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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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der zurücktrat, was allerdings nicht nur darauf zurückzuführen war, dass er gelogen hatte. Er war nicht gezwungen zurückzutreten, weil Mitarbeiter des Weißen Hauses im Juni 1972 im Büro- und Apartmentkomplex Watergate bei dem Versuch festgenommen wurden, in das Hauptquartier der Demokratischen Partei einzubrechen. Vielmehr brachten ihn die Vertuschungsbemühungen, die er selbst leitete, und die Lügen, die er verbreitete, um die Verheimlichung aufrechtzuerhalten, zu Fall. Tonbänder von Gesprächen im Weißen Haus, die später veröffentlicht wurden, verraten, dass Nixon damals gesagt hat: «Es kümmert mich einen Scheiß, was passiert, ich will, dass ihr mauert, lasst sie auf den fünften Verfassungszusatz plädieren| a oder irgendetwas anderes, wenn es - wenn es nur den Plan rettet.» Die Vertuschung flog ein Jahr lang nicht auf, bis James McCord, einer der Männer, die wegen des Watergate-Einbruchs angeklagt waren, dem Richter erzählte, dass der Einbruch Teil einer größeren Verschwörung sei. Schließlich stellte sich heraus, dass Nixon alle Gespräche im Oval Office aufgezeichnet hatte. Trotz Nixons Versuch, die schädlichsten Informationen auf diesen Bändern zu verheimlichen, gab es genügend Beweise für den Rechtsausschuss des Repräsentantenhauses, die Artikel zur Amtsenthebung anzuführen. Als der Oberste Gerichtshof Nixon aufforderte, die Bänder dem Großen Geschworenengericht zu übergeben, trat Nixon am 9. August 1974 zurück.
    Nicht Nixons Lügen waren das Problem, denn Staatsoberhäupter müssen dies manchmal tun. Entscheidend war, worum es bei der Lüge ging, was Nixons Motiv war und wen er belog. Es war kein Versuch, eine andere Regierung hinters Licht zu führen - Nixons Lüge zielte auf das amerikanische Volk. Er konnte sich nicht damit rechtfertigen, es habe die Notwendigkeit gegeben, außenpolitische Ziele zu verfolgen. Nixon verheimlichte sein Wissen über ein Verbrechen, nämlich den Versuch, Dokumente aus den Büros der Demokratischen Partei in dem Watergate-Komplex zu stehlen. Nixons Motiv war es, im Amt zu bleiben und nicht von den Wählern fallengelassen zu werden, wenn sie erfuhren, dass er vom Verstoß seiner Mitarbeiter gegen das Gesetz gewusst hatte, die ihm damit einen Vorteil in der bevorstehenden Wahl verschaffen wollten. Der erste Artikel des Amtsenthebungsgesetzes klagte Nixon wegen Behinderung der Justiz an, der zweite Artikel warf ihm Amtsmissbrauch sowie sein Scheitern bei der gewissenhaften Vollstreckung der Gesetze vor. Der dritte Artikel beschuldigte Nixon, vorsätzlich den Vorladungen des Rechtsausschusses wegen der Bandaufzeichnungen und anderer Dokumente nicht Folge geleistet zu haben. Man sollte Nixon nicht einfach dafür verurteilen, dass er log, obwohl Nixongegner diese Anklage häufig triumphierend vorgebracht haben. Staatsoberhäupter könnten ihre Arbeit nicht tun, wenn es ihnen unter allen Umständen verboten wäre zu lügen.

    Präsident Jimmy Carters gerechtfertigte Lüge

    Ein gutes Beispiel für eine gerechtfertigte Lüge eines Amtsträgers gab es in der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter, der 1976 als Gouverneur von Georgia zum Präsidenten gewählt wurde. Er hatte Gerald Ford besiegt, der nach Nixons Rücktritt dessen Amt übernommen hatte. In der Wahlkampagne hatte Carter versprochen, nach den schwierigen Jahren während des skandalösen Watergate-Skandals die Moral im Weißen Haus wiederherzustellen. Was seine Kampagne unverwechselbar machte, war sein Blick in die Fernsehkameras, um dann ziemlich einfältig zu geloben, er werde das amerikanische Volk nie belügen. Drei Jahre später log er dennoch mehrfach, um seine Pläne zu verheimlichen, die amerikanischen Geiseln im Iran zu befreien.
    In den frühen Jahren der Carter-Regierung wurde der Schah im Iran von der fundamentalistischen islamischen Revolutionsbewegung gestürzt. Der Schah war stets von den Amerikanern unterstützt worden, sodass Carter dem Exilanten erlaubte, wegen medizinischer Betreuung in die Vereinigten Staaten zu kommen. Wutentbrannt besetzten militante Iraner die amerikanische Botschaft in Teheran und nahmen sechzig Geiseln. Diplomatische Bemühungen, die Krise zu beenden, zogen sich ohne Ergebnis über Monate hinweg, während Nachrichtensprecher jeden Abend im Fernsehen die Tage und schließlich die Monate zählten, die Amerikaner gefangen gehalten wurden.
    Bald nach der Geiselnahme gab Carter dem Militär den geheimen Befehl, mit dem Training für eine

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