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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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rechnete ich nie damit, als Mitglied vorgeschlagen zu werden. Ich machte mir weder Illusionen, noch erwartete ich, nach Joe Pistone der zweite Agent zu sein, dem die Cosa Nostra diese Ehre erweisen würde.
    Als Teil von Gregs Gang musste ich meinen Tageslauf ändern. Er wollte seine Jungs jeden Tag sehen. Er wollte immer wissen, wo wir am Abend zuvor gewesen waren, denn er fürchtete, die Polizei werde uns festnehmen und ­umdrehen, was ihn und die ganze Gambino-Familie in Gefahr gebracht hätte. Wenn seine Jungs jeden Abend erreichbar waren, fühlte er sich ­sicher.
    Meine Kontakte zu Greg wurden häufiger, und wir sprachen fast täglich miteinander. Das wurde immer anstrengender, weil Greg unbedingt Schmuck verschieben wollte. Am Telefon sprach er nur von »Trophäen«.
    »Jackieboy«, pflegte er zu sagen, »ich brauche mehr Trophäen! Zum Teufel, wann bringst du mir mehr davon?«
    Das machte mich fast verrückt.
    Naked Truth war die perfekte Basis für meine Rolle, weil der Club/es mir die Gelegenheit verschaffte, Mafiosi aus allen fünf Familien zu treffen, nicht nur Gambinos. Das war eine hervorragende Kulisse für die anderen Kriminalfälle, an denen das Büro arbeitete. Um meine Beziehung zu Greg voll zu nutzen, wollten meine Case Agents und ich zum Beispiel einen ­weiteren Kollegen in den Fall einführen: Mike Grimm alias Mikey Suits, der auch an den Ermittlungen gegen die korrupten Politiker in Atlantic City beteiligt gewesen war. In seinem Armani-Anzug und mit seinen Ferragamo-Schuhen sieht Mike wie ein Model oder wie ein Wall-Street-Broker aus. Er ist immer perfekt manikürt und rasiert. Frauen lieben diesen Burschen, der ein großartiger verdeckter Ermittler ist. Ich wusste, dass er ein Gewinn für meinen Fall war. Gleichzeitig würde sein Ansehen bei den Zielpersonen seiner ­eigenen Fälle steigen, wenn sie ihn in Gesellschaft von Gambinos wie Greg DePalma und Jack Falcone sahen. Damals arbeitete Mikey under­cover an der Operation Wooden Nickel (Holznickel), ­einer umfangreichen Ermittlung gegen korrupte Devisenmakler in der Wall Street.
    Also sagte ich zu DePalma: »Ich kenne da einen guten Mann, den du treffen solltest. Er hat eine Menge Freunde. Sie könnten dem Club viel Geld einbringen.«
    »Na, dann bring ihn her!«, sagte DePalma.
    Mikey Suits brachte 20 oder 30 Devisenmakler in Limou­sinen zum Club in der Bronx und befahl ihnen, einen guten Eindruck zu machen.
    »Ihr werdet ein paar Leute treffen, die mit den Gambinos verbunden sind«, sagte er zu seinen Zielpersonen. »Mädchen, Alkohol – ihr kriegt ­alles, was ihr wollt. Aber denkt daran, ihr seid nicht in New York! Ihr seid in der Bronx, in einem Club der Mafia. Also benehmt euch respektvoll. Ihr werdet eine Menge Ganoven sehen. Wenn ihr euch nicht benehmt, könnte jemand zu Schaden kommen.«
    Greg war in Hochstimmung, denn sie gaben viel Geld im Club aus. Auch die Männer waren begeistert, denn es war aufregend, mitten unter Mafiosi zu sein. Sie hatten keine Ahnung, dass sie auch mitten unter FBI-Agenten waren. Sie gaben das Geld mit vollen Händen aus, und DePalma war von mir entzückt.
    »Großartige Arbeit, Jackie!«, sagte er.
    Ich stellte ihm Mike vor.
    »Mike«, sagte ich, »das ist Greg DePalma.«
    Mike erwies ihm den gebührenden Respekt, dankte ihm für die Party und ging zu seinen Leuten zurück. Er spielte seine Rolle perfekt. Die Folge war, dass er einen guten Eindruck hinterließ. Der »Ausflug« mit seinen Wall-Street-Maklern kam seinen Ermittlungen zugute und hatte spürbar positive Auswirkungen auf meine.
    Bald war ich Gregs Vertrauter. Nach seiner rätselhaften Trennung von Moray musste er eine Leere füllen: Fahrer, Geschäftspartner, bester Freund. Ich übernahm alle diese Rollen. Einige der Aufgaben waren ziemlich leicht. Zuerst wollte er den Mafiabossen einen kostenlosen Abstecher nach Las Vegas vermitteln. Außerdem schickte er mich in einen Club, den er erpressen wollte. Erst dann wurde es schwieriger. Er befahl mir, jemandem in die Kniescheiben zu schießen, weil er seine Schulden nicht rechtzeitig bezahlt hatte. Diesen Auftrag erteilte er mir eines Tages im Pflegeheim, in dem sein Sohn im Koma lag.
    In meinen zweieinhalb Jahren bei den Gambinos fiel es mir besonders schwer, vor dem komatösen Craig DePalma Geschäfte abzuwickeln. Als Teenager hatte Craig zu den Tanglewood Boys gehört, einer Mafiagang auf dem Land. Sie bestand aus Söhnen von Mafiosi, die gemeinsam nördlich von New York aufgewachsen waren.

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