Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
Vom Netzwerk:
Spannung - welche Emotion ruft die Zeichen der Erregung auf dem Ausdruck des Lügendetektors hervor?
    Vielleicht lassen sich ja auch derart spezifische Informationen über die Emotion aus den Aufzeichnungen des Lügendetektors selbst gewinnen. Erinnern Sie sich an unsere (siehe Kapitel 4) Resultate, die für jede Emotion ein anderes Muster von Vorgängen im vegetativen Nervensystem nahelegten. Bisher hat noch niemand diesen Ansatz zur Interpretation der Detektordiagramme gewählt. Informationen über spezifische Emotionen - abgeleitet von Verhaltenshinweisen und von den Aufzeichnungen des Lügendetektors - könnten dazu führen, dass die Fehler der beiden Kategorien Bezweifeln-der-Wahrheit und Einer-Lügeglauben weniger häufig vorkommen. Die Frage, wie gut raffinierte Gegenmaßnahmen der Lügenentlarvung aufgespürt werden können, ist ebenfalls wichtig und zukunftsweisend. Dabei verbindet man Verhaltenshinweise und gefühlsspezifische Interpretationen der Detektoraufzeichnungen miteinander.
    Der Lügendetektor kann nur mit der Zustimmung eines Verdächtigen angewendet werden. Verhaltenshinweise lassen sich uneingeschränkt erkennen - ohne Erlaubnis, ohne Vorwarnung, ohne dass der Verdächtige weiß, dass er der Lüge bezichtigt wird. Während es denkbar ist, den Lügendetektortest für bestimmte Zwecke zu verbieten, ließe sich die Nutzung von Verhaltenshinweisen auf Täuschungen niemals unterbinden. Selbst wenn der polygraphische Test nicht legalisiert werden sollte, um Regierungsbeamte zu überführen, die Informationen weitergegeben haben, können und werden Lügenermittler auch weiterhin das Verhalten derjenigen Personen untersuchen, die unter Verdacht stehen.
    In vielen Fällen, in denen Betrug vermutet wird - sei er ehelicher, diplomatischer oder wirtschaftlicher Natur -, steht ein Lügendetektortest außer Frage. Es kommt nicht darauf an, dass man kein Vertrauen erwartet; nicht einmal eine verhörähnliche Befragung ist gestattet. Wenn Vertrauen vorausgesetzt wird, wie zwischen Ehepartnern und Freunden oder zwischen Eltern und Kindern, gefährden Fragen in einer zielgerichteten Reihenfolge - auch ohne den Lügendetektor -die Beziehung. Selbst ein Elternteil, das mehr Autorität gegenüber seinem Kind hat als die meisten Lügenermittler gegenüber ihren Verdächtigen, kann sich wahrscheinlich ein Verhör nicht leisten. Wer nicht bereit ist, die ursprüngliche Unschuldsbehauptung des Kindes zu akzeptieren, kann auf Dauer die Beziehung schwächen, selbst wenn das Kind sich der Prozedur unterwirft - doch nicht alle Kinder sind dazu bereit.
    Manche Menschen haben womöglich das Gefühl, es sei das Beste oder es sei moralischer, Lügen nicht aufzudecken, die anderen beim Wort zu nehmen, das Leben so zu nehmen, wie es ist, und nichts zu tun, um die Chancen zu verringern, hinters Licht geführt zu werden. Damit trifft man die Entscheidung, nicht irrtümlicherweise jemanden der Lüge zu bezichtigen, obwohl es gleichzeitig bedeutet, sich dem erhöhten Risiko auszusetzen, belogen zu werden. Manchmal mag das wirklich das Beste sein. Es hängt davon ab, wie viel auf dem Spiel steht, wer verdächtigt wird, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, aufs Glatteis geführt zu werden, und wie die Einstellung des Lügenermittlers gegenüber anderen ist. Was würde Jerry in Updikes Roman Heirate mich verlieren, glaubte er an die Treue seiner Frau Ruth, während sie ihn wegen der Affäre belügt? Wäre es für ihn ein Verlust oder Gewinn gewesen, wenn er sie für eine Lügnerin hielte und sie stattdessen ehrlich und treu gewesen wäre? In manchen Ehen könnte der durch falsche Anklagen angerichtete Schaden größer sein als der Schaden, der entsteht, wenn man den Betrug so lange unwidersprochen hinnimmt, bis die Beweise überwältigend sind. Das ist nicht immer der Fall und hängt von den jeweiligen Umständen ab. Allerdings haben manche Menschen kaum eine Wahl, weil sie einfach zu misstrauisch sind, einer Lüge zu glauben. Daher tendieren sie eher dazu, das Risiko einer falschen Beschuldigung einzugehen, als betrogen zu werden.
    Geht es um die eigene Risikobereitschaft, lautet der einzig mögliche Rat, niemals einen endgültigen Schluss zu ziehen, ob ein Verdächtiger lügt oder ehrlich ist, wenn einzig und allein die Ergebnisse des Lügendetektors oder die Verhaltenshinweise auf eine Täuschung vorliegen. In Kapitel 6 wurden die Gefahren dieser Vorgehensweise erklärt. Man kann sie reduzieren, indem man Verhaltenshinweise

Weitere Kostenlose Bücher