Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
Vom Netzwerk:
Petey Chops erschien nicht, um Bericht zu erstatten. Später erfuhren wir, dass er beim Arzt gewesen war, um sich verbinden zu lassen. Am folgenden Tag kam er in aller Frühe ins Pflegeheim, ganz unterwürfig. Er fragte Greg sogar, ob ich ebenfalls Mitglied sei. Und er begann tatsächlich mit seinen Zahlungen an Greg. Nun ja, er hatte keine andere Wahl. Er konnte nicht zur Polizei gehen und sagen: »Robert Vaccaro, Greg DePalma und ein hünenhafter Schläger, den ich nicht kenne, haben mich überfallen. Es ging darum, dass ich meine Vorgesetzten im Gambino-Clan nicht an meinen Profiten aus verbotenem Glücksspiel und Kreditwucher beteiligte.«
    Bald waren Greg und Vaccaro unzertrennlich. Robert gab Nummern in seinen Piepser ein, um Greg mitzuteilen, wo er ihn treffen wollte. Eins war das Restaurant La Villetta. Zwei war Agostino an der Grenze zwischen Pelham und der Bronx. Drei war Savini, ein anderes Restaurant. Vier war das Pflegeheim. Und fünf war Bentley’s Diner. Mafiosi sind Gewohnheitstiere. Darin unterscheiden sie sich von den Kolumbianern, die bei Nacht und Nebel verschwinden, wenn sie eine bevorstehende Festnahme wittern. Drogenhändler wollen unbedingt anonym bleiben. Mafiosi sehnen sich ­dagegen nach dem Rampenlicht. Wir beim FBI wissen, wann sie aufstehen, wohin sie gehen und welche Freundinnen sie haben. Wenn wir einen von ihnen während einer Überwachung aus den Augen verlieren, finden wir ihn innerhalb von zehn Minuten wieder. Andererseits kennen die ­Ganoven die Agenten – wie im Fernsehen oder im Kino. Zwischen beiden besteht eine symbiotische Verbindung. Die Mafiosi hassen uns und wünschen uns einen schrecklichen To d … aber wenn wir nicht da sind, vermissen sie uns.
    Übrigens ist ein verdeckter Ermittler nur so gut wie seine Kollegen vom Überwachungsteam. Zum Glück hatten wir eine sehr gute Truppe. Viele FBI-Agenten glauben, sie könnten sich hinter abgedunkelten Autoscheiben verstecken, sodass niemand hineinschauen kann. Aber wenn ein Auto mit dunklen Scheiben vorbeifährt, ist das so, als würden Pfeile auf den ­Wagen zeigen und verkünden: »Hier kommt das FBI.« Sicher, die Leute können unser Gesicht nicht sehen, aber sie sehen eindeutig ein glänzendes, neues, viertüriges amerikanisches Auto mit getönten Scheiben!
    Vaccaro war ein Meister der Spionageabwehr. Wenn er mit dem Auto fuhr, machte er plötzlich Kehrtwendungen und nutzte alle Arten von Fluchttechniken. Er spielte mit den Agenten, die ihm folgten, foppte sie; denn genau das machte ihm Spaß. Ich schulde ihm keinen Respekt, aber ich muss einräumen, dass er ein guter, unauffälliger Mafioso und ein loyaler Soldat war. Greg, Robert und ich waren ein eingespieltes Team.
    Der schlimmste Augenblick für mich kam, als Greg mich anrief und sagte, er wolle mich sofort sehen. Ich eilte zu ihm, und Greg und Vaccaro stiegen in meinen H2 Hummer. Greg setzte sich auf den Rücksitz, Robert auf den Beifahrersitz.
    »Unter uns befindet sich eine Ratte«, begann Greg und starrte mich zornig an.
    Mein Magen verkrampfte sich. Ich zermarterte mir das Hirn und versuchte herauszufinden, wer mich als FBI-Agent enttarnt haben mochte. Vielleicht Donna oder Gigi oder Randy Pizzolo. Oder jemand, von dem ich noch nie gehört hatte? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Unter uns?«, fragte ich nach einer Weile. Ich wollte Zeit gewinnen und über meine Möglichkeiten nachdenken.
    Greg nickte langsam. Nie zuvor hatte ich ihn so wütend gesehen. Ich hätte mich umdrehen und Vaccaro ins Gesicht schlagen können; dann hätte ich Greg wegstoßen und aus dem Auto springen können. Aber sie hätten mich erschossen, bevor ich dazu gekommen wäre. »Wer ist es? Einer in unserer Crew?«, fragte ich.
    »Nein, er ist einer von uns«, antwortete Greg.
    Das bedeutete, es war kein Verbündeter wie ich, sondern ein initiiertes Mitglied.
    Die Erleichterung, die ich spürte, war greifbar. Ich war nicht gemeint.
    »Es ist der Boss der Bonannos«, sagte Greg verächtlich. Die Bonannos sind ein konkurrierender Clan in New York. »Joe Massino. Er ist eine verdammte Ratte. Eine ganze Truppe von Bullen bewacht ihn jetzt. Darum wird derzeit niemand mehr aufgenommen. Die Regeln wurden geändert. Aber du wirst der Nächste sein.«
    Er bildete mich aus und hatte schon einige Male angedeutet, dass er mich aufnehmen wolle. Aber diesmal sagte er, ich stünde auf der Liste der Anwärter. Das ist der nächste Schritt: eine Liste, die unter den Clanmitgliedern und den

Weitere Kostenlose Bücher