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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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nur die laufenden Ermittlungsergebnisse, sondern gewinnt in einem Vorgespräch, in dem er die Prüfungsmethode erklärt und die Fragen für die Vernehmung entwirft, weitere Informationen. Außerdem bekommt der Prüfer einen Eindruck von der Mimik, der Stimme und der Gestik des Prüflings. Im Vorgespräch, beim Test selbst und im Nachgespräch achtet er auch auf dessen Art zu sprechen. Es gibt zwei Lehrmeinungen darüber, ob der Prüfer zusätzlich zu den Aufzeichnungen des Detektors auch Verhaltenshinweise bei seiner Urteilsfindung, es mit einem Lügner zu tun zu haben oder nicht, in Betracht ziehen sollte. Das mir bekannte Ausbildungsmaterial, das die auf realen Verhaltensmerkmalen beruhenden Täuschungshinweise thematisiert, ist hoffnungslos veraltet und stützt sich daher nicht auf neueste Forschungsergebnisse. Dazu gehören eine Reihe falscher und richtiger Vorstellungen über die Interpretation von Täuschungshinweisen, die auf Verhaltensmerkmalen beruhen.
    Nur vier Studien verglichen die vom Lügendetektortest und von Verhaltenshinweisen abgeleiteten Urteile mit Einschätzungen von Prüfern, die die Testperson nicht befragt, sondern ausschließlich die Aufzeichnungen des Apparats zurate gezogen hatten. Zwei Studien legten nahe, dass die allein auf Verhaltensweisen gründende Genauigkeit mit der Präzision der Kurven des Lügendetektors übereinstimmte. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Beobachtung von Verhaltenshinweisen zu Urteilen führte, die einigermaßen präzise waren, aber nicht so präzise wie die Schlüsse, die sich auf die polygraphischen Aufzeichnungen stützten. Alle drei Studien wiesen schwerwiegende Mängel auf: Ungewissheit über die grundlegende Wahrheit, zu wenige überprüfte Verdächtige oder zu wenige Urteile von Prüfern.| 41 Diese Probleme wurden in der vierten Studie von Raskin und Kircher behoben.| 42 Sie fanden heraus, dass Beurteilungen anhand von Verhaltenshinweisen nicht viel besser waren als Zufallstreffer, während Urteile, die sich ohne Kontakt zu den Verdächtigen nur auf die Diagramme des Detektors stützten, wesentlich besser abschnitten als auf reinen Zufallswerten beruhende Urteile.
    Häufig werden Menschen so in die Irre geführt, dass sie die Verhaltenshinweise auf Täuschungen falsch deuten oder übersehen. Denken Sie an meinen Bericht (Kapitel 4) über unsere Studie, bei der herauskam, dass Betrachter unserer Videos nicht unterscheiden konnten, ob die Krankenpflegeschülerinnen logen oder ehrlich ihre Emotionen beschrieben. Dennoch wissen wir, dass es unbemerkte Täuschungshinweise gab. Wenn diese Pflegeschülerinnen logen und die negativen Emotionen verbargen, die sie beim Betrachten der Operationsfilme empfanden, wurde ihre Stimmlage höher. Die Handbewegungen beim Sprechen ließen nach, Achselzucken als symbolische Ausrutscher nahmen zu. Die Ergebnisse der Mimikmessungen stehen noch aus, aber sie scheinen für die Identifizierung von Lügen recht vielversprechend zu sein. Die aussagekräftigste Mimikmessung spürte subtile Zeichen muskulärer Bewegungen auf, die, eingebettet in ein scheinbar glückliches Lächeln, Abscheu oder Verachtung zeigten.
    Wir müssen Informationen erheben, die man entweder nicht wissen oder nicht sehen kann. Wir werden herausfinden, um welche es sich handelt, und Personen ausbilden, sie instruieren, worauf sie achten sollen, und ihnen die Videos zeigen. Sollten ihre Urteile dann immer noch falsch sein, lässt sich daraus schließen, dass genaues wiederholtes Beobachten sowie präzise Messungen erforderlich sind, um Verhaltenshinweise auf Täuschungen korrekt aufzuspüren. Es ist davon auszugehen, dass Genauigkeit als Ausbildungsziel förderlich ist, aber diese Genauigkeit muss durch präzise Messungen noch unterstützt werden.
    In einer Studie wie der von Raskin und Kircher wäre es wichtig, die Genauigkeit von Urteilen, die sich allein auf die Kurven des Detektors stützen, mit Messungen von Verhaltenshinweisen auf Täuschungen und mit der Einschätzung ausgebildeter, erfahrener Beobachter zu vergleichen. Ich vermute, wir würden zumindest bei einigen Verdächtigen zu dem Ergebnis kommen, dass die zusätzliche Berücksichtigung der Messungen von Verhaltensweisen bei Urteilen, die sich ausschließlich auf die Diagramme des Detektors stützen, die Präzision der Lügenermittlung erhöhen würde. Die Verhaltenshinweise auf Täuschungen können Informationen über die empfundene Emotion geben. Angst, Ärger, Überraschung, Kummer oder

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