Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
Vom Netzwerk:
gelogen hat. Es heißt nur, dass andere bei der Deutung seines Verhaltens hätten wachsamer sein sollen. Tatsächlich legten die später vorgelegten Beweise nahe, dass Deans Aussage zum größten Teil der Wahrheit entsprach und dass Nixon, der im Gegensatz zu Dean kein sehr talentierter Darsteller war, gelogen hatte.
    Zum Ende des Abschnitts über die Stimme möchte ich die Behauptung untersuchen, es gäbe Maschinen, die automatisch und präzise eine Lüge anhand der Stimme entdecken können. Zu diesen Apparaten gehören der Psychological Stress Evaluator (PSE; Psychologischer Stressauswerter), der Mark II Stimmenanalysator, der Stimmenstress-Analysator, der Psychologische Stress-Analysator (PSA), der «Hagoth» und der Stimmenstress-Monitor. Die Hersteller dieser Geräte behaupten, sie könnten selbst über eine Telefonverbindung mittels der Stimme eine Lüge entdecken. Natürlich zeichnen sie, wie ihre Namen verraten, nur Stresswerte und nicht etwa Lügen auf. Es gibt keinen stimmlichen Anhaltspunkt für eine Lüge an sich, höchstens einen Anhaltspunkt für negative Emotionen. Die Anbieter dieser recht teuren Maschinen bestechen nicht damit, dass sie einräumen, der Kunde werde Lügner übersehen, die keine negativen Emotionen empfinden, und unschuldige Menschen falsch beurteilen, die empört  sind.| 17 Aber dieser Umstand scheint die Verkäufe nicht beeinflusst zu haben. Dass es eine todsichere unauffällige Methode gibt, Lügen aufzudecken, ist einfach zu verlockend.

    Der Körper

    In meiner Studentenzeit vor mehr als fünfundzwanzig Jahren habe ich bei einem Experiment eine Methode erlernt, wie sich verheimlichte Gefühle in Körperbewegungen manifestieren. Damals gab es nicht viele wissenschaftliche Beweise dafür, ob Körperbewegungen mit hinreichender Genauigkeit Emotionen oder Persönlichkeitsmerkmale preisgeben können. Einige Psychotherapeuten glaubten daran, aber ihre Behauptungen wurden von den Behavioristen, die zu diesem Zeitpunkt die akademische Psychologie dominierten, als unhaltbare Anekdoten abgelehnt. Die zwischen 1914 und 1954 durchgeführten Studien hatten die Hypothese, nonverbales Verhalten liefere akkurate Informationen über Emotionen und Persönlichkeit, nicht stützen können. Die akademische Psychologie war stolz darauf, in welchem Umfang wissenschaftliche Experimente den Glauben des Laien, er könne Emotionen oder Charaktereigenschaften von Gesicht und Körper ableiten, als Mythos widerlegt hatten. Die wenigen Sozialwissenschaftler und Therapeuten, die weiterhin über Körperbewegungen schrieben, wurden - wie diejenigen, die sich für ASW und Graphologie interessierten - als naiv, memmenhaft oder als Scharlatane betrachtet.
    Das wollte ich nicht glauben. Deswegen beobachtete ich die Bewegungen der Teilnehmer bei Gruppentherapiesitzungen und kam zu der Überzeugung, selbst erkennen zu können, wer weswegen aufgeregt war. Mit dem ganzen Optimismus eines Erstsemesterstudenten machte ich mich daran, die etablierte Psychologie an der Uni davon zu überzeugen, ihre Meinung über nonverbales Verhalten zu ändern. Ich dachte mir ein Experiment aus, das beweisen sollte, wie Körperbewegungen sich verändern, wenn jemand unter Stress steht. Die Stressquelle sollte mein Professor sein, der sich bereit erklärte, bei meinem Plan mitzumachen. Ich wollte meine Kommilitonen über Dinge befragen, die uns, wie ich glaubte, alle interessierten. Während eine versteckte Kamera ihr Verhalten aufzeichnete, fragte der Professor diese angehenden Psychologen, was sie nach dem Abschluss vorhätten. Wer in die Forschung gehen wollte, wurde attackiert, er wolle sich nur im Labor verstecken und sich der Verantwortung entziehen, Menschen zu helfen, die an einer Geisteskrankheit litten. Denjenigen, die genau diese Hilfe anbieten und als Psychotherapeuten praktizieren wollten, wurde vorgeworfen, nur Geld verdienen zu wollen und sich der Verantwortung zu entziehen, die benötigte Forschung zu betreiben, um eine Therapie für Geisteskrankheiten zu finden. Obendrein fragte er die Studenten, ob sie jemals als Patienten in psychotherapeutischer Behandlung gewesen seien. Wer bejahte, wurde gefragt, wie er jemals hoffen könne, anderen zu helfen, wenn er selbst krank sei. Wer bisher keine Psychotherapie nötig gehabt hatte, wurde für den Versuch attackiert, anderen zu helfen, ohne Erfahrungen aus erster Hand zu haben. Es war eine ausweglose Situation. Die Studenten konnten nur verlieren. Um die Angelegenheit noch zu

Weitere Kostenlose Bücher