Ich weiss, dass du luegst
Rettungsaktion zu beginnen. Diese Vorbereitungen wurden nicht einfach verheimlicht, sondern Regierungsangehörige gaben wiederholt falsche Statements ab, um jeden Verdacht über das Geplante zu zerstreuen. Monatelang behauptete das Pentagon, das Außenministerium und das Weiße Haus wiederholt, dass eine Mission zur Befreiung der Geiseln logistisch unmöglich sei. Am 8. Januar 1980 log Präsident Carter bei einer Pressekonferenz und sagte, eine militärische Befreiung «würde mit Sicherheit scheitern und den Tod der Geiseln bedeuten». Während er dies bekannt gab, probte die Delta Force schon die Rettungsoperation in ihrem Wüstenversteck im Südwesten der USA.
Carter belog die Amerikaner, weil er wusste, dass die Iraner mithörten. Er wollte die militanten Besetzer der Botschaft in Sicherheit wiegen, daher ließ er seinen Pressesprecher Jody Powell selbst dann noch leugnen, dass die Regierung die Rettung der Geiseln plane, als die Aktion schon in vollem Gang war. In seinen Memoiren schrieb Carter: «Der kleinste Verdacht der Militanten auf einen Rettungsversuch hätte die Anstrengungen zum Scheitern verurteilt. Damit die Aktion Erfolg hatte, mussten wir sie völlig überraschen.»| 6 Wie beschrieben log auch Hitler, um den Vorteil der Überraschung gegenüber einem Kontrahenten ausnutzen zu können. Hitler ist nicht wegen seiner Lüge zu verurteilen, sondern wegen seiner Ziele und Taten. Wenn ein Staatsoberhaupt lügt, um sich einen Vorteil gegenüber einem Feind zu verschaffen, ist das nicht an und für sich schon falsch.
Carters Lügen richteten sich primär gegen die Iraner, die gegen das Völkerrecht verstießen, als sie die Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft als Geiseln nahmen. Es gab keine Möglichkeit, sie zu täuschen, ohne auch das amerikanische Volk und den Kongress mit einzubeziehen. Das Motiv war der Schutz der militärischen Schlagkraft der USA. Außerdem sollte die Lüge nur kurzlebig sein. Obwohl einige Mitglieder des Repräsentantenhauses die Frage aufwarfen, ob Carter überhaupt zum Handeln berechtigt gewesen war, ohne sie im Voraus davon in Kenntnis zu setzen, wie es die War Powers Resolution vorschrieb [ein Gesetz, das allein dem Kongress die Macht einräumt, einen Krieg zu erklären], behauptete Carter, die Rettung sei ein Akt der Barmherzigkeit und keine Kriegshandlung gewesen. Carter fiel in Ungnade, weil die Rettungsmission scheiterte, nicht weil er sein Versprechen gebrochen hatte, nicht zu lügen.
Stansfield Turner, CIA-Direktor unter Carter, schrieb über die Iran-Contra-Affäre und über die Notwendigkeit, dass CIABeamte dem Kongress die Wahrheit sagen müssen. Dabei warf er die Frage auf, was er getan hätte, falls der Ausschuss mit der Frage an ihn herangetreten wäre, ob die CIA eine Rettungsoperation vorbereite. «Ich hätte große Schwierigkeiten mit der Antwort gehabt. Ich hoffe, ich hätte in etwa so geantwortet:
Lyndon Johnsons Lügen über den Vietnamkrieg
Viel gefährlicher war die Situation, als der ehemalige Präsident Lyndon B. Johnson nachteilige Informationen über den Kriegsverlauf in Vietnam der Öffentlichkeit gegenüber verheimlichte. Nach John F. Kennedys Ermordung 1963 war Johnson als sein Stellvertreter Präsident geworden und kandidierte ein Jahr später für das Amt. Während der Wahlkampagne sagte Johnsons republikanischer Kontrahent Barry Goldwater, er sei bereit, Atomwaffen einzusetzen, um den Krieg zu gewinnen. Johnson nahm die andere Position ein. «Wir werden nicht amerikanische Jungs fünfzehntausend Kilometer weg von zu Hause in ein Land schicken, damit sie das tun, was asiatische Jungs selbst erledigen sollten.» Nach seiner Wahl sandte Johnson, überzeugt davon, dass der Krieg durch Entsendung von Militär gewonnen werden konnte, im Lauf der nächsten fünf Jahre eine halbe Million amerikanischer Soldaten nach Vietnam. Die Streitkräfte der USA ließen mehr Bomben auf Vietnam fallen, als sie im ganzen Zweiten Weltkrieg eingesetzt
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