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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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Spogliari, der Eigentümer von Naked Truth, war da. Ich küsste die Männer, die ich kannte, auf die Wange, und sie küssten mich. Jetzt zahlte es sich aus, dass ich so viele Beziehungen geknüpft hatte. Greg beachtete ich nicht und sah ihn nicht an. Aber ich spürte – ich wusste –, dass er mich ansah und sich fragte: »Wer zum Teufel ist der Kerl?«
    Ich begann mich laut mit meinen Bekannten zu unterhalten, die einen Stuhl von einem anderen Tisch wegzogen und mich in ihre Mitte quetschten. Aus den Augenwinkeln warf ich DePalma einen Blick zu. Er rauchte Camel-Zigaretten ohne Filter, als würde er am nächsten Morgen den elektrischen Stuhl besteigen. Er war Diabetiker und war an Rachenkrebs erkrankt, und ich wusste, dass er nur noch etwa eine halbe Lunge besaß. Trotz dieser und anderer gesundheitlicher Probleme hielt er Hof. Er sah sogar besser, stärker und selbstsicherer aus als ich!
    Jetzt redete er von seinem Hass auf das FBI.
    »Die FBI-Agenten sind Scheißkerle«, sagte er mit rauer Stimme. »Sie haben meine Juwelen und meine Kunstwerke mitgenommen, alles. Hunde­söhne. Schwanzlutscher.«
    Ich saß ihm gegenüber und unterhielt mich mit den Lucchese- und Genovese-Jungs, die ich kannte, und mit Spogliari. Andere kamen an den Tisch und reichten DePalma Briefumschläge. Wenn ein Mafiamitglied aus dem Gefängnis kommt, sind alle in seinem Clan verpflichtet, ihm etwas Geld zu geben, damit er wieder auf die Füße kommt. DePalma redete ohne Unterlass davon, wie dringend er das Geld brauchte. Er musste zum Zahnarzt gehen, ein Auto kaufen und wieder ein Geschäft gründen. Ich saß bei meinen Kumpels und sprach DePalma nicht an. Übereifer hätte mich verraten können.
    DePalma zündete eine neue Zigarette an. Einer der Anwesenden sagte sehr emotional: »Greg, warum rauchst du schon wieder? Das Zeug kann dich umbringen!«
    »Zum Teufel damit!«, krächzte DePalma. »Wenn ich rauchen will, dann rauche ich.«
    Dann begann er mit einer Schimpftirade gegen die hohen Zigarettenpreise. Wegen der hohen Steuern kostete eine Packung damals acht Dollar. Für DePalma war dies die größte Sünde der Regierung. Sie hatte ihm nicht nur alles genommen, sondern verdiente nun auch noch an seinem Lieblingslaster.
    DePalmas rechte Hand und Fahrer, ein wieselartiger Kerl Anfang 40, der Joe Moray hieß, ging um den Tisch herum, um mich in Gregs Auftrag zu beäugen.
    Das war meine Chance.
    »Ich kann euch gefälschte Zigaretten besorgen«, sagte ich.
    »Tatsächlich?«, fragte er und starrte mich misstrauisch an.
    Ich nickte. »Es ist nicht mein Job, aber ich kann Zigaretten für acht Dollar pro Stange beschaffen.«
    Moray blinzelte rasch.
    »Acht Dollar pro Stange?«, fragte er ungläubig. »Wir zahlen acht Dollar für eine Packung!«
    Ich nickte. »Ich habe ein paar im Auto«, sagte ich lässig. »Soll ich sie holen?«
    Moray dachte einen Augenblick nach und warf DePalma einen Blick zu. Der sah mich an. Es schien, als wären alle am Tisch verstummt.
    »Mach schon«, sagte Moray leise.
    Ich erhob mich, und DePalma schaute zu, wie ich mich zu meiner vollen Größe aufrichtete. Während ich das Restaurant verließ, hoffte ich, dass ich den Bogen nicht überspannt hatte. Ich wusste, dass sie jetzt über mich ­redeten.
    Zufällig hatte ich wirklich gefälschte Zigaretten im Auto, weil ich am Fall Royal Charm in Atlantic City arbeitete. Ich holte jeweils eine Packung Marlboro Light und Marlboro Red aus dem Kofferraum und ging zurück ins Lokal. Kein Mensch konnte meine gefälschten Zigaretten aus China von echten unterscheiden. Vielleicht merkte es jemand am Geschmack, aber nicht am Aussehen. Meine Stangen trugen die staatlichen Konzes­sionsstempel und waren ansonsten absolut nicht von der Ware zu unterscheiden, die es im Supermarkt gibt.
    Ich warf die beiden Packungen Moray zu, der jetzt wieder neben Greg saß. Wir hatten immer noch kein Wort miteinander gesprochen, und dies war unser erster Blickkontakt. Er musterte mich, nahm eine Packung in die Hand, öffnete sie, schüttelte eine Zigarette heraus, brach den Filter ab und steckte den Rest in den Mund. Er schmeckte den Tabak, als wäre er ein Kenner aus Virginia. Dann zündete er die Zigarette an und inhalierte.
    »Nicht schlecht«, sagte er zu mir, während der ganze Tisch auf sein Urteil wartete. »Kannst du mir Camels besorgen?«
    »Ich frage mal nach«, sagte ich ganz locker, aber innerlich war ich alles andere als ruhig. Ich hatte DePalma auf völlig unverdächtige Weise

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