Ich war Jack Falcone
Übrigens ist der Bruder meines Partners ein FBI-Agent.«
Das war alles, was ich hören musste. Das war für mich ein vorzüglicher Grund zum »Aussteigen«. Wer mit der Justiz zu tun hat, ist in der Welt der Mafia fast unberührbar.
»Pass auf dich auf«, warnte ich Joe. »Es ist so, wie es ist. Ich werde Greg informieren und versuchen, ihn zu beruhigen.«
Ich ging zu Greg DePalma zurück.
»Hast du mit dem Schweinehund gesprochen?«, fragte er.
Ich nickte. »Hab herausgefunden, dass sein Partner einen FBI-Agenten in der Familie hat.«
»Dieser Mistkerl!«, sagte Greg abschätzig.
»Willst du dich mit dem FBI anlegen?«, fragte ich. Natürlich tat er das bereits, weil er mit mir herumhing; aber das wusste er damals nicht!
Zu meiner großen Erleichterung sprach Greg mich nie mehr auf diese Sache an. Doch sechs Monate später erzählte er mir voller Freude, sein Schlägertrupp habe Joe Blow auf einer Baustelle ordentlich verprügelt. »Sie haben es diesem Bastard gezeigt!«, berichtete er zufrieden.
Ein andermal befahl er mir mitzukommen und »diesem verfluchten Kerl die Fresse zu polieren, der mich wegen eines Versicherungsanspruchs beschimpft«.
Also besuchten Greg und ich den Mann bei dem Autohändler, für den er arbeitete. Das war eine heikle Sache. Greg wollte ihn zusammenschlagen, und ich hätte das verhindern müssen. Als FBI-Agent durfte ich bei einer Körperverletzung nicht einfach zusehen. Das hätte womöglich das Ende des Falles bedeutet. Zum Glück war nur der Sohn des Gesuchten anwesend – göttliche Vorsehung, dachte ich. Greg schrie den Jungen eine Weile an, aber wenigstens wollte er ihn nicht schlagen.
»Dein alter Herr muss sich bei Greg entschuldigen«, sagte ich so furchterregend wie möglich. »Vergiss nicht, es ihm zu sagen!«
Das war alles, Gott sei Dank.
Ein anderer Auftrag war, mit einem Baseballschläger zu einem Typen zu gehen, der nicht spuren wollte.
»Jack«, sagte er, »hier steht, welches Auto er fährt, in welches Fitnesscenter er geht und wie er zur Arbeit fährt. Nimm einen Baseballschläger und kauf ihn dir!«
Irgendwie gelang es mir, auch diese Prügel abzuwenden. Wurde ich auf die Probe gestellt? Oder bekam ich einfach deshalb solche Aufträge, weil ich jetzt zum Team gehörte? Ich werde es nie wissen. In solchen Situationen behauptete ich immer, der Typ sei nicht da gewesen, er sei auf der Flucht oder ich hätte ihn verpasst. Aus irgendeinem Grund forschte Greg nie genauer nach.
Wie alle anderen bei der Mafia war Greg heuchlerisch, was Drogen anbelangte. Einmal sagte er zu mir: »Jack, du musst mir versprechen, dass du keinen Stoff verkaufst. Tu, was du willst, aber das nicht. Es verstößt gegen die Regeln. Wenn du dich mit diesem Dreck einlässt, bringst du dich und mich um, ist das klar? Handelst du mit Drogen?«
»Ich hab’s mal getan, Greg, aber –«
»Ist mir scheißegal, was du getan hast«, unterbrach er mich. »Mich interessiert nur, was du jetzt tust.«
Ich versicherte ihm, dass ich solche Geschäfte schon vor langer Zeit aufgegeben und nichts mehr mit Drogen zu tun hätte. Aber wir wussten beide, dass ich log. Wie sonst hätte ich das Geld verdienen sollen, das ich anscheinend hatte? Was für eine Heuchelei.
Eines Tages stellte sich die Frage, ob die Familie Greg vom Capo zum Stellvertreter befördern würde. Kollegen in Bridgeport, Connecticut, hatten Megale wegen eines Drogendelikts verhaftet, und nun sprach Greg immer wieder davon, dass er vielleicht der neue Stellvertreter sein werde.
Greg war hin und her gerissen. Sein Leben lang war er über den Rang eines Capos nicht hinausgekommen, und jetzt war er 73 Jahre alt. Als Stellvertreter hätte er viel mehr Geld verdient, denn viel mehr Leute hätten an ihn abgedrückt: alle 26 Capos des Gambino-Clans (auf der FBI-Liste standen nur 21), alle Soldaten und alle Verbündeten. Andererseits fürchtete er, dass diese Beförderung ihn schnurstracks zurück ins Gefängnis bringen würde.
»Sie haben nicht sehr viele erfahrene Leute«, erzählte er mir und fügte hinzu, es gebe nur wenige andere Bewerber für diesen Posten. »Aber ich will ihn nicht. Er ist zu auffällig. Ich will nicht mehr in den Knast. Ich spiele nur mit dem Gedanken, weil sie so viel Blödsinn machen.«
Mit anderen Worten, Greg regte sich über die geringe Qualität der modernen Mafiosi so auf, dass er sogar erwog, das Risiko einer Verhaftung in Kauf zu nehmen, um neue und bessere Ganoven zu rekrutieren.
Dank der aufgenommenen
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