Ich war Jack Falcone
Mafiaschule ging, betraf meine Sicherheit. Gab es jemanden in der kriminellen Szene der Bronx, der mich kannte und für mich gefährlich war? Dies waren schließlich nicht die Badlands von Philadelphia, wo ich keinen Menschen kannte. Ich bin in der Bronx aufgewachsen und habe dort in der Highschool Football gespielt. Ich war Rausschmeißer in New Yorker Nachtclubs – im Second Floor, im Pemoes, im Glen Island Casino und in einigen anderen beliebten Lokalen. Wenn mich jemand in einem Restaurant ansprechen sollte, weil er mich zu kennen glaubte, würde ich einfach behaupten, es handle sich um eine Verwechslung, und meiner Wege gehen. Es ist erstaunlich, wie viele schwergewichtige Männer mir ähnlich sehen. Viele hielten mich für einen Vinny oder Tony aus Brooklyn. Vermutlich hat jeder Mensch einen Doppelgänger! Da ich aber in der Bronx aufgewachsen bin, wussten zwei ganz bestimmte Ganoven, dass ich in Wirklichkeit FBI-Agent war. Ich fürchtete, ihnen zu begegnen.
Einer von ihnen war Gigi der Wal, den ich häufig in den Bars der Bronx herumhängen sah. Einmal kam er zu mir und schüttelte mir die Hand.
»Nichts für ungut«, sagte er, »aber sie sind der korpulenteste Agent, den ich je gesehen habe.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte ich, erstaunt darüber, dass er mich kannte. Ich wusste, wer er war – aber woher kannte er mich?
Es stellte sich heraus, dass ein gemeinsamer Freund ihm einen Tipp gegeben hatte. Dennoch wollte Gigi mein Freund sein.
»Gigi«, sagte ich genervt zu ihm, »du kaufst und verkaufst Heroin. Du bist ein Dealer. Du warst 24 Jahre im Knast. Das steigert vielleicht dein Ansehen bei gewissen Leuten, aber für mich bist du kein guter Umgang. Also mach deine Geschäfte nicht in meiner Anwesenheit; dann ist alles in Ordnung zwischen uns. Wenn ich dich beim Dealen erwische, bringe ich dich persönlich hinter Gitter. Haben wir uns verstanden?«
Ja, zwischen uns war alles klar. Aber wenn Gigi der Wal mich jemals zusammen mit DePalma oder anderen Mafiosi sehen sollte, wäre mein Spiel aus. Gigi gehörte zur Purpurgang, einer skrupellosen Bande von Heroindealern in der Pleasant Avenue von East Harlem. Man sagt, sie verdanke ihren Namen der Tatsache, dass verdorbenes Fleisch purpurrot sei. Alle, die ich in der Mafia je kennenlernte, mochten und verehrten Gigi, der bei allen Mafiafesten auftauchte. Er starb während meines Undercover-Einsatzes, und zum Glück kreuzten sich unsere Wege nie.
Der zweite Gangster, der mich als FBI-Agent identifizieren konnte, war Randy Pizzolo. Er hielt sich für einen harten Burschen. Obwohl er Freigänger war, tyrannisierte er ständig Männer und Frauen in seiner Umgebung. Jemand hatte ihm gesagt, ich sei ein Agent. Randy war ein Typ wie John Gotti – immer manikürt, immer im modischen Zweireiher, immer mit einer Schönheitskönigin im Arm, wenn er in seinem Mercedes S 500 ausfuhr. Einmal kam er in ein Restaurant und sah mich mit einer Gruppe an einem Tisch sitzen. Das war einige Zeit vor meinem Einsatz als Jack Falcone. Er rief vor allen Leuten: »Gib jedem einen Drink, außer dem Bullen!«
Der Kellner sah mich an und wusste nicht, was er tun sollte. Ich riet Pizzolo, sich die Drinks in den Arsch zu schieben, und bestellte die Getränke für meine Kumpels selbst. Dann sagte ich zu Pizzolo: »Hast du ein Problem? Bist du blöd? Du hast Bewährungsauflagen, und ich könnte dich schon deshalb in den Knast bringen, weil du dich abends noch herumtreibst. Also bring mich nie wieder vor meinen Freunden in Verlegenheit!«
Bald danach traf ich ihn in einem anderen Restaurant. Er wollte mir die Hand schütteln und sagte: »Nichts für ungut!«
Ich ärgerte mich immer noch darüber, wie er mich in der Bar behandelt hatte.
»Nichts für ungut?«, sagte ich und verweigerte ihm meine Hand. »Nimm dich ja in Acht, Randy! Eines Tages brockt dir dein loses Mundwerk noch eine Menge Ärger ein!«
Das war der letzte Rat, den ich ihm gab; aber ich vermute, er befolgte ihn nicht. Eines Tages fand man ihn mit vier Kugeln im Kopf tot auf. Ein Capo des Bonanno-Clans hatte ihn wegen seiner großen Schnauze umlegen lassen. Doch als ich die Welt der Bronx-Mafia betrat, gingen diese beiden Männer immer noch dort draußen ihren Geschäften nach, und beide hätten mich enttarnen können.
Dank meiner Fortschritte in der Mafiaschule konnte ich mich nun wie ein echter Ganove benehmen und hatte eine gute Geschichte zu erzählen. Aber ich musste auch lernen, wie ein Mafioso zu reden und
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