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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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sich am Kalbfleisch labt. Danach geht jeder seinen eigenen Weg. Es war entsetzlich, ins Pflegeheim zu gehen und Greg bei seinen Geschäften zuzusehen. Die alten Leute im Heim waren krank und in kläglichem Zustand, aber das kümmerte Greg nicht.
    Warum muss ein Mafioso sein Kind zu einem Leben in der organisierten Kriminalität verdammen? Greg hätte seinen Sohn aus dem Spiel lassen sollen. Stattdessen sorgte er dafür, dass Craig in die Mafia aufgenommen wurde. Die Leute mochten sagen: »Was für ein guter Vater! Er besucht seinen Sohn jeden Tag.« Aber ein wirklich guter Vater hätte es nie so weit kommen lassen.
    Gregs Frau warf ihm vor, ihren Sohn in die Mafia hineingezogen zu ­haben. »Du hast ihm dieses Leben aufgezwungen!«, sagte sie vor mir und vielen anderen. Damit meinte sie, dass Craig nicht im Koma liegen würde, wenn Greg ihn in Ruhe gelassen hätte. Immer, wenn Greg liebevoll zu Craig war, fragte ich mich, ob er das tat, weil Craig sein Sohn war, oder weil Craig Mafioso war.
    Wie dem auch sei, als ich eines Tages ins Heim kam, fiel mir auf, dass Greg vor Wut kochte. Schon im Flur hörte ich ihn wüst schimpfen.
    Ich ging ins Zimmer und traf Greg mit Neil Delieto an, einem Verbündeten der Gambinos, dem eine Baufirma gehörte.
    »He, Greg, ist alles in Ordnung?«, fragte ich und gab ihm wie immer einen Kuss.
    »Dieser Mistkerl Joe Blow schuldet mir Geld«, sagte Greg.
    Greg hatte mit »Joe« irgendein Geschäft abgeschlossen. Joe musste Neil Geld geben, und Greg sollte davon seinen Anteil bekommen. Ich kannte die Einzelheiten nicht, weil Verbündete ihren Vorgesetzten keine Fragen dieser Art stellen.
    »Jack, ich will, dass du diesem Schweinehund in die Kniescheiben schießt«, fauchte Greg.
    Ich wusste, dass er wütend war – immer wenn er derart tobte, wusste man, dass jemand dafür bezahlen musste.
    »Greg, was hast du gesagt?«, fragte ich und versuchte, meinen Schrecken zu verbergen. Ich machte mir Sorgen, aber ich erinnere mich auch daran, wie erfreut ich war, weil er mir so sehr vertraute, dass er mir einen solchen Auftrag gab. Ich befand mich in einer Subkultur, die sich vom Rest der Welt unterschied. Wenn der Capo einen Befehl erteilt, dann hat er einen guten Grund dafür. Denken Sie an Luca Brazi in Der Pate – er nickte nur, ging weg und brachte jeden um, den er umbringen sollte.
    Eines durfte ich in meiner Rolle als Mitglied in Gregs Truppe niemals tun: jemanden verletzen oder gar töten. Aber wenn ich zu viele dieser Aufträge abgelehnt oder zu oft nach einer Ausrede gesucht hätte, wäre es mir sehr schlecht ergangen, und ich hätte die ganzen Ermittlungen gefährdet.
    »Ich will, dass du diesem verdammten Joe Blow in seine verdammten Kniescheiben schießt!«, wiederholte Greg. »Er schuldet uns Geld!«
    Ich kannte Joe Blow. Ich hatte ihn schon einmal getroffen. Er war nur ein junger Geschäftsmann, ein harmloser Kerl. Ein Zivilist.
    »Okay, Greg«, sagte ich, »was immer du willst.«
    Ich zögerte die Sache hinaus, bis es nicht mehr anders ging. Wie sich herausstellte, schuldete Joes Firma dem Bauunternehmer namens Neil Delieto, der für Greg arbeitete, kein Geld. Greg folgte seiner Mafialogik: Da Joe seinen Mann nicht als Subunternehmer beteiligte, schuldete er Neil die 3 0 000 Dollar, die Neil verdient hätte. Das waren also Joes »Schulden«.
    Eines Tages erfuhr ich von den Jungs im Stripclub, dass Joe in einem Restaurant in Yonkers zu Mittag aß. Ich durfte ihn nicht erschießen oder zusammenschlagen. Also musste ich einen Weg finden, den Fall ohne Gewalt zu löse n … ohne Gregs Verdacht zu erregen.
    Als Joe mich hereinkommen sah, wusste er genau, warum ich da war. Die Leute wussten, dass ich Gregs Mann war. Joe erbleichte. Stellen Sie sich vor, ich gehe auf Sie zu, um Sie zu erschießen oder Ihnen ein Bein zu brechen. Selbst einem Mafioso konnte der Appetit vergehen, wenn er mich mit tückischem Grinsen auf sich zukommen sah!
    Doch anstatt ihn umzulegen oder ihm in die Knie zu schießen, sagte ich zu ihm: »Hör zu, wir haben da ein Problem. Wie können wir diese Sache mit Greg lösen? Er ist richtig sauer auf dich. Aber ich mag dich, und ich weiß, dass du nichts auf dem Kerbholz hast.«
    Joe war froh, dass er immer noch atmen konnte. »Ich schulde Delieto kein Geld«, sagte er.
    »Tja«, erwiderte ich, »Greg ist anderer Meinung. Wie können wir dieses Problem lösen?«
    »Ich habe Delieto nicht als Subunternehmer vorgeschlagen, weil mein Partner ihn nicht leiden kann.

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