Ich war nur kurz bei Paul
anmerken.
Gutgelaunt kletterte Frank aus dem Führerhaus und wies stolz hinter sich auf diese rollende Arche Noah. »Meine Käthe hat mich noch nie im Stich gelassen - mit ihr würde ich durch die Wüste Sahara fahren und anschließend den Nordpol besuchen. Da ist Norwegen doch ein Klacks!« Und schon begann er, das Gepäck zu verstauen. So landete Ralfs Kanadier auf Käthes Dach, wo bereits zwei Kanus von Frank lagen und einige Metallkisten und Kanister verzurrt waren.
Dann ging es los. Frau Hoffmann versprach gut auf Karlchen aufzupassen. Der sollte sechs Tage später von Paul gebracht werden. Auch auf Nadine wollte sie ein Auge haben. Sie wünschte ihnen allen eine gute Reise und versicherte, dass sie ganz beruhigt auf Expedition gehen könnten. Sie winkte hinter ihnen her, als das schwere Fahrzeug langsam vom Hof rollte. Expedition! Damit hatte sie genau die richtige Wortwahl getroffen, denn Wohnmobil war wirklich eine ungeheure Übertreibung - Käthe war ein waschechtes Expeditions-Mobil.
Sie waren mittags losgefahren und nahmen in Frederikshavn die Abendfähre. An Bord aßen sie gemütlich zu Abend und verbrachten dann noch einige Zeit an der Bar. Das war für Ralf ein wenig langweilig, weshalb er sich für gute zwei Stunden in die Jugenddisco begab, um den Tanzenden zuzusehen.
Dort studierte er die Bewegungen der Tänzer, versuchte sich einige ihrer Schritte und Bewegungen zu merken, um damit später vielleicht Lea überraschen zu können. Er sehnte sich nach ihr, denn sie war bereits vor zehn Tagen mit ihren Eltern in den Urlaub nach Ibiza geflogen. So waren sie fast vier Wochen getrennt, bis sie sich am Ende der Sommerferien endlich wieder sahen.
Ralf erwischte sich bei diesen sehnsüchtigen Gedanken und schob diese dann entschlossen beiseite. Nun lag eine zweiwöchige Expedition in das ihm unbekannte Norwegen vor ihnen. Darauf hatte er richtig Bock. Mit Frank würde es sicherlich genug Abwechslung geben, um nicht auf trübe Gedanken zu kommen. Noch vor Mitternacht legten sie sich schlafen.
Frühstück gab es ab fünf Uhr dreißig, da schob sich die riesige Fähre schon beängstigend nahe an den kahlköpfig aus der Wasseroberfläche heraus schauenden Schären und kleineren Felsbrocken vorbei. Schon befürchtete Ralf, jeden Augenblick mit dem Riesenkasten auf Grund zu laufen, aber es ging gut. Wenig später machten sie in ihrem Zielhafen Larvik fest.
Bald darauf befanden sie sich auf einer ausgezeichnet asphaltierten Straße in Richtung Nord-Osten. Sie saßen zu dritt im Führerhaus; Ralf außen, seine Mutter in der Mitte bei Frank. Platz war genug. Hellwach sog Ralf die Bilder der neuen Umgebung in sich auf. So etwas Urtümliches hatte er bisher noch nicht gesehen: Blaue Wasserflächen wechselten mit dunklem Tannengrün. Alles sah blitzsauber und aufgeräumt aus. Überall gab es moderne Rastplätze mit Sitzbänken und holzgezimmerten Tischen. Gepflegte Park- und Erholungsflächen, sowie Waschhäuser säumten die Plätze.
Es waren viele Wohnmobile unterwegs. Motorräder mit Gepäcksäcken wechselten ab mit einheimischen Lastwagen und Pickups - ein buntes Bild. Alle Welt schien es zum Outdoor-Urlaub hierher zu ziehen. An den Straßenrändern standen in regelmäßigen Abständen Starenkästen zur Geschwindigkeitsüberwachung.
»Da kann uns mit Käthe nicht viel passieren, viel schneller als erlaubt, kann sie nicht fahren!« Ralf hatte schon auf der Fahrt von Lübeck nach Frederikshavn bemerkt, dass der Tachozeiger zitternd bei der 90-Stundenkilometer-Marke stehen blieb. Bis er sie erreichte, war jedoch ein gehöriges Stück Anlauf notwendig.
Sie kamen gegen Mittag in Oslo an, wo sie einen kleinen Bummel durch die Innenstadt und am Hafen entlang machten. Sie hielten sich aber nicht lange auf - ihnen war nicht nach Großstadt - sondern die Natur rief und lockte.
Der Oslobesuch bildete sozusagen die Pflicht, nun endlich sollte die Kür folgen. Ein grenzenlos blauer Himmel mit nur sehr vereinzelten Wattewölkchen ließ die prächtigen Farben der Natur besonders intensiv erstrahlen: Immer wieder wechselte sattes Grün mit dem Blau der Wasserflächen, unterbrochen von gelben Blüten und Kräutern, die die Straße säumten.
Es waren noch keine zwei Stunden Fahrt seit ihrem Verlassen von Oslo vergangen, als Ralf das erste Mal mit erstauntem Ausruf Frank zum Anhalten veranlasste. »Oooh! Guckt euch diesen Wasserfall an, den muss ich
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