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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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seiner Verurteilung im Fall Scores verloren hatte. Zusammen mit seinem Sohn Craig war er Miteigentümer von Naked Truth gewesen. Darum fühlte er sich berechtigt, seinen Anteil am Stripclub einzufordern, einerlei, wem er jetzt gehörte, und egal, wie viel Geld andere während seiner Abwesenheit in das Lokal investiert hatten. Wir mussten uns entscheiden: Wer sollte das Schutzgeld bekommen: Filippelli und seine Leute oder DePalma? Der Alte war nicht ausgemustert worden, er hatte sich gewaltsam zurück ins Spiel gebracht, und jetzt mussten wir überlegen, welche Folgen das für uns hatte. Vielleicht konnte ein Gespräch mit DePalma unser Dilemma auflösen.
    Am folgenden Donnerstag fuhr ich wieder ins Spaghetti Western, um DePalma zu treffen. Ich hatte von einem der Jungs im Naked Truth erfahren, dass Moray und DePalma im Restaurant sein würden. Aber als wir dort ankamen, war noch niemand da. Also setzte ich mich an die Bar und unterhielt mich mit den Eigentümern, während ich wartete.
    Ich ging mit einer Idee ins Restaurant. Anstatt einen Handel mit DePalma anzustreben, beschloss ich, ihm zehn Versandkartons Zigaretten zu schenken. Das sollte mein Willkommensgeschenk nach seiner Entlassung aus dem Knast sein. Ich berichtete Nat Parisi, meinem Case Agent, dass DePalma unsere Zigaretten mochte. Das sei eine Chance für einen taktischen Schachzug. Alle überreichten dem Alten Briefumschläge, und ich würde ihm Zigaretten geben. Vor diesem Treffen mit Greg sprach ich auch mit Jerry Spogliari. Er war damit einverstanden, dass diese Zigaretten ­DePalmas Willkommensgeschenk vom Club sein sollten.
    Das Restaurant füllte sich langsam mit einigen Jungs aus dem Club. Wir beschlossen, einen großen Tisch hinten im Saal zu belegen. Bald trafen Moray und DePalma ein. Ich zog Moray zur Seite.
    »Ich möchte dem Alten ein Willkommensgeschenk machen«, erklärte ich leise. »Die zehn Versandkartons mit Zigaretten sind für mich viertausend Dollar wert. Ich könnte sie für das Zehnfache verkaufen; aber ich bin nicht in diesem Geschäft. Stattdessen möchte ich sie Greg als Zeichen meines Respekts schenken.«
    Moray starrte mich an. Meinte ich es ernst? Wer zum Teufel war ich eigentlich?
    Ich hatte gehört, dass DePalma unbedingt ein Auto kaufen wollte, einen Chrysler PT Cruiser. Das wunderte mich. Er hatte sein Leben lang Mercedes und Jaguar gefahren – was in aller Welt wollte er mit einem Chrysler PT Cruiser? Aber er hatte sich dieses Auto in den Kopf gesetzt, und das genügte.
    Joe Moray dachte über mein Angebot nach und reichte mir dankbar die Hand.
    »Das wäre wunderbar«, sagte er. Dann flüsterte er Greg etwas ins Ohr.
    Greg sah mich an. »Ich schätze deine Großzügigkeit«, sagte er mit ernstem Gesichtsausdruck.
    »Gern geschehen«, sagte ich. »Ich werde die Lieferung mit Moray absprechen.«
    Dann wurde Greg plötzlich jovial und begann mit den Genovese-Jungs am Tisch zu plaudern. Aus einer angespannten Runde wurde eine Art Klassentreffen. Allerdings waren diese Burschen zuletzt nicht in der Schule, sondern im Gefängnis gewesen. Sie unterhielten sich über ihre Zeit in Lewisburg, Fort Dix, Allentown und anderen Strafanstalten. Sie tauschten Erinnerungen an ihre Knastkumpels aus: »Ja, ich war mit Joey Potsandpans in Fort Dix! Wie geht es ihm?«
    Ich fand das erstaunlich. Das Gefängnis war ihre Mafiaschule! Wie bereits erwähnt, gab ich nicht vor, eine Strafakte zu haben, aus dem ein­fachen Grund, weil es ihnen allzu leicht fallen würde, sie zu überprüfen. Also hielt ich den Mund und hörte ehrfürchtig zu, wie Greg erzählte, er habe von korrupten Gefängniswächtern im Austausch gegen Schmuggelware kostenlose Eintrittskarten für den Broadway und Essen erhalten.
    Dann hielt er einen langen Monolog und schwärmte davon, welche Ehre es für ihn gewesen sei, sich um John Gotti zu kümmern, während dieser im Gefängnis saß und langsam an Krebs starb. Jeden Abend bereitete er ihm spezielle italienische Gerichte zu – alles, was Gotti wollte. Es gelang ihm, zusammen mit Gotti im Gefängniskrankenhaus unterzukommen, wo es besseres Essen, Mikrowellenöfen und Küchengeräte gab. Er versorgte Gotti und badete ihn sogar. Hätte Gotti Nudeln aus Engelshaar gewollt, DePalma hätte sie ihm besorgt. Hätte er Huhn mit Ziegenmilchmozzarella gewünscht, hätte Greg es für ihn zubereitet. Die Pflege Gottis bedeutete ihm alles, weil Gotti sein Boss und in seinen Augen ein waschechter Mafioso war. Ich fand das

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