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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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Bargeld in kleinen Scheinen. Es war ein gefährliches Unterfangen, dieses Geld aus Nordphiladelphia hinauszuschaffen und an einem sicheren Ort unterzubringen – in einem Banktresor in einem anderen Bundesstaat, in einem geheimen Versteck oder beim Lieferanten, um noch mehr Stoff zu kaufen. Der Dealer konnte wegen des Geldes beraubt und ermordet werden, und selbst wenn er kein schlimmes Ende fand, hatte er immer noch das Problem, Seesäcke voller Bargeld, das nach Drogen stank, zu transportieren.
    Manolo war der Retter. Ich versicherte den Dealern, ich hätte Kontakt zu einer Bank, die Geld wasche. Für eine Gebühr von einem bis zwei Prozent könne ich ihr Kleingeld in Hundert-Dollar-Scheine umtauschen. Eine Million Dollar in Hundertern passt gut in einen Koffer. Lebt wohl, See­säcke mit Bargeld, die Aufmerksamkeit erregen, sowohl bei anderen Kriminellen als auch bei der Polizei. Auf diese Weise kam ich mit zahllosen Dealern ins Geschäft.
    Das lief meist so ab: Ich ging zu einem Typen und sagte: »Ich kenne ­jemanden, der ein paar Kilo Kokain kaufen möchte. Soll ich die Sache ­einfädeln?« Dann wurde der Handel abgeschlossen oder auch nicht. Sie kamen immer zurück und sagten: »Kein Problem. Ich verkauf dir einen Schlüssel.«
    »Was ist für mich drin?«, erwiderte ich.
    Mit anderen Worten: Wenn ich dir helfe, wer hilft mir? Eine Hand wäscht die andere. Was kannst du für mich tun? Vermittle mir ein Geld­wäschegeschäft, und der Handel ist perfekt.
    Je mehr Geld sie mir brachten, desto leichter fiel es uns, den Umfang ihrer Drogengeschäfte einzuschätzen. So gelang es dem FBI, Millionen von Drogendollars zu »waschen«, die von den Straßen Philadelphias stammten, und wasserdichte Anklagen gegen zahlreiche Dealer aufzubauen. Wir nannten das Unternehmen BT Express. Das B stand für Bureau wie in ­Federal Bureau of Investigation, das T stand für Tony, den Informanten. Das »Express« war nur Spaß. Es gab damals eine Musikgruppe mit diesem Namen, aber sie hatte nichts mit uns zu tun. Wir mieteten ein Ladenlokal in Nordphiladelphia im Herzen der Badlands. Im vorderen Raum wickelte Tony seine Wetten ab; ins Hinterzimmer gingen Drogenhändler, um ihr Geld zu waschen oder uns Kokain zu verkaufen. Sie hatten keine Ahnung, dass die Gespräche über Drogengelder mit Videokameras und Mikrofonen aufgezeichnet wurden. Die Dealer kamen mit Seesäcken voller Drogengeld und kiloweise Kokain und Heroin ins Büro des BT Express, und wenn sie hinausgingen, waren sie reif für die Festnahme.
    Als Martland, der ehemalige Marine, der sich so über mein Gewicht aufregte, an Bord kam, missfiel ihm der Name BT Express, und er wollte ihn änder n … ausgerechnet in Warzenschwein. Fast wäre ich ausgerastet. Wir dachten gar nicht daran, unser schönes Unternehmen Warzenschwein zu nennen. Später erfuhr ich, dass Warzenschwein der Name eines Aufklärungsschiffes war. Das erklärte, warum er so an dem Wort hing. Letztlich bekam die Operation doch einen neuen Namen: Metroliner. Einige unserer Dealer fuhren nämlich im Amtrak-Zug von Washington oder New York nach Philadelphia, um dort Geschäfte abzuschließen.
    Ein ganzes Jahr lang ging ich Tag für Tag in die Badlands, machte ­Geschäfte mit kriminellen, bewaffneten, paranoiden und gefährlichen Drogenhändlern, schaute viermal am Tag im El Kubik vorbei, um mir ­einen Kaffee oder einen Drink zu genehmigen, und war die ganze Zeit mit Tony und seinen Kumpels zusammen. Jeden Abend kehrte ich ins Büro zurück, um Berichte über alles zu schreiben, was ich gesehen und getan hatte. Am nächsten Morgen musste ich früh aufstehen und die Tretmühle erneut ­besteigen. Gleichzeitig musste ich auf mein Gewicht achten und meine Ehe am Leben erhalten. Es war nicht leicht, aber es lohnte sich. Als wir BT Express Metroliner beendeten, lieferten wir der Staatsanwaltschaft so viele Informationen, dass sie 85 Verfahren gegen Drogenhänd-ler aus Kolumbien, Kuba und der Dominikanischen Republik einleiten konnte.
    Die Anklagen wurden am selben Tag in verschiedenen Städten von Philadelphia bis Los Angeles erhoben. 18 Beschuldigte flohen aus dem Land. Von den 67, die blieben, wurden 62 ­wegen Drogenhandels und Geld­wäsche zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt. Zwei wurden freigesprochen, ­einer starb während des Prozesses. Als der Fall BT Express Metroliner abgeschlossen war, trat ich ein Jahr lang jeden Tag in irgendeinem Prozess als Zeuge auf. Es war einer der härtesten Schläge

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