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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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der Boland-Zusätze behaupten konnten, dass dies die Konsequenzen wären, war es keinesfalls die erklärte Absicht jener, die für die Boland-Zusätze stimmten. Darüber hinaus war dies auch nicht der absichtlich herbeigeführte, wenn auch nicht zugegebene Zweck dieser Gesetze.
    Kluge und vermutlich gleichermaßen moralisch empfindende Menschen waren über die Konsequenzen der Verweigerung «tödlicher» Hilfe und über die Frage, ob die Boland- Zusätze alle Gesetzeslücken schlossen, anderer Meinung. In seinem Eifer konnte North nicht einsehen -vielleicht war es ihm sogar egal - dass es hier keine einzige Wahrheit gab, auf die sich alle vernünftigen Menschen verständigen konnten. Norths Überheblichkeit bestand darin, seinem eigenen Urteil mehr Gewicht zu geben als dem der Mehrheit im Kongress, und zu glauben, das genüge als Rechtfertigung, den Kongress irreführen zu können.
    Mein dritter Einwand gegen Norths rationale Erklärung, er habe gelogen, um Leben zu retten, bezieht sich auf den Verstoß gegen den Schwur, den er geleistet hatte und der es ihm verbot, den Kongress zu belügen. Niemand ist verpflichtet, einem bekennenden Mörder wahrheitsgemäß zu antworten. Die erklärten Absichten eines Mörders verstoßen gegen die Gesetze, denen er sich beugen muss, genau wie alle anderen. Unsere Kinder sind nicht verpflichtet, ehrlich gegenüber einem Fremden zu sein, der an die Tür klopft, obwohl die Situation schwieriger wäre, wenn der Fremde behauptete, in Not zu sein. Vor einem Kongressausschuss ist jedoch jedermann verpflichtet, wahrheitsgemäß zu antworten. Sollte er dabei lügen, kann das strafrechtliche Folgen haben. North hatte aufgrund seines Berufs noch weitere Gründe, ehrlich zu sein. Oberstleutnant North hatte als Offizier geschworen, die Verfassung zu schützen. Als er den Kongress belog, verstieß North gegen die verfassungsgemäß festgelegte Teilung der Verantwortung zwischen den beiden Zweigen der Regierung, insbesondere gegen die Prüfung des Haushalts, die die Verfassung dem Kongress als Kontrolle über die Handlungsmacht der Exekutive überträgt.| 2 North hatte allerdings eine Alternative, falls er das Gefühl gehabt haben sollte, er sei gezwungen gewesen, sich an Vorgehensweisen zu halten, die andere auf unmoralische Weise in Gefahr brachten. Er hätte seine Stellung kündigen und sich dann öffentlich gegen die Boland-Zusätze aussprechen können.
    Währenddessen setzt sich der Streit fort, zumal CIA-Beamte, die den Kongress angeblich belogen hatten, inzwischen zur Rechenschaft gezogen wurden. Eine in der Presse diskutierte Frage lautet, ob es besondere Regeln für CIA-Beamte gibt, die wegen der Geheimhaltung ihrer Arbeit möglicherweise nicht verpflichtet sind, ehrlich gegenüber dem Kongress zu sein. Da North Befehle vom CIA-Direktor Casey bekam, könnten seine Handlungen für Angestellte dieser Einrichtung als angemessen gerechtfertigt sein. David Whipple, der Direktor der Gesellschaft ehemaliger CIA-Beamter, sagte: «Meines Erachtens ist es nicht schlecht, wenn sie dem Kongress so wenig wie möglich offenbaren und damit durchkommen. Ich habe Probleme, diesen Jungs Vorwürfe zu machen.»| 3 Ray Klein, ebenfalls ein pensionierter CIA-Beamter: «Im Sinn der alten CIA-Tradition waren wir der Meinung, dass die leitenden Beamten vor einer Bloßstellung geschützt werden sollten.»| 4 Stansfield Turner, der von 1977 bis 1981 unter Präsident Carter Direktor der CIA war, ist der Auffassung, die CIA sollte niemals von einem Präsidenten die Genehmigung erhalten, vor dem Kongress zu lügen. Den CIA-Angestellten sollte klar sein, dass sie nicht geschützt werden, wenn sie dennoch lügen.| 5
    Neben North und Poindexter sind auch die CIA-Beamten Alan Fiers und Clair George wegen Falschaussagen vor dem Kongress strafrechtlich verfolgt worden. Diese Fälle bestätigen Turners Haltung. George ist der höchste CIA-Beamte, der 1987 wegen Falschaussage vor dem Iran-Contra-Komitee des Kongresses angeklagt wurde. Da die Auffassung weit verbreitet ist, CIA-Direktor Casey habe diese Regeln nicht befolgt, könnte man argumentieren, es sei falsch, Leute zu bestrafen, die man in dem Glauben ließ, sie handelten nicht nur nach dem Wunsch des Präsidenten, sondern würden auch im Falle einer Entlarvung geschützt.

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