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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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Waffen ohne Waffenschein sind natürlich kein Problem; denn es verstößt gegen das Gesetz, sie zu ­besitzen. Doch es ist nicht verboten, eine Million Dollar in einem Seesack im Kofferraum eines Autos oder in Kartons im Schrank aufzubewahren. Wenn jemand der Bank nicht traut und sein Geld so aufbewahren will, dann ist das seine Sache. Aber er sollte einem Polizisten sagen können, was es ist und woher er es hat. Andernfalls dürfen wir es beschlagnahmen – legal.
    Ich fragte die Frau, ob wir in den Schrank schauen dürften. Wieder stimmte sie zu. Vielleicht hatte sie wirklich keine Ahnung. Die Leute, deren Geld es war, hatten ihr wahrscheinlich nicht viel gesagt. Warum sollten sie auch?
    Also öffneten wir den Schrank und fanden sechs Schachteln, die ­Kopierpapier enthalten sollten. Wir öffneten alle Schachteln. Sie waren vollgestopft mit 20-Dollar-Scheinen. Sie hatte mehr als zwei Mil­lionen Dollar in kleinen Scheinen in ihrem Schrank aufbewahrt und wusste überhaupt nichts ­davon!
    Jetzt wurde sie noch nervöser.
    »Brauchen Sie dafür keinen Durchsuchungsbefehl?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie waren doch einverstanden.«
    Die junge Dame wohnte in einem Apartment mit ganz wenigen Möbeln und zwei Millionen Dollar in Zwanzigern in Pappschachteln. Wenn das für Sie nicht nach einem Drogenversteck riecht, haben Sie bei der Polizei keine Zukunft.
    Was also taten wir? Wir nahmen die Frau und das Geld mit ins Büro des FBI. Wir fotografierten sie, nahmen ihre persönlichen Daten auf, bündelten das Geld und brachten es zu der Bank, in der das FBI unter solchen Umständen Geld aufbewahrt. Die Frau bekam eine Quittung über zwei Millionen Dollar. Nach dem Gesetz war es nun ihre Sache – oder die ihrer Freunde – zu beweisen, dass das Geld ehrlich erworben war und dass es einen glaubhaften Grund für sie gab, so viel Bargeld in Schachteln in einer kaum möblierten Wohnung in einem bekannten Drogenviertel aufzubewahren.
    Die Frau wurde freigelassen. Sie hatte kein Verbrechen begangen, und wir hatten weder einen Grund noch den Wunsch, sie festzuhalten. Aber wir warteten darauf, dass jemand mit der Quittung zu uns kommen und das Geld für sich beanspruchen würde. Das geschah nie. Zwei Millionen Dollar in bar fielen so an die Regierung – Kleingeld für Leute, die Milliarden mit Drogen umsetzen.
    Zwei Millionen Dollar mögen für einen Drogenhändler nicht viel sein, aber für das FBI ist das eine ganze Menge. Das Bargeld kommt dem ­Finanz- oder Justizministerium zugute, und jede beteiligte Polizeibehörde bekommt etwas davon ab. Das nennt man »gleichmäßige Verteilung beschlagnahmter Vermögenswerte«. Im Grunde läuft es ab wie bei der Mafia: Jeder bekommt seinen Anteil. Nun ja, jeder außer dem FBI. Ich habe nie verstanden, warum. Trotzdem kein schlechter Fang – zwei Millionen Dollar in bar, verdient während unserer Mittagspause, während wir an einem anderen Fall arbeiteten!
    Aber das war ein kleiner Job verglichen mit den Ermittlungen gegen die Drogennetzwerke, die wir vernichten wollten. Ende der 1990er - Jahre hatten die Mexikaner begonnen, das Verteilernetz zu übernehmen, die Pipeline, die von Kolumbien und anderen Drogen produzierenden Ländern in die Vereinigten Staaten führte. Vorher waren die Mexikaner nur kleine Mitspieler beim Drogentransport gewesen. Eines Tages kamen sie dahinter, wie viel Geld sie verdienen konnten, wenn sie für den Transport und die Verteilung des Kokains und Heroins kein Bargeld verlangten, sondern sich stattdessen einen Teil – oft einen großen Teil – der Ware aushändigen ließen, die sie von Kolumbien über Mexiko in die Vereinigten Staaten schafften.
    Jetzt verlangten und bekamen die Mexikaner bis zu 45 Prozent von ­jeder Ladung Drogen. Dadurch stiegen ihre Profite enorm. Wenn ich einem Kurier Geld dafür zahle, dass er eine Ladung Rauschgift transportiert, bekommt er einen festen Betrag für jedes Kilo. Auf diese Weise verdient er zwischen 500 und 3500 Dollar pro Kilo, je nach Entfernung und je nachdem, wie schnell er ist. Wenn ich ihm hingegen ein Kilo Rauschgift gebe, kann er damit auf der Straße 20 0 000 bis 30 0 000 Dollar verdienen. Die Mexikaner waren schlau und wussten das. Sie brachten jedes Jahr Kokain und Heroin im Wert von Hunderten Millionen Dollar in die Vereinigten Staaten.
    Wer so viel Rauschgift verschiebt, muss natürlich einen Weg finden, das Geld zurück nach Mexiko und Kolumbien zu bringen. Wie bereits erwähnt, bekommt jeder

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