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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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fotografieren!«
       Da war er auch schon aus dem Führerhaus gesprungen und machte mit seinem Smartphone Bilder von den weiß schäumenden Wassermassen. Als er zurückkam, lachte Frank und amüsierte sich über seine Aufregung. »Wart's nur ab, Ralf! Nach dem zehnten Wasserfall hast du keine Lust mehr zum Fotografieren. Wir werden noch hunderte davon zu sehen bekommen.«
       Dies hielt Ralf für eine glatte Übertreibung. Hunderte! Pah! Unmöglich! Er sollte während der Fahrt eines Besseren belehrt werden.
       Bei einem Einkaufszentrum hielten sie an, um, wie Frank sich ausdrückte, Proviant zu fassen. Ralf war von dem Riesen-Supermarkt überrascht und fasziniert zugleich. Das hätte er in einem so von Natur geprägten Land nicht erwartet: Alles wirkte hypermodern. Auf dem Parkplatz waren Ralf schon viele norwegische Pickups aufgefallen, die erinnerten ihn an amerikanische Filme. Amerika schien für manches, was er hier sah, Vorbild zu sein. Das Bezahlen war unproblematisch -- wie es aussah, zahlte man hier anscheinend ausschließlich mit Plastikkarten.
       Frank übernahm beim Einkaufen die Regie. Ralfs Mutter schien es zu genießen, einmal die Verantwortung in andere Hände legen zu können. Als sie wieder bei Käthe ankamen, luden sie alles ein. Dann ging es auch schon weiter. Sie hatten den Ort mit dem Einkaufs-Zentrum noch nicht lange hinter sich gelassen, als Frank vom schwarzen Band der E6 in einen schmalen Weg einbog. Der schlängelte sich in kühnen Kurven und Windungen durch die Landschaft.
        Frank beschloss, Ausschau nach einem Stellplatz für die erste Übernachtung zu halten und wurde nach kurzem Suchen fündig. Nachdem er die schwere Maschine abstellte und Käthe sich ein letztes Mal schüttelte, herrschte Stille - überwältigende Stille.
       Vor ihnen glitzerte das Wasser des Lake Mjosas , der sie schon eine ganze Weile begleitet hatte. Seine Längenausdehnung war beachtlich. Es war schon erstaunlich: Trotz der abgelegenen Stelle stand eine nagelneu aussehende Picknickgarnitur aus roh gezimmertem Holz in der Nähe des Ufers.
       Erst einmal gab es Tee für alle. Frank hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf, sondern breitete flugs eine Wachsdecke über den Tisch und verteilte Geschirr und Lebensmittel darauf. Nun brachte er ein seltsames Gerät zum Vorschein, welches sich als Benzinkocher erwies. Geschickt entzündete er die Flamme, regulierte sie ein wenig nach, und setzte den Wasserkessel auf.
       Der Tee war gut und das frische Brot aus dem Bäckerstand des Supermarktes schmeckte ihnen ausgezeichnet. Nach dem kleinen Imbiss errichteten sie das Iglu-Zelt für Ralf. Frank blies die Luftmatratze mit dem Mund (!) in Windeseile auf. Ralf blieb die Spucke weg, denn das hatte er noch nie gesehen - dass jemand mit dem Mund eine Luftmatratze aufblies! Wow! Er nahm sich vor, das demnächst auch einmal zu testen, ob er selber dazu auch in der Lage sein würde.
       Der Nachmittag war pure Erholung. Ralf ließ seinen Kanadier zu Wasser und paddelte ein wenig herum. Frank und Yvonne blieben an Land. Sie schienen sich viel zu erzählen zu haben. Ralfs Mutter war sichtlich entspannt. Zwar zeigte sie ein wenig Unbehagen, die Nacht hier am See zu verbringen, aber Frank tröstete sie, indem er anmerkte, dass er ja schließlich bei ihr sei und dass Ralf, als Außenposten und Späher, schon dafür sorgen würde, dass es keine Zwischenfälle gab.
       Ralf sagte nichts dazu. Er musste an die Nacht in Silberstedt denken, als er versucht hatte im Schuppen zu nächtigen. Dies hier würde allemal besser sein - mit Zelt, Schlafsack und Luftmatratze. Schade nur, dass Karlchen nicht mit dabei sein konnte, dem hätte es garantiert gefallen.
       Gegen Abend holte Frank ein verrußtes Gestänge von Käthes Dach herunter und baute es über der betonierten Feuerstelle auf. Es war ein Dreibein, an welchem eine Kette mit Haken hing, um einen Kochtopf über dem Feuer zu halten. Feuerholz hatten sie auch im Markt erstanden, worüber sich Ralf gewundert hatte. Eigentlich hatte er vermutet, dass Frank mit Axt und Säge losziehen würde. Der hatte jedoch gelacht und gesagt, das komme schon noch, aber nicht hier. Wenn das jeder machen würde, sähe es bald schlimm aus; schließlich seien sie hier in der Zivilisation und nicht im Busch. 
       Frank putzte das Gemüse und die Kartoffeln, warf alles in das siedende Wasser, und wie von Zauberhand entstand unter seinen kundigen Griffen eine schmackhafte

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