richten. Ich war als erste an der Reihe und spürte mich die Blicke der anderen von hinten durchbohrten. Ich musterte einige Sekunden den großen weißen Steinsarg, in dem der tote Körper meiner Mutter lag. Mich kostete es so viel Überwindung wie noch nie zuvor ihr meinem Leben etwas zu ihr zu sagen. Ich sprach so leise, dass nur ich verstehen konnte was ich zu ihr sagte. „Mum… ich weiß wirklich nicht was ich dir sagen soll. Du kannst dir nicht vorstellen wie schwer das alles hier für mich ist. Ich wünschte ich hätte dich nicht dazu gedrängt rechtzeitig das Flugzeug zu erwischen…“ Ich holte tief Luft und drückte die weiße Rose in meiner Hand fest. Ich spürte wie die Dornen sich in meine Haut bohrten, aber es war mir egal. „Du warst die beste Mutter auf der ganzen Welt für mich und mein Leben wird ohne dich einfach leer sein. Durch dich habe ich angefangen zu singen und nun habe ich Angst, dass ich es nie wieder tun kann, weil es mich so schmerzlich an dich erinnert. Ich werde dich immer lieben Mum und niemals vergessen. Du warst nicht nur meine Mutter, sondern auch meine beste Freundin. Mein Herz hat dich für immer eingeschlossen und all die Erinnerungen die wir gemeinsam erlebt haben…“ Ich warf die weiße Rose auf den Sarg meiner Mum. Ich hatte mich für weiße Rosen entschieden, denn ich wusste, dass dies die Lieblingsblumen meiner Mutter waren. Ich war die Einzige. Alle anderen hielten rote Rosen in der Hand. Ich musste schmunzeln. Nur ich kannte meine Mutter wirklich und wahrhaftig. „Ich liebe dich“, flüsterte ich mit tränennassen Augen und wandte mich langsam vom Sarg ab. Sammy schmiss als nächster seine Rose auf den Sarg und verabschiedete sich mit einigen Worten, welche ich nicht verstand. Dann kam er zu mir und nahm mich in den Arm. Er sagte nichts, denn er kannte mich einfach zu gut und wusste, dass ich im Moment nicht reden wollte. Er war einfach der beste Freund den man sich nur wünschen konnte und bald schon wurde er mir auch noch genommen. Ich hatte jetzt schon riesige Angst davor.
Ich beobachtete all die Menschen die nacheinander an das Grab meiner Mutter traten und letzte Worte an sie richteten. Viele von ihnen weinten, obwohl mir davon die meisten unbekannt waren. Die Leute die nicht weinten, standen
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