Ich vergesse dich niemals
entweder still im Hintergrund oder tuschelten leise mit jemandem anderes. In mir keimte Wut auf über diese Menschen. Wieso kamen sie zu einer Beerdigung, wenn sie sie doch eigentlich nicht mal zu interessieren schien? Wieso kamen diese Menschen, obwohl sie meine Mutter nicht einmal richtig gekannt hatten? Es ging mir einfach nicht in den Kopf. Nun war ich einerseits froh von hier fortzuziehen, dachte ich einen Augenblick lang. Doch ich wusste, dass es eine Lüge war. Ich würde alles dafür tun das ich weiter hier leben konnte. New York. Das klang so furchtbar beängstigend und war mir so fremd. Ich war noch nie dort gewesen, geschweige denn in einer anderen so riesigen Stadt. Ich kannte nur einige Plätze durch das Fernsehen. Ehrlich gesagt reichte mir das auch schon. Ich sah auch optisch nicht mal aus wie ein typisches Stadtmädchen mit meinen stinknormalen Jeans und meinen einfachen Shirts und bestimmt würden mich alle anderen blöd von der Seite anschauen. Ich stellte mir sogar schon die schlimmsten Szenen in meinem Kopf vor. Natürlich war mir klar das mein Verhalten auf ein kleines ängstliches Kind zurückzuführen war, da New York vielleicht gerade mal 3 bis 4 Stunden Autofahrt von Connecticut entfernt lag, aber ich konnte einfach nicht anders. Meine Panik vor meinem neuen Leben war erdrückend. In zwei Tagen würde es schon losgehen. Dann würden Dad und ich in seinem großen BMW nach New York fahren. Dann begann mein Leben mit Dad und seiner Familie, in der ich ein Eindringling war.
Die Fahrt ins Ungewisse
Bald war es so weit. Meine Koffer, die voll mit meinen wertvollsten Besitzen und Erinnerungen waren, hatte Dad schon ins Auto gepackt. Nun fehlte nur noch ich. Doch ich stand stillschweigend in dem Zimmer meiner Mutter. Alles sah noch genauso aus wie zuvor. Als sei nichts passiert und sie war einfach nur noch bei Oma und würde jeden Moment zur Tür hereingeplatzt kommen. Aber trotzdem ging von diesem Zimmer eine schaurige Wirkung über, die mir eine Gänsehaut bereitete. Ich hatte mir den Lieblingsmantel und die über alles geliebten Stiefel meiner Mutter in meinen Koffer gepackt, um wenigstens etwas von ihr immer bei mir zu haben. Außerdem hatte ich so ziemlich jedes Bild aus dem Haus abgehängt und mitgenommen, ebenso wie unsere Fotobox, die vollgepackt mit lauter unersetzbarer Erinnerungen war.
„Claire bist du soweit?“ Dad stand im Türrahmen und betrachtete mich aus traurigen rot umrandeten Augen. Er wirkte geschafft und seine Haare waren eine reine Katastrophe. Er tat mir schrecklich leid. Immerhin machte ich es ihm auch nicht besonders einfach. In den letzten Tagen hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt, was hauptsächlich mein Verschulden war. Ich brachte einfach kaum Worte über meine Lippen. Und wieder konnte ich nicht anders, als einfach nur zu nicken als Antwort auf seine Frage. Dad kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu mir herunter. Dann sah er mich aus seinen müden Augen liebevoll an. „Wir beide schaffen das schon und ich verspreche dir, dass du Gabrielle mögen wirst. Sie freut sich schon dich kennenzulernen.“ Das bezweifelte ich stark. Sonst hätte sie wenigstens einmal in all den Jahren vorbeischauen können. Aber das hatte sie nie getan. „Und ich denke auch Jason wird dich mögen. Ihr beiden geht dann auch auf dieselbe Schule und werdet euch bestimmt gut verstehen…“ Dad räusperte sich und ihm schienen die Worte zu fehlen für einen Moment. Ich starrte ihn einfach nur an und schwieg. Er musste sich bestimmt vorkommen, als würde er mit einer Puppe reden. „Ich bin froh das du zu uns kommst und ich glaube dir wird das Leben in New York gut gefallen.“ Er strich mir mit dem Handrücken sachte über die Wange und lächelte mich wieder einmal liebevoll an. So wie er es so oft schon getan hatte in den letzten Tagen. Wieder verstand ich was Mum an ihm geliebt hatte. Dieses Lächeln ließ bestimmt so einigen Frauen die Knie weich werden. „Danke Dad.“ Er nahm mich fest in seine Arme und ich ließ mich steif in seine Umarmung fallen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Ich kannte den Mann eigentlich kaum. Ich nannte ihn zwar Dad, aber das war er einfach nicht für mich. Für mich war er ein absolut fremder Mensch in dessen Leben ich mich reindrängte. Und er konnte es abstreiten wie er wollte, ich wusste das ich eine Last für ihn war. Besonders da er bald wieder Vater wurde mit seiner neuen Frau Gabrielle. „Lass
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