Ich weiss, dass du luegst
Spionen
«Ein Unteroffizier des Heeres, der Zugang zu verschlüsselten Informationen besaß, bewarb sich für einen Zivilposten [bei einem Geheimdienst]. Während des Lügendetektortests reagierte er auf unterschiedlich relevante Fragen. Im Interview nach dem Test gab er mehrere Bagatellvergehen und einige weitere Verfehlungen zu. Der Prüfer bemerkte anhaltende spezielle Reaktionen auf relevante Fragen, und als der Unteroffizier einige Wochen später erneut überprüft wurde, ergab sich dieselbe Situation. Sein Zugriff auf Geheimmaterial wurde gesperrt, und es wurde ein Untersuchungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Während seine Überprüfung noch andauerte, fand man ihn tot in seinem Wagen. Es stellte sich heraus, dass er als Spion für die Sowjetunion tätig gewesen war.»| 33
Der Bericht der Nationalen Sicherheitsbehörde NSA über ihren Einsatz des Lügendetektors präsentiert dieses Beispiel und zahlreiche ähnliche Vorfälle, in denen es darum geht, Spione bei Routineüberprüfungen von Bewerbern durch einen Lügendetektortest aufzudecken. Nehmen wir an, einige Nichtspione - ehrliche, perfekte Arbeitnehmer - bestehen den Test nicht. Die NSA stellt keine Informationen darüber zur Verfügung, wie viele Spione sie schnappt oder wie viele, wie sich vielleicht später herausstellt, der Detektor nicht aufgespürt hat. Doch gibt es Zahlen darüber, wie viele Personen aufgrund von Geständnissen wie Drogenkonsum, subversive Aktivität, Vorstrafen und so weiter abgewiesen werden. Bei einem der Datensätze geht es um 2902 Bewerber für eine Arbeit, die eine Unbedenklichkeitserklärung erforderlich macht, die Anwärter daher einen Lügendetektortest absolvieren mussten. 43 Prozent gingen als ehrliche Personen aus dem Test hervor, doch nachfolgende Informationen zeigten, dass 17 der 2902 Bewerber nachteilige Informationen verheimlicht hatten. Folglich betrug der bekannte Prozentsatz der Fehlerkategorie Einer-Lüge-glauben weniger als 1 Prozent (17 von 2902 getesteten Personen). 21 Prozent bestanden den Test nicht und legten anschließend grundlegende Geständnisse ab, die zu ihrer Ablehnung führten. 24 Prozent fielen durch den Test und machten dann Geständnisse über unerhebliche Delikte, was nicht zu einer Ablehnung führte. 8 Prozent bestanden den Test nicht und legten danach keine Geständnisse ab.
Diese 8 Prozent könnten Beispiele für die Fehlerkategorie Bezweifeln-der-Wahrheit sein. Die NSA erwähnt diese Gruppe in ihrem Bericht nicht, aber diese 8 Prozent ließen sich aus den Zahlen des Berichts ableiten. Die NSA betont, der Lügendetektor sei nur ein Verfahren, das herausfindet, wer eingestellt werden soll, und er sei nicht der Weisheit letzter Schluss. Wer den Test nicht besteht, wird anschließend interviewt, wobei versucht wird, die Gründe herauszufinden, warum die Person eine emotionale Reaktion auf eine bestimmte Frage zeigte, sodass sie sich auf dem Detektor niederschlug. Gordon Barland sagte mir, dass die NSA niemanden einstelle, falls sich sein Scheitern am Polygraphen nicht erklären ließe.
Nochmals sei betont, dass es sich hier nur um Daten handelt, die die Nützlichkeit und nicht die Genauigkeit beziffern. Ohne Daten zur Genauigkeit ist es nicht möglich, folgende Fragen zu beantworten: Wie viele erfolgreiche Lügner mag es geben, die noch ihren Posten bei der NSA innehaben? Die NSA selbst glaubt an diese Zahl von weniger als 1 Prozent, aber sie kann keine Genauigkeitsstudie vorweisen, um dieses Ergebnis abzusichern. Vielleicht glauben sie, dass der Lügendetektor keine Lügner übersieht, aber sicher sein können sie nicht. Der OTA-Bericht stellt fest, dass «jene Individuen, die die Bundesregierung am dringendsten aufspüren will (zum Beispiel wegen Verstoßes gegen die nationale Sicherheit) genau die Personen sein könnten, die am stärksten motiviert und vielleicht am besten ausgebildet sind, um einer Entdeckung zu entgehen».| 34 Ohne eine Genauigkeitsstudie gibt es keine Möglichkeit, sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie oft der Fehler ins Spiel kommt, einer Lüge zu glauben. Eine Genauigkeitsstudie wäre zweifellos eine schwere Aufgabe, aber keineswegs unmöglich. Hybridstudien wie die bereits erwähnte Untersuchung der israelischen Polizisten könnten ein machbarer Ansatz sein.
Können Gegenmaßnahmen den Lügendetektor überlisten? Dazu könnten körperliche Strategien wie das Beißen auf die Zunge, der Einsatz von Drogen, Hypnose und Biofeedback gehören. Es hat Studien
Weitere Kostenlose Bücher