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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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gib mir ein Johnnie Walker Black on the Rocks. Oder ein Ketel One on the Rocks.« Ein Mafioso weiß, wer er ist und was er trinkt. Für Unfug hat er keine Zeit. Zumindest muss er diesen Eindruck vermitteln. Mafiosi sind zudem äußerst großzügig. Warum auch nicht? Es ist nicht ihr Geld – sie haben es gestohlen!
    Das soll nicht heißen, dass Mafiosi pflegeleichte Gäste sind. Sie brechen die Regeln und verweisen arbeitende Menschen in ihre Schranken, um anzu­geben. Ich habe dieses Benehmen immer verabscheut. Ich fand es abstoßend und unnötig, wenn Mafiosi schwer arbeitende hispanische Kellner und Hilfskräfte, die eine Familie hatten und nur etwas Geld verdienen wollten, wie Abschaum behandelten. »He, was bist du, Mexi can oder Mexi can ’ t ?«, fragten sie, wenn der Lehrling vergaß, ihnen mehr Brot oder Wasser zu bringen, obwohl sie es verlangt hatten. Immer wenn ich dabei war, winkte ich den Kellner oder Hilfskellner zu mir – natürlich wenn die anderen nicht zusahen –, gab ihm einen Zehner, Zwanziger oder gar Hunderter und sagte, mein Freund habe es nicht so gemeint. Mafiosi können großzügig und grob zugleich sein.
    Diese Großzügigkeit bewiesen sie gegenüber Kollegen in der Weihnachtszeit. John Gotti sen., der ehemalige Boss der Gambinos, war dafür bekannt, dass er vielen Leuten einen ganz besonderen Cognac namens Louis XIII. von Rémy Martin schenkte, der 1500 Dollar pro Flasche kostete. Selbstverständlich bekam er ihn kostenlos von jemandem, den er erpresste, oder er »fiel von einem LKW runter«. Es waren sehr hübsche Flaschen aus Baccarat-Kristall, und der Cognac war der feinste. Wie gesagt, es ist leicht, großzügig zu sein, wenn man fremdes Geld verschenkt.
    Wenn am Ende einer Mahlzeit die Rechnung kommt, greift einer in der Runde danach. Mafiosi sagen nie: »Okay, mal sehen. Du hattest die Makkaroni, ich das Huhn parmigian.« Nein, jemand nimmt die Rechnung mit großer Geste an sich, und wenn die anderen sie ihm streitig machen wollen, sagt er: »Wollt ihr mich beleidigen? Ihr kriegt die nächste!« Es geht nur darum, den wundervollen, großzügigen Typen zu spielen.
    In Wahrheit sind diese Leute weder wundervoll noch großzügig. Greg DePalma sagte oft zu mir, seine Mafiafamilie sei ihm wichtiger als seine eigene Familie. »Wenn dein Kind auf dem Operationstisch liegt«, pflegte er zu sagen, »und nur noch zehn Sekunden zu leben hat und dein Boss ruft dich, dann musst du die Klinik sofort verlassen und zu ihm gehen. Später kannst du ja Blumen für die Beerdigung deines Kindes schicken.« So steht es auch in Underboss , Peter Maas’ packender Lebensgeschichte von Sammy »the Bull« Gravano, einem stellvertretenden Boss. Entweder handelte es sich also um einen Mafiabrauch, den DePalma übernommen hatte, oder er hatte dieses Buch gelesen. Mafiosi achten sehr darauf, wie sie in der Populärkultur wahrgenommen werden. In den 1970er - Jahren schauten sich alle Gangster den Paten an, und vor ein paar Jahren versäumten sie keine Episode der Sopranos . An Sonntagen zwischen 21 und 22 Uhr wurden sehr wenige Verbrechen begangen (abgesehen davon, dass die meisten Ganoven das Kabel illegal anzapften).
    Außerdem küssen sie sich oft auf die Wange. Ich brauchte eine Weile, um mich daran zu gewöhnen. Warum können Gangster sich nicht einfach die Hände schütteln? Ich hätte ohne all die Knutscherei leben ­können.
    Als Kerle, die kaum auf ihr Gewicht achten, legen sie großen Wert auf eine gepflegte Erscheinung. Mafiosi gehen andauernd zur Maniküre und Pediküre. Sie lackieren die Nägel nie – nur Polieren ist erlaubt. Als ich zum ersten Mal mit den Jungs zur Maniküre ging, musste ich zunächst meinen Schock überwinden; denn was ich tat, war ja unmännlich. Ehrlich gesagt, es fühlte sich großartig an! Kein Wunder dass Frauen es regelmäßig machen – und vor uns geheim halten. Ein paar Mal ließ ich mir sogar eine Gesichtsbehandlung und eine Massage verabreichen, und alles, was ich dazu sagen kann, ist: Mann, wie wundervoll!
    Auch regelmäßige Besuche beim Friseur sind unerlässlich, denn ­Mafi­osi und Möchtegernmafiosi müssen sauber rasiert und frisiert sein. Gesichtshaare sind verboten, weil Mafiosi der Meinung sind, dass sie nichts zu verbergen haben und sich vor niemandem verstecken müssen. Zudem finden sie, dass andere Männer sich einen Bart wachsen lassen, um maskulin und einschüchternd zu wirken – aber das sind sie ohnehin. Vielleicht wollen sie sich auch von der

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