Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
Vom Netzwerk:
kein kleiner Bursche mit Jeans und T-Shirt. Wenn mir die Situation verdächtig erschien, konnte ich mich verdrücken, ohne dass der Dealer mich als Bullen identifizierte.
    Ich schloss ungefähr 45 Drogengeschäfte in den Badlands ab. Jeder Dealer hatte sein Revier, und es gab Arbeiter, Beobachter und geheime ­Lager. Trotz meiner Größe und meines Gewichts und obwohl Tony für mich bürgte, fragte mich gelegentlich ein hartgesottener, para­noider Dealer, ob ich ein Bulle sei. Diese Frage stellten sie jedem Neuling in ihrer Mitte. Viele Drogenhändler glauben, sie seien für alle folgenden kriminellen Handlungen strafrechtlich nicht zu belangen, wenn ein Polizist ihre Frage mit nein beantwortet. Das stimmt natürlich nicht; aber ­solche Irr­tümer sind schwer aus der Welt zu schaffen. Ein Ganove verlangte sogar einen Führerschein von mir! Klar, dass ich ihm sagte, wohin er sich den Wisch stecken solle. Er sah ihn nie, wir machten das Geschäft, und er kam in den Knast.
    Einmal gab mir der Eigentümer des El Kibuk sogar ein Gerät, mit dem man Wanzen aufspüren konnte. Es fing die Funksignale der Wanzen auf, die ich als FBI-Agent benutzte. Der Mann wollte mir einen Gefallen tun – er wollte mir helfen herauszufinden, ob ein Typ, mit dem ich mich verab­redet hatte, ein Spitzel der Cops war. Zum Glück war das Ding nicht ein­geschaltet, andernfalls hätte es die Wanze aufgespürt, die ich trug, und ich wäre vielleicht bald in einem Fass den Fluss hinuntergetrieben wie dieser andere arme Kerl!
    Meine Rolle als Manolo war sehr aufwendig. Ich musste enorm viel Zeit mit Tony und den stets gefährlichen Ganoven auf den Straßen von Nordphiladelphia verbringen und dabei immer Manolo bleiben. Tony war selbst kokainsüchtig und so sprunghaft, wie es von einem Langzeitjunkie zu erwarten war. Für mich war er ein Mann mit zwei Gesichtern. In nüchternem Zustand war er ein netter Bursche, mit dem ich gerne herumhing. Aber unter Drogeneinfluss war er verrückt, mutlos, misstrauisch und als Kumpel ein totaler Albtraum.
    Obendrein musste ich Tag und Nacht für ihn zur Verfügung stehen, um nicht aus der Rolle zu fallen. Manchmal kam er um drei oder vier Uhr morgens mit jemandem, der mich treffen wollte; oder er war von Drogen benebelt und wollte nur mit mir reden. Es machte meine Frau verrückt, dass ich mehr Zeit mit Tony verbrachte als mit ihr, dass ich ganze Wochenenden mit ihm zusammen war und dass ich immer für ihn da sein musste. Die hohen Anforderungen, die meine Rolle als Manolo an mich stellte, belasteten meine Ehe. Meiner Frau gefiel es nicht, dass ich jeden Tag in Gefahr schwebte und so viel Zeit für meinen Beruf opferte. Für einen verdeckten Ermittler ist es nicht leicht, verheiratet zu sein.
    Gleichzeitig setzte mich mein neuer Vorgesetzter in der Außenstelle Philadelphia des FBI unter Druck. Er war ein ehemaliger Marinesoldat, den ich hier Martland nennen will. Aus irgendeinem Grund war ich ihm von Anfang an unsympathisch. Er war ein Marine, wie er im Buche steht, und er brachte seine Vorliebe für Dienstvorschriften mit ins Dezernat. In seinen Augen war ich wegen meines Gewichts eine Art Straftäter.
    Wegen der psychischen Belastung durch meine Rolle als Manolo und meine Eheprobleme hatte ich zugenommen. Wenn ich angespannt bin, esse ich eben. Manche Kollegen trinken Whisky, ich verdrücke Äpfel im Schlafrock. Bald stellte sich die Frage: Was ist wichtiger – das Gewicht des Kokains und Heroins, das wir von der Straße holen wollten, oder das Gewicht des FBI-Agenten Joaquin Garcia?
    Für Martland war entscheidend, dass ich zu schwer war, um dem Idealbild eines FBI-Agenten zu entsprechen, und dagegen musste er etwas tun. Er versuchte, mich auf eine Waage zu stellen; aber mit meinen 181 Kilo war ich zu schwer für jede handelsübliche Badezimmerwaage. Also ließ Martland seine ganze Arbeit liegen und opferte eine Menge Zeit, um eine Waage zu finden, die für mich tauglich war!
    Schließlich fand er eine im Keller des Gebäudes, und er befahl einer ehemaligen Marinekrankenschwester, die im Büro arbeitete, mich jede Woche zu wiegen. Im Rückblick hört es sich komisch an, aber damals war es eine schwere Demütigung. Tag und Nacht setzte ich für das FBI und für amerikanische Bürger mein Leben aufs Spiel, manchmal rund um die Uhr, und mein Vorgesetzter beschäftigte sich nur damit, eine große Waage für mich zu finden!
    Jede Woche musste ich mich wiegen lassen, und Martland erwartete, dass ich wöchentlich

Weitere Kostenlose Bücher