Ich weiss, dass du luegst
seine Vergangenheit die Unwahrheit gesagt hat. Um dies so gründlich zu durchzuführen, dass nur wenige Fehler auftreten, wäre der Kostenaufwand recht hoch. Dazu hat es nur zwei Analogstudien gegeben - eine mit hoher Genauigkeit, was die andere nicht bieten konnte. Doch um zuverlässige Schlüsse aus ihnen ziehen zu können, unterschieden sich die Studien zu sehr voneinander, außerdem gab es in jeder Studie Schwierigkeiten.| n
Die Genauigkeit des Polygraphen bei Bewerbungsgesprächen lässt sich nicht abschätzen, denn sie sind nicht mit der Untersuchung krimineller Vorfälle (siehe Diagramm auf Seite 282) zu vergleichen. Die getesteten Personen sind wahrscheinlich völlig anders, was ebenso auf die Prüfer und die Untersuchungstechniken zutrifft. Bei einem Einstellungsgespräch muss ein Kandidat einen Test machen, um den Job zu bekommen, während der eines Verbrechens Verdächtigte die Möglichkeit hat, den Test abzulehnen, ohne dass ihm daraus Nachteile erwachsen und es als Beweis gegen ihn ausgelegt wird. Zur Bewerberprüfung mit dem Lügendetektor sagt Raskin, er sei «ein Zwang und ruft wahrscheinlich Groll hervor, der die Genauigkeit eines Lügendetektortests beeinträchtigen würde».| 25 Außerdem stehen hier ganz andere Dinge auf dem Spiel. Die Strafe für das Ertapptwerden beim Lügendetektortest sollte bei einem Bewerbungsgespräch viel geringer sein als bei der kriminalpolizeilichen Anwendung. Weil weniger auf dem Spiel steht, sollten Lügner eigentlich weniger Furcht vor einer Entdeckung haben und daher schwerer zu erwischen sein. Unschuldige jedoch, die den Job unbedingt haben wollen, könnten ein falsches Urteil befürchten und genau aufgrund dieser Angst tatsächlich falsch eingeschätzt werden.
Die Befürworter dieser Anwendung des Polygraphen kontern mit dem Gegenargument, dass die Technik funktioniere. Viele Bewerber legen nach dem Lügendetektortest Geständnisse ab, mit denen sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Dabei geben sie Dinge zu, die sie vor dem Test nie eingestanden hätten. Dieses Argument betrifft die Nützlichkeit. Es ist egal, ob der Polygraph mit großer Genauigkeit Lügner entlarvt, wenn die Bewerber, die nicht eingestellt werden sollen, durch den Test herausgefiltert werden, insofern ist der Test nützlich. Lykken argumentiert, solche Nützlichkeitsbehauptungen seien an sich nicht stichhaltig.| 27 Berichte über selbstschädigende Geständnisse übertreiben womöglich die tatsächliche Zahl solcher Vorfälle, und darunter können auch falsche Geständnisse sein, die unter Druck zustande kamen. Außerdem können diejenigen, die sich etwas zuschulden haben kommen lassen und deswegen wahrscheinlich nicht eingestellt worden wären, vom Polygraphen nicht ausreichend eingeschüchtert und zum Geständnis bewegt werden. Ohne Studien zur Exaktheit gibt es keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, wie viele am Lügendetektortest scheiternde Personen in Wirklichkeit treue Mitarbeiter wären oder wie viele von denen, die den Test bestehen, irgendwann ihren Arbeitgeber bestehlen werden.
Gordon Barland, Schüler von Raskin, führt Bewerberüberprüfungen mit dem Detektor durch und bringt ein weiteres, ganz anderes Argument ins Spiel: Barland untersuchte 400 Jobkandidaten wie Lastwagenfahrer, Kassierer oder Lageristen. Sie waren von den Arbeitgebern zu einer Privatfirma geschickt worden, die Lügendetektortests durchführt. Die Hälfte der 155 Bewerber, die als Lügner aus dem Test hervorgingen, gaben es zu, als man ihnen die Resultate der polygraphischen Untersuchung mitteilte. Barland fand heraus, dass die Arbeitgeber für 58 Prozent dieser Personen, die ihre Lügen eingestanden hatten, grünes Licht gaben und sie einstellten. «Viele Arbeitgeber benutzen die Untersuchungen mit dem Lügendetektor nicht unbedingt, um über die Einstellung oder Nichteinstellung eines Bewerbers zu entscheiden, sondern um sich darüber klarzuwerden, welche Position man mit ihm besetzen soll. Wird zum Beispiel aufgedeckt, dass ein Kandidat Alkoholiker ist, wird er vielleicht eher als Hafenarbeiter eingestellt und nicht gerade als Chauffeur.»| 28
Barland hebt korrekterweise hervor, dass wir insbesondere am Schicksal der 78 Menschen interessiert sein sollten, die als Lügner enttarnt wurden, es allerdings leugneten, denn sie könnten die Opfer des Fehlers sein, die Wahrheit zu bezweifeln. Barland versichert uns, dass 66 Prozent von ihnen trotzdem eingestellt wurden. Allerdings gibt es keine Möglichkeit
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