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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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Entlarvung haben. Die Versuchspersonen machen sich vielleicht Sorgen darüber, ob sie auch wirklich das tun, wofür sie bezahlt werden, aber das ist mit Sicherheit ein viel schwächeres Gefühl als die Angst, die eine unschuldige und eine schuldige Person bei einer tatsächlichen Verbrechensermittlung haben.
    Schuldbewusstsein wegen des Betrugs: Die Schuld ist am größten, wenn Lügner und Zielperson gemeinsame Werte haben, was bei simulierten Verbrechen der Fall sein sollte. Die Schuld ist allerdings geringer, wenn Lügen gebilligt wird und erforderlich ist, um eine Arbeit zu erledigen. Bei vorgetäuschten Verbrechen wird die Versuchsperson aufgefordert zu lügen, und sie tut es für den Fortschritt der Wissenschaft. Lügner sollten daher in Verbrechenssimulationen wenig Schuldbewusstsein für den Betrug haben.
    Freude an der Überlistung: Die Aufregung wegen der Herausforderung und das Vergnügen, jemanden aufs Glatteis zu führen, empfindet der Lügner stärker, wenn der Lügenermittler den Ruf hat, schwer zu überlisten zu sein. Die Aussicht, den Lügendetektor hinters Licht zu führen, sollte eigentlich eine solche Herausforderung darstellen. Und dieses Gefühl könnte dann besonders stark sein, wenn keine anderen Emotionen - Angst oder Schuld - es abschwächen.| j Nur der Lügner und nicht die ehrliche Person hat Spaß an der Überlistung.
    Diese Analyse legt nahe, dass simulierte Verbrechen nur eine der drei Emotionen hervorrufen, die ein Verdächtiger bei einem echten Verbrechen empfindet - die Freude an der Überlistung. Außerdem tritt diese Emotion nur beim Lügner auf und nicht bei der ehrlichen Person. Da der Lügner wahrscheinlich der Einzige ist, der emotional erregt sein wird, sollte es auch einfacher sein, ihn zu entlarven. Einfacher jedenfalls, vermute ich, als es für echte Verbrechen typisch ist, wenn die ehrliche Person anfälliger dafür ist, ähnliche Gefühle zu haben wie der Lügner. Wenn Forscher mit simulierten Verbrechen arbeiten, werden sie mit dieser Auffassung die Genauigkeit des Lügendetektors überschätzen.

    Hybridstudien

    Ein weiterer Forschungsansatz versucht, die Schwächen der Feld- und Analogstudien zu vermeiden, indem er die besten Aspekte beider Ansätze kombiniert. In einer Hybridstudie sorgt der Forscher dafür, dass ein echtes Verbrechen stattfinden kann. Genau wie in der Analogstudie gibt es hier keinen Zweifel über die grundlegende Wahrheit, und sowohl für den ehrlichen als auch für den lügenden Verdächtigen steht recht viel auf dem Spiel, wie es in den Feldstudien der Fall ist. Netzer Daie, Wissenschaftler der Verhöreinheit der israelischen Polizei Jerusalem, berichtet in seiner Magisterarbeit von einer Hybridstudie. Die Lüge war «eher authentisch und frei hervorgebracht, statt simuliert zu sein. Die Versuchspersonen glaubten, dass der Vernehmer nicht wusste, wer die Tat begangen hatte; die Versuchspersonen. [waren] wirklich am Ergebnis des Lügendetektortests interessiert. und der Prüfer kannte den Anteil der schuldigen und unschuldigen Personen in dem Team nicht.»| 19 Die Versuchspersonen waren einundzwanzig israelische Polizeibeamte, die einen Papier-und-Bleistift-Test absolvierten, «der ihnen als erforderlicher Eignungstest vorgelegt wurde. Dann wurden sie gebeten, die Punktzahl ihrer Tests eigenhändig zu errechnen, was ihnen die Möglichkeit gab zu schummeln. Das heißt, sie konnten ihre ursprünglichen Antworten korrigieren. Die Blätter mit den Antworten waren chemisch präpariert, um eine Schummelei aufdecken zu können. Sieben der einundzwanzig Testpersonen veränderten tatsächlich ihre ersten Antworten. Später offenbarte man den Testpersonen, sie stünden unter dem Verdacht, geschwindelt zu haben. Man bot ihnen einen Lügendetektortest an und sagte ihnen, ihre Karriere könne vom Ergebnis abhängen.»| 20
    Es entspricht den Tatsachen, den Polizisten die Verweigerung des Tests zu gestatten - bei Ermittlungen zu einem Verbrechen sind Lügendetektortests eine Option und keine absolute Verpflichtung für einen Verdächtigen. Drei der sieben Schummler gestanden ihre Tat, ein weiterer Schwindler und zwei unschuldige Verdächtige lehnten den Test ab, ein weiterer Schwindler kam nicht zum Test.| k Insgesamt nahmen also nur fünfzehn der ursprünglichen einundzwanzig Polizisten am Lügendetektortest teil, zwei Schwindler und dreizehn Ehrliche. Zwei der dreizehn ehrlichen Polizisten wurden fälschlicherweise als Lügner beurteilt.
    Aus dieser Studie

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