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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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war, sondern der Gejagte. Er sollte mir nachlaufen; das war das Ziel meiner Verführung. Wenn er mich nur für eine Beute hielt, würde er mich ausnutzen, und das wollte ich nicht. Nein, ich wollte, dass er sich fragte, wer ich war und wie er unsere Beziehung vertiefen konnte.
    Dank unserer Überwachung wussten wir fast genau, wo er den Tag verbrachte und wen er traf. Und die Jungs im Club erzählten mir immer öfter, dass DePalma Erkundigungen über mich einzog. Andere hörten sich in sei nem Auftrag um: »Wer ist dieser Typ aus Florida? Was macht er?« Das ge­­ fiel mir. Ich sah, dass er überlegte, wie viel er aus mir herausholen konnte – dass er die entscheidenden Ganovenfragen stellte: »Wer ist dieser Neue, und wie kann ich ihn ausnehmen?«
    Ein typischer Tag während dieser Werbungsphase begann mit einem An­ ruf im Büro. Ich fragte meinen Case Agent: »Nat, wo ist DePalma jetzt?«
    So erfuhr ich, dass er in diesem oder jenem Restaurant saß, ein Treffen in Manhattan hatte oder was auch immer. Also zog ich mich an und spielte den legeren Ganoven aus Miami, denn dafür sollte Greg mich halten. »Zufällig« tauchte ich in dem Restaurant auf, das er an diesem Tag besuchte. Das tat ich natürlich nicht jeden Tag, aber so oft, dass sein Interesse an mir nicht erlosch. Er sollte ständig an mich denken.
    Wenn es nicht angezeigt war, DePalma zu treffen, rief ich einfach die Jungs an, die ich im Club kennengelernt hatte, und fragte sie, wann sie wohin gehen wollten, in welches Restaurant. Dann kreuzte ich dort auf und bestellte etwas zu essen. Es ist eine Beleidigung, in ein Restaurant zu gehen und nichts zu bestellen. Wenn ich reinkam, sagten die Jungs: »Bestell eine Kleinigkeit. Iss ein bisschen Suppe! Die Pasta e Faglioli ist hier fantastisch! Blamier mich nicht – bestell etwas!«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, denn man muss mich nicht zweimal zu Tisch bitten. Und mit diesen Leuten ging ich zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen, dann in den Club, und gegen zwei Uhr morgens sagte jemand: »Kommt, wir fahren in dieses Lokal in City Island. Ich verhungere fast. Gehen wir etwas essen!« Also nahmen wir um zwei Uhr morgens eine üppige Mahlzeit ein, und am nächsten Tag fing das Ganze von vorne an.
    Während ich daran arbeitete, Greg zu ködern, erfuhren wir von Informanten, dass er versuchte, Ballast abzuwerfen. Er verbrachte eine Menge Zeit mit Anthony »dem Genie« Megale, dem stellvertretenden Boss des Gambino-Clans, um ein Problem aus der Welt zu schaffen: seinen Mordversuch an LaSorsa.
    Der Ärger zwischen LaSorsa und DePalma begann, als Greg wegen der Scores-Erpressung im Gefängnis saß. Greg hatte empfohlen, Nick in den Clan aufzunehmen. Aber jetzt, da er hinter Gittern saß, verlangte Nick von einem Geschäftsmann, den er bisher in DePalmas Auftrag erpresst hatte, 2500 Dollar an ihn und nur an ihn zu zahlen.
    Greg DePalmas schlimmster Feind wa r … Greg DePalma. Über ein Gefängnistelefon stieß er Drohungen aus, die natürlich aufgezeichnet und an die Polizei weitergeleitet wurden. Als er hörte, dass ein anderer Mafioso dabei war, sein einträgliches Geschäft zu übernehmen, drehte er offenbar durch. Er sagte: »Dem werde ich das Handwerk legen. Ich hoffe, es ist nicht Nicky.« Er beschrieb in allen grässlichen Einzelheiten, was er mit LaSorsas Genitalien anstellen werde. Dann schmiedete DePalma einen wirklich bizarren Plan, um LaSorsa zu ermorden. Später behauptete er, John Gotti habe dem Vorhaben zugestimmt; aber das war vermutlich frei erfunden und der Versuch, sich selbst zu rechtfertigen.
    DePalma, dem es gesundheitlich nicht gut ging – auch er war jetzt ein kranker, an den Rollstuhl gefesselter Mafioso hinter Gittern –, erteilte den Befehl, LaSorsa zu töten. Das Problem war nur, dass ein initiiertes Mitglied ein anderes nur mit Erlaubnis der Bosse ermorden durfte, es sei denn, er ist dreist genug, eigenmächtig zu handeln. Zur Vergeltung setzte LaSorsa seinerseits einen Auftragskiller auf DePalma an. LaSorsa, ein Autohändler und Mafioso, hatte von DePalmas komischen Racheplänen wenig zu fürchten. Für den Alten war der wütende LaSorsa hingegen eine viel größere Gefahr. Übrigens gestand DePalma seine Beteiligung an dem geplanten Mord ein und ließ sich als standhafter Mafioso den Prozess machen. Niemand war überraschter als er, das Urteil »nicht schuldig« zu hören!
    Nun aber war DePalma wieder zurück und als Capo anerkannt. Deshalb hielten die

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