Ich war Jack Falcone
umsonst gewesen.
Zumindest vorläufig.
Wir beschlossen, Manzo für die cola – spanisch für »Beschatter« – verantwortlich zu machen. Wir behaupteten, er sei schuld daran gewesen, dass Tony verfolgt worden sei, nicht wir. So würden Dealer reagieren – sie beschuldigen immer andere. Manzo schien das glaubhaft zu finden, denn er war bald wieder zu einem Geschäft bereit.
Es gelang uns, Manzos Telefon anzuzapfen. Innerhalb weniger Wochen beschlagnahmten wir zwei Millionen Dollar. Sie waren in einem Sattelschlepper versteckt, der südwärts nach Mexiko fuhr und den wir dank der Abhöraktion stoppen konnten. Wir vermuteten, dass es sich um das Geld handelte, das wir hätten waschen sollen; denn es war genau der Betrag, auf den wir uns geeinigt hatten. Jetzt kam wieder Bewegung in den Fall.
Bald wollten auch andere meine Dienste als Geldwäscher und Drogenhändler in Anspruch nehmen, da Manzo für mich bürgte. Am Ende der Operation wurde Manzo verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er arbeitete mit dem FBI zusammen und gab uns einige sehr gute Informationen, die zur Festnahme und Verurteilung anderer Mitglieder seines Kartells führten. Deshalb wurde seine Strafe auf elf Jahre reduziert. Aber als ich diese Worte schrieb, hörte ich in den Nachrichten, man habe Manzo wegen eines Drogendelikts erneut verhaftet und verurteilt. Diese Leute kann man einfach nicht zur Vernunft bringen. Für sie ist es nicht nur ein Geschäft, sondern eine Lebensweise.
Das Erstaunliche an der Arbeit mit Drogenhändlern ist, dass sie nie Lunte riechen, trotz meines auffälligen Erscheinungsbildes. Alle Kartelle sind in Zweigstellen aufgegliedert. Zum Schluss hatte Operation Gegenseitigkeit 35 Abhörgeräte in zehn Städten in Betrieb. Das Ziel der Aktion war der amerikanische Ableger des riesigen Drogenkartells, dem Amado Carrillo Fuentes vorstand. Wir beschlagnahmten elf Millionen Dollar Bargeld, 6,7 Tonnen Kokain und 1090 Kilo Marihuana. 53 Verdächtige wurden festgenommen. Diese Operation versetzte Fuentes’ Drogengeschäften einen schweren Schlag und war einer der Hauptgründe dafür, dass er sein Aussehen durch plastische Chirurgie verändern ließ. Als Drogenbaron konnte er nicht in die USA reisen, um sich operieren zu lassen; darum begnügte er sich mit mexikanischen Ärzten, die wohl nicht die richtige Ausbildung oder Erfahrung hatten. Fuentes, der mehrere blutige Revierkämpfe überlebt hatte, bevor er die Führung eines mächtigen Drogenkartells übernahm, starb auf dem Operationstisch. 5
Unsere verdeckten Ermittlungen und die vielen Wanzen, die wir einbauten, trugen entscheidend dazu bei, den Drogenfluss nach New York zu unterbrechen. Danach galten wir in den Justizbehörden als Vorbilder im Kampf gegen große Drogenkartelle. Anschließend war ich an einem Fall in Südflorida beteiligt, der dazu beitrug, einen noch größeren Drogenring zu zerschlagen. Alle diese Erfahrungen sollten mir dabei helfen, einen glaubhaften Mafioso zu spielen, als die Zeit gekommen war, Greg DePalma zu treffen.
Kapitel 7
»Erinnerst du dich an Pulp Fiction? Ich bin Wolf!«
Während meiner ersten paar Jahre in New York ermittelte ich auch in der Umgebung von Miami. Ab und zu »borgte« sich eine FBI-Außenstelle einen verdeckten Ermittler von einer anderen aus. Es ging um zwei Drogenbosse namens Willy Falcon und Sal Magluta, genannt Los Muchachos (spanisch für »die Jungs«). Sie waren die erfolgreichsten und brutalsten Drogenhändler in der Geschichte Südfloridas, und das will etwas heißen.
Die beiden waren kubanische Einwanderer und beste Freunde, die sich an der Highschool in Miami kennengelernt hatten. Sie hatten gemeinsam die Schule geschmissen, um in Miamis Drogenhandel einzusteigen und ihn später zu beherrschen. Die Polizei wusste, dass Willy und Sal ihr Talent als Motorbootrennfahrer nutzten, um fast 70 Tonnen Kokain im Wert von bis zu zwei Milliarden Dollar nach Miami zu schaffen. Ihr Reichtum und ihr Drogenimperium inspirierten angeblich den Pilotfilm der in den 1980er-Jahren sehr beliebten Fernsehserie Miami Vice . Sie lebten wie Könige, besaßen Villen in Miami Beach und alle Insignien großen Reichtums. In Miami wurden sie wie Volkshelden verehrt. Natürlich wurden sie auch als Verdächtige behandelt, und die Bundesstaatsanwaltschaft hatte gegen die beiden eine scheinbar wasserdichte Anklage vorbereitet.
Es gab nur ein Problem. Die berühmtesten Drogenhändler in der Geschichte Südfloridas wurden von den
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