Ich war nur kurz bei Paul
Gemüse-Kartoffelsuppe. Es wurde hier später dunkel als sie es aus Deutschland gewohnt waren, und als sie später in ihren Klappstühlen um das Feuer saßen, erzählte Frank mit leuchtenden Augen von früheren Reisen und von der Mittsommernacht, in der die Sonne nur knapp unter dem Horizont verschwindet und es dadurch für einige Zeit gar nicht richtig dunkel wird.
Beim Knistern des Feuers ging der Abend schließlich in Nacht über. Frank holte seine Gitarre hervor und begann, zarte Klänge darauf zu spielen. Ralfs Mutter war hingerissen.
»Ich wusste ja gar nicht, dass du auch Gitarre spielen kannst.«
»Ich kann manches, wovon du noch nichts ahnst - warte es nur ab.«
In seinen dunklen Augen spiegelten sich die Flammen des Feuers wider. Yvonne rückte näher und kuschelte sich an ihn. Mit geschlossenen Augen lauschte sie den Klängen und Franks Liedern. Ein seliges Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. Ralf beobachtete die beiden und fühlte sich sehr wohl.
»Wie machen wir das hier eigentlich mit Waschen und Zähneputzen?« Darüber hatte sich Ralf auch schon vergeblich den Kopf zermartert.
»Na, Wasser gibt es hier doch genug oder meint ihr nicht?«
»Wo denn?« Frank wies grinsend mit dem Kopf in Richtung See.
»Spinnst du?«
»Nein!"
Ralf sah seine Mutter an, die ebenfalls große Augen machte, aber nichts dazu sagte. Ralf bekam eine Ahnung von dem, was ihnen auf dieser Tour mit Frank noch alles blühen würde. Immerhin, es schien spannend zu werden!
Bevor das Feuer sein letztes Licht einbüßte, schürte Frank es noch einmal auf, ging ins Auto und kam nach kurzer Zeit splitterfasernackt wieder zum Vorschein. In der Hand hielt er lässig eine Zahnbürste in der anderen ein Handtuch. Dann marschierte er schnurstracks in den See. Yvonne sprang auf, kicherte ungläubig.
»Frank, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
»Das Wasser ist nicht kalt! Ihr könnt auch reinkommen, hier ist Platz genug!«
Yvonne zögerte. Sie schien einen inneren Kampf mit sich auszufechten, zuckte dann resignierend mit den Schultern und ging ins Mobilheim. Ralf war sicher, dass sie die kleine Badzelle benutzen würde, über die Käthe verfügte, aber nein: Jetzt kam auch sie nackt heraus und stieg vorsichtig in den dunklen See.
Es schien doch kälter zu sein, als Frank es beschrieben hatte. Aber sie ging wacker tiefer hinein, dann hörte Ralf sie kichern und die Stimmen der beiden verschwanden in der Dunkelheit.
Unversehens sah sich Ralf allein. Na gut, was seine Mutter fertig brachte, das würde er ja wohl auch schaffen, okay! Das konnte ja heiter werden. Er zog sich aus, nahm die Zahnbürste aus dem Kulturbeutel, den er schon in seinem Zelt verstaut hatte und ging baden.
»Keine Angst, das Wasser in den Seen ist sauber. Das könnt ihr ruhig zum Zähneputzen benutzen!«
»Bist du sicher, Frank?«
»Keine Bange, ihr Zivilisations-Weichlinge!« Es war erfrischend, dieses Abendbad, und die Haut fühlte sich danach gut an. Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, gingen sie in ihre Schlafquartiere, Ralf in sein Zelt und Frank mit Yvonne die Treppe hinauf in Käthes Bauch.
»Falls etwas sein sollte, klopfst du viermal hintereinander an die Tür!« Frank lachte verschmitzt.
»Aber was soll schon sein? Bären gibt es hier nicht, da müssten wir schon noch einige Tagesreisen höher nach Norden fahren.«
Bären? Schlagartig erinnerte sich Ralf daran, in einem Film etwas über ein Bärenprogramm in Norwegen gesehen zu haben. Das lag schon eine Weile zurück, er erinnerte sich aber noch sehr genau daran, dass man den Tieren in narkotisiertem Zustand Peilsender verpasst hatte, um ihre Wanderungen genau verfolgen zu können. Außerdem hatte er plötzlich eine Erklärung dafür, dass er auf manchen Hinweisschildern Namen gelesen hatte, die die Wortsilbe Björn - Bär - enthielten.
Ach du Scheiße! »Fraaank!«
Käthes Tür wurde noch einmal geöffnet, und Frank steckte den Kopf fragend heraus.
»Was ist denn?«
»Ach nichts!«
»Schlaf gut«
»Du auch, gute Nacht!«
Mit sattem Geräusch schlug die Tür wieder zu.
Er, auf Außenposten im Bärenland. Prost Mahlzeit! Ralf zog sorgfältig den Reißverschluss des Zeltes zu, kroch in seinen Schlafsack, überprüfte noch einmal, ob Handy, Taschenlampe und sein Fischmesser bereit lagen und legte sich dann hin. Dies war das erste Mal, dass er in einem
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