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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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Einstellungsverfahren aussortiert worden sein, und zweitens sollten Angestellte im Vergleich zu Bewerbern weniger zu verbergen haben. Je niedriger die Grundraten für das Lügen sind, umso mehr falsche Urteile wird es geben. Erinnern wir uns an das Beispiel der 1000 Angestellten, bei dem wir annahmen, dass der Lügendetektor eine Genauigkeit von 90 Prozent erreichte. Doch wollen wir nun statt einer Lügengrundrate von 20 Prozent nur eine von 5 Prozent annehmen. Folgendes würde geschehen: 45 Lügner werden richtig identifiziert, während aber 95 glaubwürdige Personen fälschlich der Lüge bezichtigt werden. Es werden 855 ehrliche Personen korrekt identifiziert, allerdings kommen fünf Lügner ungeschoren davon, weil sie fälschlicherweise als ehrlich beurteilt werden.
    Abbildungen 7 und 8 (siehe Seite 300 u. 301) veranschaulichen die Auswirkungen einer derart geringen Lügengrund- rate. Um hervorzuheben, was die Veränderung der Grundrate für die Menschen bewirkt, die irrtümlicherweise als Lügner beurteilt werden, wurde die geschätzte Genauigkeitszahl von 90 Prozent beibehalten.| o
    Wenn die Lügengrundrate 20 Prozent beträgt, werden durchschnittlich zwei Lügner ertappt gegenüber einer falsch beurteilten ehrlichen Person. Beträgt die Lügengrundrate 5 Prozent, kehren sich die Verhältnisse um, sodass zwei falsch beurteilte ehrliche Personen auf einen erwischten Lügner kommen.
    Hier sollte auch das Argument zutreffen, dass Groll auf den Test die Bemühungen um genaue Ergebnisse erschweren kann. Festangestellte empfinden möglicherweise noch mehr Verärgerung darüber, den Test am Arbeitsplatz absolvieren zu müssen, als bei ihrer Bewerberüberprüfung.
    Dieselbe Rechtfertigung für den Lügendetektortest vor einer Einstellung kann auch für die Absolvierung des Tests am Arbeitsplatz geltend gemacht werden, wenn es sich um bereits eingestellte Polizisten und Angestellte einer Behörde wie die NSA handelt. Bei der Polizei kommt dies selten vor, obwohl die mit der Arbeit verbundenen Versuchungen und die Verbreitung von Korruption schlagende Argumente wären, regelmäßige Tests zu rechtfertigen.

    Abb. 7

    Bei der NSA werden tatsächlich Tests am Arbeitsplatz verlangt. Wenn ein Angestellter den Test nicht besteht und im anschließenden Gespräch der Grund dafür nicht ersichtlich ist, wird eine Sicherheitsüberprüfung durchgeführt. Auf die Frage, was geschieht, wenn die Angelegenheit nicht gelöst werden kann - falls jemand mehrfach scheitert, aber nichts Nachteiliges entdeckt werden kann -, lautete die Antwort, so etwas sei noch nie passiert. Es gäbe kein anderes Verfahren, als solche Vorkommnisse Fall für Fall zu entscheiden, aber dazu sei es nie gekommen. Es wäre eine heikle Angelegenheit, jemanden zu entlassen, der viele Jahre beschäftigt gewesen ist.

    Abb. 8

    Das wäre eine drastische Maßnahme, wenn keine Beweise für ein Vergehen vorlägen, sondern lediglich mehrfach nicht bestandene Lügendetektortests. Wäre die betroffene Person unschuldig, könnte ihre Wut, entlassen worden zu sein, sie dazu verführen, die geheimen Informationen, zu denen sie aufgrund ihrer Arbeit Zugang hatte, zu verraten. Andererseits wäre es wohl unverantwortlich, nichts zu tun, wenn der Detektor jedes Mal nach der Frage «Haben Sie im letzten Jahr Informationen an Agenten einer anderen Nation verraten?» eine emotionale Reaktion auf die Antwort «Nein» registrierte.

    Lecks aufspüren und Abschreckungstheorie 

    Eine der vorgeschlagenen neuen Anwendungsbereiche des Lügendetektors ist die Identifikation von Personen in der Regierung, die unerlaubt geheime Informationen verraten haben, ohne dabei das Justizministerium einzubeziehen. Bis jetzt mussten solche Ermittlungen als Kriminalfälle behandelt werden. Die 1983 von der Regierung Reagan vorgeschlagenen Veränderungen betrafen die Untersuchung unerlaubter Enthüllungen als Angelegenheit der «Verwaltung». Jeder Leiter einer Regierungsbehörde, der einen Angestellten der Weitergabe von Informationen verdächtigt, könnte ihn zu einem Lügendetektortest auffordern. Unklar war nur, ob diese Regelung auf alle zuträfe, die Zugriff auf das fragliche Dokument hatten, oder ob nur diejenigen betroffen wären, die bei früheren Untersuchungen als mögliche Verdächtige in Betracht gezogen worden waren. Im ersten Fall wäre die Lügengrundrate niedrig und die Fehlerrate bei der Anwendung des Detektors hoch.
    Der OTA-Bericht betont, dass es keine Studien gegeben habe, um die

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