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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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ein Pfund abnahm. Ich ging zu einem Arzt bei Camden in New Jersey, der mir Diättabletten verordnete, die mir zwar halfen, ein wenig abzunehmen, mich aber noch nervöser machten, wenn ich mich bemühte, als verdeckter Ermittler meine Pflicht zu tun. Trotz der Tabletten nahm ich wegen meiner Esssucht bald wieder zu. Ich wusste, dass Martland, falls er davon erfuhr, mir den Ermittlungsauftrag entziehen und vielleicht sogar versuchen würde, mich zu entlassen. Also dachte ich mir etwas aus. Wenn ich meine eigene Waage kaufte, brauchte ich mich nicht mehr im Keller des Regierungsgebäudes wiegen zu lassen.
    Ich ließ meinen Fall erst einmal liegen – keine Ganoven, keine Drogen, kein Tony – und ging einkaufen! Ich glaube, ich war in jedem Kaufhaus von Philadelphia und South Jersey und probierte jede Waage aus, die sie hatten. Endlich fand ich die eine, den Heiligen Gral, eine Waage, die mein wahres Gewicht anzeigte. Und wenn ich mich ein klein wenig zur Seite neigte, konnte ich schwindeln, und es sah aus, als hätte ich ein Pfund verloren, obwohl mein Gewicht gleich geblieben oder sogar gestiegen war. In den ersten ein bis zwei Monaten klappte alles perfekt. Die ehemalige Krankenschwester ließ sich auf alle viere nieder, um die Skala abzulesen, während ich mich möglichst schräg hinstellte, um sie zu täuschen. Manchmal kam ich mir wie der schiefe Turm von Pisa vor!
    Aber die Monate vergingen, und ich nahm weiter zu. Eines Tages übertrieb ich meine Schräglage ein weni g … und während sie auf Händen und Knien kauerte, fiel ich von der Waage und landete auf der Dame! Mein Schwindel flog auf, und Martland hatte die Munition, die er brauchte, um mir den Fall zu entziehen und mich zu feuern. Sofort brummte er mir eine Bewährungszeit auf, setzte Gehaltserhöhungen aus und überwachte mein Gewicht persönlich, um einen Grund für meine Entlassung zu finden. Ist es nicht lustig, dass ich mir bisweilen mehr Sorgen über mein Gewicht machte als über meine Sicherheit auf der Straße? Ich wusste, wie ich mich in gefährlichen Situationen in den Badlands herausreden konnte; doch im FBI-Büro in Philadelphia hatte ich ständig Angst.
    Es war meine Rettung, dass ich als Manolo bereits erste Erfolge vorzuweisen hatte. Tony spielte seine Rolle perfekt, das muss ich ihm lassen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand in den Badlands je den Verdacht hatte, er sei ein Informant und ich ein verdeckter Ermittler. Ich bin Tony dankbar, weil er mir beibrachte, wie ich mich unter Ganoven verhalten musste. Das kam mir bis zu meiner Pensionierung zugute, vor allem als ich undercover bei den Gambinos war. Aber damals war ich in der Welt der verdeckten Ermittler eher ein Neuling. Wir zogen in Nordphiladelphia einen Drogenhändler nach dem anderen aus dem Verkehr.
    Wie alle Geschäftsleute reden auch Dealer gerne. Sie plaudern über Geschäfte, neue Kunden, Lieferanten und Preise. Unter diesen Umständen war es für mich unmöglich, einfach hinaus auf die Straße zu gehen, bei einem Dealer nach dem anderen ein Kilo Kokain zu kaufen und die Täter dann der Reihe nach verhaften zu lassen. Die Neuigkeit, dass Manolo ein Bulle war, würde sich in den Badlands wie ein Lauffeuer herumsprechen.
    Selbst wenn wir zunächst nur die Käufe abgewickelt und die Festnahmen so lange aufgeschoben hätten, bis wir eine hinreichend große Zahl von Gangstern hätten schnappen können, wäre der Plan misslungen. Zunächst einmal hatte das FBI nicht genug Geld herumliegen, um jedem Ganoven in der Stadt Kokain für 1 8 000 bis 2 5 000 Dollar abzukaufen. Zweitens hätte ein Dealer es den anderen erzählt, wenn ich von ihm ein Kilo gekauft hätte. Ich hätte mich verdächtig gemacht, wenn ich von einem Lieferanten zum anderen gewandert wäre. Nur ein verdeckter Ermittler würde von einem Dealer kaufen, ihm den Laufpass geben und dann versuchen, der Reihe nach mit mehreren anderen ins Geschäft zu kommen. Das hätte nicht geklappt.
    Stattdessen entwickelten wir einen Plan, der es uns erlaubte, mehrere Drogenhändler zu erwischen, ohne massenhaft Geld auszugeben oder zu riskieren, dass ich als Cop entlarvt wurde. Tony stellte mich als Geldwäscher vor. Dealer wollen bekanntlich Bargeld sehen, und ihre Kunden zahlen mit kleinen Scheinen – ein, fünf, zehn und 20 Dollar. Alle Banknoten sind schmutzig und weisen unweigerlich Rückstände von Drogen auf. Angenommen, ein Dealer verkauft innerhalb kurzer Zeit vier Kilo ­Kokain. Dann besitzt er eine Million Dollar

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