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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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Ganovengeneration ihrer Großeltern unterscheiden, die man wegen ihrer geliebten Bärte »Moustache Petes« nannte. Das also ist die Körperpflege-Etikette für Mafiosi.
    Außerdem haben sie viel Sinn für die schönen Dinge des Lebens. Sie kennen sich mit Schmuck aus. Glanz und Schnitt der Diamanten an ihren unvermeidlichen Ringen am kleinen Finger verleihen ihnen Ansehen. Sie lieben schönen Schmuck aller Art: Manschettenknöpfe, pompöse Armbänder, Halsbänder aus massivem, purem Gold, verschiedene Markenuhren und Krawattennadeln mit Diamanten. Ohrringe sind nicht erlaubt – wahrscheinlich sind sie in ihren Augen nicht männlich genug.
    Die Kleidung ist ebenfalls wichtig. Mafiosi wissen einen Brioni oder Zegna von einem schlichteren Anzug zu unterscheiden. Sie bevorzugen maßgeschneiderte Anzüge aus den besten italienischen Stoffen, getragen mit einer Seidenkrawatte und passenden Handschuhen, um die Abendgarderobe zu vervollständigen. »Italienische Smokings« sind bei den Jungs sehr beliebt. So nennen sie einen Trainingsanzug von Fila oder Sergio Tacchini, den sie meist über einem Muskelshirt tragen, das den Blick auf ein Halsband und ein Kreuz aus massivem, purem Gold freilässt. Neue Turnschuhe von bester Qualität vervollständigen diese Kluft. Die Trainings­anzüge sind im Alltag aus Velours, bei formellen Anlässen aus Seide und im Sommer aus Nylon oder Polyester.
    Auch die richtigen Schuhe gehören dazu – Ferragamo, Bally oder Gucci. Eine besondere Schwäche haben sie für Alligatorschuhe. Es ist gut für das Image, sie in Schwarz, Braun oder sogar Blau zu tragen. Die Socken bestehen aus Kaschmir oder Nylon. Cooles Aussehen vom Kopf bis zu den Füßen ist enorm wichtig, denn man will ja nicht mit einem »morte d’fam«, einem verarmten Kleinkriminellen, verwechselt werden. Das wäre eine Katastrophe. Gute Kleider, eine Rolex und edler Schmuck beweisen, dass man es geschafft hat, dass man erfolgreich ist.
    Von Nat lernte ich, dass Gangster peinlich genau auf den Status achten, den ihnen bestimmte Aspekte ihrer Kleidung und ihres Schmucks verleihen. Sie werfen einen kurzen Blick auf eine Armbanduhr, und schon wissen sie, ob das Ding echt ist – schneller als ein Experte. Sie erkennen einen Diamanten schneller als ein Fachmann bei Cartier oder Tiffany. Deshalb musste ich selbst zum Experten werden. Ich musste nicht nur die verschiedenen Marken und Modelle edler Uhren kennen, sondern auch wissen, was einen Diamanten wertvoll macht. Ich musste erkennen, ob ein Schmuckstück von Jacob and Company oder von Harry Winston oder von einer anderen erstklassigen Firma stammte. Außerdem musste ich wissen, was Schmuckstücke im Einzelhandel, als heiße oder gestohlene Ware sowie neu und gebraucht kosteten und wie eine fehlende Seriennummer oder Garantie sich auf den Preis auswirkte.
    Ich konnte nicht vortäuschen, Uhren zu stehlen, und dann 1 0 000 für eine Uhr verlangen, die man auf der Straße schon für 4500 oder 5000 Dollar bekam. Also prägte ich mir die Unterschiede zwischen Audemar Piguet, Chopard, Patek Philippe, Breitling und vor allem Rolex ein. Eine hübsche Rolex aus rostfreiem Stahl war das eine, aber wie ernst konnte man einen Typen nehmen, der keine Day-Date Rolex President aus 18-karätigem ­purem Gold besaß?
    Mafiosi kaufen übrigens nie im Fachgeschäft. Wenn sie ein hübsches Schmuckstück haben, dann ist es von einem LKW gefallen, oder sie haben es durch Erpressung oder als Geschenk bekommen. Vielleicht haben sie von einem der Jungs in der Nachbarschaft gehört: »Wir haben ein paar Uhren besorgt – willst du sie dir ansehen?« Oder sie gehen auf Shoppingtour und plündern ein Konto mit gestohlenen Kreditkarten. Aber der alte Witz von Woody Allen, die größte Sünde in seiner Familie sei das Einkaufen beim Einzelhändler, trifft auch auf Ganoven zu.
    Ich lernte, dass es nicht allein um Selbstdarstellung ging. Ganoven achten auch sehr darauf, mit wem sie sich zeigen. Angenommen, ich will einen ruhigen Abend mit meiner gumara (gumod gesprochen), meiner Freundin, verbringen, dann ist es ratsam, einen »Bart« mitzunehmen, einen ­Typen, der uns in die Bar oder ins Restaurant begleitet. Es wäre ja möglich, dass mich jemand sieht, der meine Frau kennt, oder dass ich irgendwann auf einem Video des FBI auftauche, das mich in Schwierigkeiten bringen könnte. Dann kann mein Kumpel behaupten, das Mädchen sei mit ihm gegangen und nicht mit mir.
    Die nächste Frage, um die es in meiner

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