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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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Transporteure, die sie zu den Lagerhäusern im Herkunftsland bringen, jene, die für den internationalen Transport und die Verteilung sorgen, ­sowie jene, die das Geld der Kartelle anlegen, waschen und ins Ursprungsland der Drogen zurückschicken. Der Justiz obliegt es, diese Milliar­-den-Dollar-Suppe zu versalzen, die Gangster einzusperren, das Geld zu beschlagnahmen und unsere Straßen und unsere Kinder vor Drogen zu ­bewahren.
    Während meiner Arbeit beim FBI habe ich bei Drogenhändlern viele Millionen Dollar in bar beschlagnahmt. Mit der Zeit bedeuten einem die Banknoten kaum mehr als Papierschnitzel. Doch egal, wie viel Geld wir beschlagnahmen und wie viele Ganoven wir verhaften, das Frustrierende und Unerträgliche ist, dass wir das Drogenproblem nie lösen können. Es ist schwer, die Lieferanten auszuschalten, solange es in unserem Land so viele Menschen gibt, die Drogen nehmen wollen.
    Das mag die Einstellung der Bevölkerung sein. Aber die Polizisten an der Front denken anders. Wir setzen unser Leben aufs Spiel, um die Straßen von Drogen und Dealern zu säubern. Einmal arbeiteten wir an einem Drogenfall in Queens. Paul Caroleo, einer der besten Ermittler der New Yorker Polizei und Mitglied unserer Einheit, bekam einen anonymen Hinweis in Form eines Briefes, der in gebrochenem Englisch geschrieben war. Darin stand, dass ein bestimmtes Apartment und eine bestimmte Luxuswohnung in einem Hochhaus in »Little Colombia«, einem Gebiet in Jackson Heights, Queens, als Lagerhaus für Drogen benutzt werden. Na schön, das schauen wir uns an, sagten wir. Was haben wir zu verlieren?
    Während einer Mittagspause gingen ein paar Angehörige unserer Einsatzgruppe ­– Detective Caroleo, Special Agent Paul Cassidy und ich – in das Gebäude und klopften an die Tür des Apartments. Eine überaus attraktive junge Kolumbianerin im Bademantel öffnete.
    »Wir sind von der Polizei«, erklärte Detective Caroleo. »Dürfen wir reinkommen?«
    »Natürlich«, sagte sie und führte uns in das Apartment.
    Wir schauten uns um. Das Mädchen war in dieser Umgebung eindeutig fehl am Platze. Jemand hatte die Wohnung in dem Stil eingerichtet, den ich gerne als »frühen Ralph Kramden« bezeichne – nur die notwendigsten Möbel, die obendrein nicht zueinanderpassten. Hier lebte kein gesetzestreuer Mieter. Dies war nichts anderes als ein Drogenversteck.
    »Wir haben einen Tipp bekommen«, sagte Special Agent Cassidy. »Einer Ihrer Nachbarn behauptet, in diesem Apartment würden Drogen und Geld aufbewahrt. Dürfen wir uns umsehen?«
    Caroleo zeigte ihr den Brief. Sie las ihn und sagte: »Fühlen Sie sich wie zu Hause!«
    Zunächst prüften wir die Wohnung nur mit dem Auge. Dabei fiel uns auf, dass die Frau nervös wurde und den Küchenschrank anstarrte. Dann stellte ich auf Spanisch die Frage, die wir immer stellen, wenn wir ein Apartment oder Haus betreten, das ein Drogenlager sein könnte.
    »Was ist in dem Schrank?«, fragte ich beiläufig.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
    Vielleicht wunderte sie sich darüber, dass wir keinen Durchsuchungsbefehl hatten. Aber den brauchten wir nicht, wenn uns jemand freiwillig hereinließ. Und die junge Dame hatte uns bereits ihre Einwilligung erteilt. Niemand konnte uns also eine illegale Durchsuchung und Beschlagnahme vorwerfen. Und als sie sagte, sie wisse nicht, was im Schrank sei, wurde ich stutzig.
    Wenn jemand Sie fragen würde, was Sie in Ihrem Schrank haben, dann könnten Sie es ihm sagen, oder? Angenommen, ein Verkehrspolizist stoppt Sie und will wissen, was sich in Ihrem Kofferraum befindet – würden Sie dann mit den Schultern zucken? Und wenn im Kofferraum ein großer, ­voller Sack läge, könnten Sie doch sagen, was darin ist, oder nicht? Nun, Rauschgifthändler geben immer die gleiche Antwort: »Ich habe keine ­Ahnung, was das ist. Ich weiß nicht, wem es gehört. Ich weiß nicht, wie es dorthin gekommen ist. Ich weiß überhaupt nichts.«
    Mafiosi behaupten dagegen: »Ich weiß nichts, ich habe nichts gesehen, ich war nicht da, und wenn ich da war, muss ich geschlafen haben!« Alle Kriminellen haben ihre eigenen Ausreden.
    Entweder der Betroffene leidet an Gedächtnisschwund, oder er hat ­etwas zu verbergen. Andere Erklärungen gibt es kaum. Und wenn mir ­jemand weismachen will, er wisse nicht, was in seinem Kofferraum oder Schrank ist, dann dürfen wir Bargeld beschlagnahmen, falls wir den Verdacht haben, es handle sich um Drogengeld. Drogen oder

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