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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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faszinierend.
    Ein weiteres erfolgreiches Abendessen ging zu Ende, und ich spürte, dass DePalma mich mochte. Ich war ihm zwar völlig fremd, und er wusste nichts über meine kriminelle Vergangenheit; aber nun sprach ich die Sprache, die ihm am besten gefiel: Geld. Geld bedeutete ihm alles, und die Tatsache, dass ich ihm Geld gab, machte mich in seinen Augen zu einem echten Ganoven, zu einem Kumpel, der wusste, wie wichtig es war, seinem Boss zu huldigen.
    Der Abend war ein überwältigender Erfolg.
    Einige Tage später meldete Joe Moray, seinem Mann falle es schwer, die Zigaretten auszuladen, weil der Geruch zu streng sei. Davon verstand ich nichts. Also verzichteten wir auf den Zigarettendeal, und ich überreichte DePalma stattdessen bei unserer dritten Begegnung einen dicken Umschlag mit 50-Dollar-Scheinen.
    »Wir haben die Zigaretten für Sie verkauft«, sagte ich. »Viel habe ich nicht bekommen; aber hier sind drei Riesen drin.«
    DePalma sah mich dankbar an. Jetzt hatte er den Beweis, dass ich in kriminelle Aktivitäten verwickelt war. Ich zeigte ihm gleich am Anfang, dass ich kein Möchtegernganove, Groupie oder Aufschneider war.
    »Sie haben auch für mich gesessen«, sagte ich respektvoll. »Sie waren 30 Jahre Ihres Lebens im Knast. Ich habe eine Menge angestellt, wurde aber nie geschnappt. Also haben Sie auch für mich gesessen! Das bedeutet, ich stehe in Ihrer Schuld. Andere wären längst zusammengeklappt.«
    DePalmas Augen füllten sich mit Tränen, als ich ihm diese allerhöchste Mafia-Laudatio hielt.
    Ich hatte begonnen, Greg DePalma zu verführen.

Kapitel 12
Greg DePalmas Verführung
    Ein Mann will eine Frau kennenlernen. Er ist nett zu ihr und kauft ihr Blumen. Er taucht »zufällig absichtlich« dort auf, wo sie ist. Genau so behandelte ich Greg DePalma. Ich wollte, dass er mich gernhatte.
    Ich wusste, dass er sich nicht mit neuen Leuten einlassen wollte. Er hielt sich zurück – er stand unter Bewährung und konnte jederzeit festgenommen werden, wenn man ihn mit bekannten Gaunern erwischte. Für ihn war es gefährlich, neue Leute zu treffen. Er wusste, dass das FBI ihn im Visier hatte, und er hatte allen Grund anzunehmen, dass man ihn immer noch be­obachtete, sogar in seinem achten Lebensjahrzehnt. Also hatte ich die Aufgabe, sein Interesse zu wecken, ohne dass seine Alarmglocken schrillten.
    Es war eine Gratwanderung. Ich durfte nicht als großes Tier in der ­Ganovenszene auftreten. Das hätte seinen Verdacht erregt. Er hätte sich gefragt: »Warum habe ich von diesem Jack Falcone nie etwas gehört oder gesehen?« Das andere Extrem wäre gewesen, mich wie ein Typ aufzuführen, der ihm nichts zu bieten hatte. Wenn ich für ihn keine Geldquelle erschließen konnte oder wenn ich als erfolgreicher Ganove nicht überzeugte, würde er mich ansehen und sagen: »Wer ist diese Niete? Er ist ein kaputter Koffer, eine Mülltonne, ein Aufschneider. Er taugt nichts! Er hat mir nichts zu bieten!«
    Die Mafia interessiert sich nur für Leute, die ihr ein lukratives Angebot machen. Die Schlüsselfrage für DePalma lautete: Kann ich mit diesem Burschen Geld verdienen? Die Mafia saugt jeden aus, den sie einmal in den Krallen hat. Sie gründet mit ihm ein Geschäft, ruiniert es und behält alles für sich. Gangster denken nur an sich und an den Clan, dem sie angehören. Es geht nicht darum, Menschen zu erschießen. Es geht ums Geld. Zu Morden kommt es nur, wenn jemand nicht zahlt oder für den Clan nicht das Richtige tut.
    Für mich war es eine Herausforderung, mich in eine völlig neue Rolle einzuleben. Es war anstrengend, einen etwas unterwürfigen Gauner zu spielen. Normalerweise war ich der Steuermann, der Häuptling, der Leitwolf. Wenn ich mit Drogen handelte, war ich entweder ein großer Kurier, der eine Menge Stoff transportierte, oder ich war der Dealer, der viele Kilos kaufte oder verkaufte. Hier musste ich von Anfang an viel zurückhaltender sein. Es gab eine Hackordnung, und ich durfte nicht übermütig werden. Das wäre gefährlich gewesen. Bescheidenheit war Pflicht.
    Die Zigarettenofferte und die 30 0 000 Dollar als Willkommensgruß machten mich zum Mitglied der Gang. Wir legten alle zusammen, um Greg ein Auto zu kaufen. Danach war er mir noch dankbarer.
    Aber das Liebeswerben musste wechselseitig sein. Ich wollte mich ansprechend verpacken – ich spielte und lebte die Rolle und wurde von den anderen Ganoven und ihren Kumpels akzeptiert. Aber ich musste erreichen, dass ich nicht mehr der Jäger

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