Ich war Jack Falcone
mich zu einem Bürogebäude in der Madison Avenue. Er ging rein, und ich blieb wie verloren im Auto sitzen. Sonst spielte ich immer den großen Boss, wenn ich undercover arbeitete. Darum musste ich mich erst daran gewöhnen, wie ein Chauffeur behandelt zu werden. Später, beim FBI, überprüften wir die Anschrift und stellten fest, dass er einen Anwalt der Mafia konsultiert hatte.
Eine Stunde später tauchte Greg wieder auf. Wie verließen die Innenstadt, und ich sagte kein Wort. Es wäre für einen Rangniedrigen unklug – und unangemessen – gewesen, einen Capo zu fragen, worum es bei seinem Termin gegangen sei. Aber für einen gesprächigen Typen wie Greg war Schweigen eine Last, die er nicht tragen konnte. Also plauderte er während der Rückfahrt ein wenig.
»Sie haben mich herbestellt, um die Sache mit Nicky zu lösen«, erklärte er. »Es wird ein paar neue Regeln in der Familie geben. Es ist eine Angelegenheit der Gambino-Familie.«
»Verstehe«, sagte ich, ohne den Blick von der Straße abzuwenden.
Es wäre nicht klug gewesen, Fragen zu stellen. Damit hielt ich mich sehr zurück, denn echte Ganoven stellen keine Fragen.
Am 3. Juni trafen wir uns erneut, um essen zu gehen. Sein Vertrauen zu mir war jetzt viel größer. Er wusste bestimmt schon, dass meine Sozialversicherungsnummer in Ordnung war. Er erzählte mir ganz offen, er habe schon wieder mit »der Nummer zwei und der Nummer drei« – dem Stellvertreter Anthony Megale und dem Consigliere Joseph »JoJo« Corozzo – über die Angelegenheit LaSorsa gesprochen.
»Die Sache ist aus dem Ruder geraten«, sagte er und erklärte mir ausführlich, was für ein Bastard LaSorsa sei.
Ich aß, hörte zu und dachte: LaSorsa hat immer noch einen Killer auf ihn angesetzt – darum versuchen die Bosse, das Problem zu lösen. LaSorsa konnte jederzeit die Erlaubnis bekommen, DePalma umzulegen, und dann würde er mich ebenfalls umlegen. Es gibt ein berühmtes Foto von Carmine Galante, einem Mafiaboss, der im Hof eines italienischen Restaurants erschossen wurde und immer noch seine Zigarre zwischen den Zähnen hatte. Den Leuten, die mit ihm speisten, erging es nicht besser. Ich wollte kein Statist auf einem Polizeifoto sein, wenn DePalma ermordet wurde; aber solche Risiken hatte ich in Kauf genommen. Positiv war aus meiner Sicht, dass seine Chance, begnadigt zu werden, mit jedem Besuch bei den Bossen stieg.
Unsere Beziehung wurde immer enger. Ich sprach fünf- bis zehnmal am Tag mit Nat Parisi, meinem Case Agent beim FBI. Wir waren uns darüber einig, dass ich etwas tun musste, was meine Glaubwürdigkeit als Ganove erhöhte, und gleichzeitig musste ich Greg zu Geld verhelfen. Wir beschlossen, dass ich Greg immer mehr geschmuggelten und gefälschten Schmuck bringen und als Beute meiner Coups ausgeben würde. Wir hatten unsere »Ware« schätzen lassen, sodass ich genau wusste, was für Diamanten wir hatten und was jedes Stück wert war. Immer, wenn ich Greg neue Stücke brachte, zog er seine Juwelierslupe aus der Tasche – genau für solche Zwecke hatte er immer eine bei sich – und erzählte mir von seinem früheren Schmuckgeschäft in der Canal Street.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Kohle ich damit gemacht habe«, prahlte er.
Einerlei, wie gut meine Diamanten waren, er behauptete immer, sie seien fehlerhaft, schrecklich, verhunzt – er wollte immer schnorren. Oder ich brachte ihm eine Rolex President und verlangte von ihm nur 4500 Dollar, wohl wissend, dass er sie für 6000 verscherbeln konnte. Ein Mafioso will jeden Tag Geld verdienen; das liegt ihm im Blut. Für DePalma und die anderen spielte es keine Rolle, ob sie Geld mit Schmuck, Brot, Käsechips, DVDs, Raubüberfällen oder Kreditbetrug verdienten – sie machten alles, wenn sie Geld witterten.
»Woher hast du das Zeug?«, fragte Greg. Er legte die Lupe auf den Tisch und sah mich an.
»Meine Leute in Miami zocken Drogenhändler und Geschäftsleute in Miami ab«, erklärte ich. »Ich habe einen Hehler dort; aber manche Sachen sind so heiß, dass er lieber die Finger davon lässt. Wenn du willst, kannst du sie haben und hier in New York für mich verkaufen.«
Greg nickte. Die Erklärung überzeugte ihn. Er stellte keine weiteren Fragen.
Mit den Juwelen trafen wir bei Greg voll ins Schwarze. Er war geradezu gierig nach Schmuck und Uhren, die er verkaufen konnte. Jetzt verdienten wir zusammen Geld und ich hatte eine Krankenversicherung.
Ein paar Tage später sagte DePalma die
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