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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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herumhing. Unsere Informanten identifizierten einen dieser Leute als Robert Vaccaro, der seit Langem der Mafia angehörte. Am 7. Oktober 2003 kam Greg ins Restaurant La Villetta und stellte mir Robert vor. Dann sagte er zu meiner Überraschung: »Wenn mir etwas passiert, sprich mit ihm. Er ist dein Ansprechpartner.«
    Als ich Robert Vaccaro zum ersten Mal traf, wusste ich sehr wenig über ihn. Obwohl er ein initiiertes Mitglied der Mafia war, blieb seine Rolle dem FBI verborgen. Er war das Gegenteil von Greg DePalma – diskret, wie man es von Mafiosi erwartete. Greg telefonierte endlos mit seinem Handy, während Vaccaro unseren Informanten zufolge nie ein Mobiltelefon benutzte. Später fanden wir heraus, dass er zwar ein Handy besaß, aber nur einen Taschenpiepser mit einem Codesystem benutzte, wie es Drogensüchtige zu tun pflegen. In der zivilisierten Welt waren alle von Rufmeldern auf Handys umgestiegen – aber nicht Vaccaro. Er war sehr vorsichtig, besonders in meiner Gegenwart, und es dauerte eine Weile, bis er mich akzeptierte.
    Er war Ende 40, groß, neigte zur Glatze und hatte eine durchschnitt­liche Figur. Man durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen. Seine Augen strahlten eine finstere Entschlossenheit aus, die mich frösteln ließ. Robert wohnte in einer offenen Anstalt in New York, weil er unter Bewährung stand; aber nachts, wenn die Bewährungshelfer schliefen, fuhr er nach New Jersey und Connecticut, um sich mit den Chefs des Gambino-Clans zu treffen: Squitieri und Megale.
    Die Frage blieb: Wer war dieser Robert Vaccaro, und warum war er plötzlich mit Greg zusammen? Wir stellten eine Kurzbiografie von ihm zusammen, die sich auf Gregs Bemerkungen und unsere Informanten stützte. Vaccaro hatte 15 Jahre im Gefängnis des Staates New York verbracht, weil er Heroin verkauft hatte, und war vor Kurzem entlassen worden. Er wechselte zum Gambino-Clan. Greg erzählte mir, dass die Clans ab und zu Mit­ glieder austauschen. »Er war ein Lucchese und ist jetzt einer von uns.«
    Meine Kollegen und ich überlegten, welche Aufgabe Vaccaro haben mochte. Uns fielen zwei Möglichkeiten ein. Vielleicht sollte Greg ihn in alle seine kriminellen Aktivitäten einweihen, damit Vaccaro einspringen konnte, falls Greg sich zurückzog, starb oder zum Consigliere, Stellvertreter oder Boss aufstieg. Aber es war auch denkbar, dass die Bosse ihn beauftragt hatten, alles über Greg zu lernen – und ihn dann zu beseitigen.
    Ich fragte mich, ob Robert beabsichtigte, mich in seine Gang aufzunehmen, falls er Gregs Nachfolger werden sollte, oder ob er mich umlegen würde, weil ich Gregs Freund und Vertrauter war.
    Das Lustige war, dass Vaccaro den Alten darüber aufklärte, wie man sich in unserer modernen Zeit einer Verhaftung entziehen konnte. »Hör auf, das Telefon zu benutzen«, sagte er. »Schau dich um, wenn du Auto fährst, damit du siehst, ob man dich beschattet.« Vaccaro erklärte, dass die Cops den Be­ griff »Trockenreinigung« verwendeten, wenn ein Gangster plötzlich die Fahrt­ richtung änderte oder das Auto wechselte, um Verfolger abzuschütteln.
    Wenn Greg von Vaccaro etwas Neues lernte, erzählte er mir alles. Es hörte sich an, als besitze er sensationelle Tipps, um eine Festnahme zu verhindern.
    »Jackieboy«, knurrte er, »sprich nie am Telefon übers Geschäft!«
    Am liebsten hätte ich erwidert: »Danke Sherlock! Übrigens – wer plaudert denn andauernd am Telefon?«
    Anfangs war Gregs Verhältnis zu Vaccaro zwiespältig. Er bewunderte ihn als Mafioso, doch gleichzeitig ärgerte er sich darüber, dass der Neue ständig anwesend und eine potenzielle Bedrohung war. Deshalb gab es Spannungen zwischen Robert und Greg, die sogar auf meine Beziehung zu Greg abfärbten. Wenn ich Zeit mit Robert verbrachte, wurde Greg ­eifersüchtig.
    »Warum hängst du die ganze Nacht mit ihm rum?«, fragte er mit rauer Stimme. »Vergiss nicht, dass du da sein musst, wenn ich dich brauche.«
    Vielleicht fürchtete er, dass wir zwei uns gegen ihn verbünden würden, um ihn hinauszudrängen. Wer weiß, was ihm durch den Kopf ging? Ich wusste, dass es zu meinen Aufgaben gehörte, mehr über Robert Vaccaro herauszufinden – wer er war und was er vorhatte.
    Robert stand den Gambino-Bossen sehr nahe und redete anfangs nur über Geschäfte, und zwar so vorsichtig wie möglich. Er flüsterte Greg selbst dann ins Ohr, wenn außer mir niemand anwesend war. Wenn andere Leute in der Nähe waren und er etwas zu sagen hatte, ging er mit Greg

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