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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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Tatwissenstest lautete die Frage an den Verdächtigen: «Wenn Sie Geld aus der Registrierkasse gestohlen haben, wissen Sie, wie viel es war. Waren es 150 Dollar?, 350 Dollar?, 550 Dollar?, 750 Dollar?, 950 Dollar?» Und: «Die gestohlenen Scheine hatten alle den gleichen Wert. Waren es 5-, 10-, 20-, 50- oder 100-Dollar-Scheine?» Eine unschuldige Person hätte nur eine Chance von 1:5, um emotional am stärksten auf den richtigen Wert in einer Frage zu reagieren, von 1:25 in zwei Fragen und nur von 1:10.000.000, konstruierte man zehn solcher Fragen zu einem Verbrechen.»| 14
    «Der wichtige psychologische Unterschied zwischen dem schuldigen Verdächtigen und einem Unschuldigen liegt darin, dass einer am Tatort war. Er weiß, was dort geschah. Sein Gedächtnis hat Bilder gespeichert, die der Unschuldige nicht abrufen kann... Aufgrund dieses Wissens wird der Schuldige Personen, Objekte und Ereignisse wiedererkennen, die mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht werden. Das Wiedererkennen stimuliert und erregt ihn.»| 15
    Der Tatwissenstest ist nur eingeschränkt anwendbar, selbst bei Ermittlungen in Kriminaldelikten. Informationen zum Verbrechen können so weit verbreitet worden sein, dass sowohl der Unschuldige als auch der Schuldige alle Tatsachen kennen. Selbst wenn Zeitungen diese Information nicht verbreiten, gibt die Polizei sie während der Befragung der Verdächtigen weiter. Manche Verbrechen eignen sich nicht ohne weiteres für den Tatwissenstest. So wäre es zum Beispiel schwierig, mit seiner Hilfe herauszufinden, ob eine Person, die einen Mord gestanden hat, lügt, wenn sie behauptet, sie habe es in Notwehr getan. Manchmal kann auch ein unschuldiger Verdächtiger am Tatort gewesen sein und ebenso viele Details kennen wie die Polizei.
    Raskin, der Verteidiger der Kontrollfragentechnik, behauptet, der Tatwissenstest lasse mehr Ermittler den Fehler begehen, einer Lüge zu glauben. «... wir müssen annehmen, dass der Übeltäter die Details kennt, die in den gestellten Fragen enthalten sind. Wenn nun der Täter jenen Details keine angemessene Aufmerksamkeit schenkte, nicht ausreichend Gelegenheit hatte, die Details zu beobachten, oder zum Zeitpunkt des Ereignisses berauscht war, wäre ein Test, in dem es um verheimlichte Informationen geht, für die Testperson nicht geeignet.»| 16
    Der Tatwissenstest ist auch nicht sinnvoll, wenn der Verdächtige scheinbar ein Mensch ist, der keine nennenswerten Reaktionen auf die Vorgänge im vegetativen Nervensystem zeigt, die vom Lügendetektor gemessen werden. Im letzten Kapitel habe ich bei der Darstellung von Täuschungshinweisen aufgrund von Verhaltensmerkmalen darauf hingewiesen, dass es große individuelle Unterschiede im emotionalen Verhalten gibt. Es gibt keine Zeichen emotionaler Erregung, die völlig verlässlich wären - keine Hinweise, die alle Menschen gemeinsam haben. Es kommt gar nicht darauf an, was untersucht wird - sei es Gesichtsausdruck, Gestik, Stimme, Herzschlag oder Atmung -, bei manchen Menschen funktioniert der Test nicht. Wie bereits betont, ist die Abwesenheit eines Versprechers oder eines symbolischen Ausrutschers kein Beweis für die Ehrlichkeit eines Menschen. Ebenso muss die Abwesenheit vegetativer Prozesse, wie sie normalerweise vom Lügendetektor aufgezeichnet werden, nicht unbedingt bei jedem Menschen ein Beweis dafür sein, dass er nicht erregt ist. Der Tatwissenstest wird bei Personen, deren emotionale Erregung keine große Aktivität des vegetativen Nervensystems hervorruft, keinen Aufschluss geben. Lykken sagt zwar, dass so etwas höchst selten geschehe, es aber nicht genügend Forschungsarbeiten darüber gebe, um die Häufigkeit solcher Fälle unter Tatverdächtigen, Spionen und ähnlichen Beschuldigten festzustellen. Wer wenig Aktivität des vegetativen Nervensystems zeigt, wird auch beim Kontrollfragentest keine beweiskräftigen Ergebnisse erzielen, da sich die Reaktionen auf Kontrollfragen und relevante Fragen nicht voneinander unterscheiden.
    Drogen können Prozesse des vegetativen Nervensystems unterdrücken. Deshalb bringt der Lügendetektortest bei einer Person, die unter Drogen steht, kaum beweiskräftige Ergebnisse hervor, wobei es keine Rolle spielt, ob Tatwissensfragen oder Kontrollfragen gestellt werden. In der Zusammenfassung der bis heute gesammelten Daten werde ich noch einmal darauf zu sprechen kommen und dann auch die Frage behandeln, ob Psychopathen jede Art von Lügendetektortest überlisten können.
    Der Bericht des

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