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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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Genauigkeit des Detektors beim Aufspüren einer Lüge im Fall einer unerlaubten Enthüllung zu bestimmen. Das FBI jedoch lieferte Daten, die erkennen ließen, dass die Behörde den Lügendetektor im Lauf von vier Jahren in sechsundzwanzig Fällen eingesetzt hatte. Erfolgreich war der Einsatz insofern, als die meisten derjenigen, die den Test nicht bestanden hatten, ein Geständnis ablegten.| 38 Allerdings weicht die Anwendung des Lügendetektors durch das FBI von den Möglichkeiten ab, die die neuen Regeln bieten. Das FBI überprüfte nicht all jene, die eine unerlaubte Enthüllung hätten machen können. (Eine solche Maßnahme wird als Rasterfahndungseinsatz des Lügendetektors bezeichnet.) Stattdessen wurde lediglich eine engere Auswahl von Verdächtigen überprüft, auf die man bei früheren Ermittlungen aufmerksam geworden war, mit dem Ergebnis, dass die Lügengrundrate höher und die Fehlerrate niedriger waren als bei einer Rasterfahndung. Die Vorschriften des FBI verbieten den Einsatz des Lügendetektortests für «rasterfahndungs-ähnliche Untersuchungen einer großen Personenanzahl oder als Ersatz für logische Ermittlungen mit konventionellen Methoden ».| 39 Die neuen, 1983 ins Spiel gebrachten Vorschriften würden den Einsatz des Lügendetektors für die Rasterfahndung erlauben.
    Die zu überprüfenden Personen aus der Regierung und Verwaltung, der Inhalt dieser Prüfung sowie die Methoden beim Lügendetektortest würden sich wahrscheinlich ziemlich von dem Prozedere unterscheiden, wenn der Lügendetektortest aufgrund des Verdachts auf kriminelle Handlungen durchgeführt wird. Es würde vermutlich zu erheblicher Verärgerung führen, wenn ein Angestellter den Zugang zu geheimen Informationen verliert, da er den Test ablehnt. Eine Umfrage der NSA fand heraus, dass ihre eigenen Angestellten einen polygraphischen Test gerechtfertigt finden. Das mag zutreffen, aber wenn Anonymität bei dieser Umfrage nicht gewährleistet war, haben Gegner des Lügendetektortests es möglicherweise nicht zugegeben. Meiner Meinung halten Regierungsbeamte in anderen Behörden den Lügendetektortest zum Aufspüren von Lecks für nicht gerechtfertigt, vor allem wenn damit Informationen verheimlicht werden sollen, die der Regierung mehr schaden könnten als der nationalen Sicherheit.
    Der ehemalige stellvertretende Justizminister Willard sprach vor dem Kongress über eine ganz andere logische Grundlage für die Anwendung des Lügendetektors: «Ein zusätzlicher Nutzen des Polygraphen ist sein Abschreckungseffekt auf bestimmte Verfehlungen, die mit Hilfe anderer Mittel schwer nachzuweisen sind. Wenn Angestellte wissen, dass sie einen Lügendetektortest machen müssen, werden sie wahrscheinlich entsprechendes Verhalten unterlassen.»| 40 Vielleicht aber funktioniert das nicht so gut, wie es scheint. Bei den Tests werden wahrscheinlich viel mehr Fehler bei dem Versuch gemacht, die Personen zu erwischen, die im Zusammenhang mit unerlaubten Enthüllungen lügen, wenn es sich bei den Verdächtigen nicht um Angestellte eines Geheimdienstes handelt. Selbst wenn es sich nicht so verhalten sollte - was fraglich ist könnte die Abschreckung wirkungslos bleiben, falls die getesteten Personen es glauben oder zumindest wissen, dass niemand es weiß. Der Lügendetektor funktioniert, falls die meisten Menschen, die den Test absolvieren, daran glauben. Nutzt man den Lügendetektortest zur Aufklärung unerlaubter Enthüllungen, könnte der Unschuldige, ob zu Recht oder nicht, genauso ängstlich und mit Sicherheit genauso verärgert auf den Test reagieren wie der Schuldige.
    Man könnte einwenden, es komme nicht darauf an, ob der Test funktioniert oder nicht. Er kann immerhin noch eine abschreckende Wirkung auf einige Personen haben, und diejenigen, die am Test scheitern, müssten auch nicht bestraft werden. So würde man das ethische Dilemma vermeiden, das mit der Bestrafung irrtümlich verurteilter Unschuldiger einhergeht. Wenn aber die Konsequenzen für jemanden, der vom Apparat als Lügner eingeschätzt wird, vernachlässigbar sind, dann funktioniert der Test offenbar überhaupt nicht. Wird bekannt, dass die durchgefallenen Prüflinge nicht bestraft werden, ist der Abschreckungswert nicht sehr hoch.

    Vergleich des Lügendetektors mit Verhaltenshinweisen auf  Täuschung

    Der Prüfer am Lügendetektor bildet sich sein Urteil darüber, ob ein Verdächtiger lügt, nicht allein anhand der Kurven, die der Apparat aufzeichnet. Der Prüfer kennt nicht

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