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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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an einen entfernten Tisch. Ich bewunderte seine Nüchternheit.
    Das bisschen Geld, das Robert am Anfang verdiente, sickerte nie zu Greg durch. Darüber regte er sich dauernd auf. Ehrlich gesagt verriet mir Greg nie, was er wirklich von Robert hielt. Nach einigen Monaten fühlte er sich nicht mehr bedroht und fand langsam Gefallen an Robert; aber er hielt ihn für einen Versager, ein Kreuz, das er tragen musste, weil der Typ nicht ständig Geld abdrückte. Natürlich war es ungewöhnlich, dass ein Capo ein initiiertes Mitglied in seine Gang aufnahm, das ihm nicht viel Geld einbrachte. Deshalb hatte die Beziehung zwischen den beiden immer ihre Grenzen. Zudem erinnerte Robert den Alten natürlich unablässig daran, dass man ihn jederzeit beseitigen oder abservieren konnte. Kein Wunder, dass Greg sich in Roberts Gesellschaft nie ganz wohlfühlte.
    Mit Greg wusste ich umzugehen; aber es war schwieriger, an Vaccaro heranzukommen. Darum begann ich, bei ihm Wetten abzuschließen. Er unterhielt sich gerne über Sport, und wer ihn auflockern wollte, redete mit ihm über dieses Thema. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto klarer wurde mir, dass er ein echter, konservativer Mafioso der alten Schule war. Sein ganzes Gehabe drückte aus, dass Greg, ich und alle anderen ihn nicht die Bohne interessierten. Es war, als schreie er: »Ich wurde in diese Gang versetzt, aber ich kenne euch nicht wirklich, und ich traue niemandem. Und dabei soll es bleiben.«
    Tja, genau das erwartet man von einem Mafioso.
    Allmählich lernte ich Vaccaro also besser kennen, und da ich bei ihm wettete, hatten wir mehr zu reden. Und weil ich bei ihm Geld verlor, hatten wir noch mehr zu reden! Wie sich herausstellte, gehörte sein Wettbüro zu einem Glücksspielring mit Hauptsitz in Costa Rica, der Milliarden Dollar umsetzte. Kleine Buchmacher haben immer ein Problem damit, Wet-ten unterzubringen, vor allem wenn zu viele Kunden auf den Favoriten oder die Heimmannschaft setzen. Deshalb hatte die Mafia dieses Com­puterwettsystem in Costa Rica eingerichtet. Der Spieler bekam einen ­Code­namen und eine Codenummer. Dann rief er eine 800er-Nummer an, wurde nach Costa Rica durchgestellt und nannte seinen Namen und seine Nummer.
    Ich war »der Falke« und hatte eine vierstellige Codenummer. Sobald ich mich auf diese Weise identifiziert hatte, konnte ich auf alles unter der Sonne wetten – nicht nur auf Spielergebnisse, sondern auf alles, was in Las Vegas angeboten wird: Wer gewinnt die Seitenwahl, wer erzielt den ersten Touchdown, wie steht das Spiel am Ende des ersten Viertels und vieles mehr. Jede Woche erhielt der örtliche Buchmacher einen Bericht aus Costa Rica, in dem stand, wie viel jeder Kunde gewonnen hatte oder noch schuldete und wie viel der Buchmacher selbst dem Syndikat schuldete oder was er von ihm zu bekommen hatte. Es lief wie geschmiert und war eine der kriminellen Hauptbeschäftigungen Vaccaros, soviel wir wussten.
    Vaccaro hatte eine Freundin, die ihm treu geblieben war, als er wegen Drogenhandels im Gefängnis gesessen hatte. Nennen wir sie Donna. Sie sah aus wie Marisa Tomei … und ihretwegen wurde ich fast umgebracht. Lange vor dem Gambino-Fall besuchte ich häufig ein Restaurant mit Bar in New York, wo ich eine Menge Leute kannte. Dort traf ich Donna häufig, weil sie mit dem Eigentümer befreundet war. Außerdem war sie eine Nichte oder Cousine von Gigi dem Wal, einem der beiden Typen im organisierten Verbrechen, die mit Sicherheit wussten, wer ich war.
    Donna war immer in diesem Restaurant in Manhattan zu finden. Alles, was ich von ihr wusste, war, dass sie die Freundin eines Mafioso war, der im Knast saß. Robert Vaccaro kannte ich damals natürlich nicht. Ich grüßte sie, und wir führten ein kurzes, freundliches Gespräch. Sie war immer in Gesellschaft. Ich musste annehmen, dass Gigi sie über meinen Beruf informiert hatte. Wie sich herausstellte, stimmte das.
    Greg, Vaccaro und ich schlossen einen ungemütlichen Burgfrieden oder eine ungemütliche Freundschaft. Eine gewisse Spannung war immer noch da, vor allem weil Greg auf jeden eifersüchtig war, der Zeit mit mir verbrachte. Als meine Ermittlungen in Sachen Vaccaro Fortschritte machten, fanden wir heraus, dass seine Freundin eben die Donna war, die ich vor Jahren kennengelernt hatte.
    Deshalb war es für mich lebenswichtig, ihr aus dem Weg zu gehen. Sie hätte mich zweifellos sofort erkannt und zwei und zwei zusammengezählt. Ich will nicht behaupten, dass ich unvergesslich

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