Ich weiss, dass du luegst
vorsätzliche Versuche von Lügnern, ihre Entlarvung zu vermeiden - Erfolg haben? Auch bei dieser Frage könnte mehr Forschung die Widersprüchlichkeiten bei den Befunden ausräumen. Es ist wahrscheinlich vernünftig, die Möglichkeit einzuräumen, dass es einer gewissen Zahl von Lügnern gelingt, durch Gegenmaßnahmen nicht entdeckt zu werden. Ich halte dies für möglich, hätte man die Gelegenheit, den Lügner mit dem Einsatz anspruchsvoller Technik monatelang in der Anwendung von Gegenmaßnahmen auszubilden. Auch wenn man nicht weiß, ob Spione augenblicklich so ausgebildet werden, wäre es meiner Meinung nach unklug, es nicht zu vermuten. Gerüchtehalber existiert solch eine Spezialschule in einem Land des ehemaligen Ostblocks, in der Agenten lernen, wie man den Lügendetektor schlägt. Angeblich ist diese Information bei dem Geständnis eines KGB-Agenten, der seine Lektion nicht gut genug gelernt hatte, ans Licht gekommen.
Der letzte Absatz des OTA-Berichts stellt fest, die Forschung über den Lügendetektor liefere «... einige Beweise für die Zuverlässigkeit des Lügendetektortests als zusätzliche Methode typischer kriminalpolizeilicher Ermittlungen bei ganz bestimmten Vorfällen...»| 23 Ich bin überzeugt, man kann ein wenig über diese vorsichtige Schlussfolgerung hinausgehen und Einigkeit unter den Experten annehmen.
Mehr Gewicht sollte auf ein Testergebnis gelegt werden, das den Verdächtigen für ehrlich hält, als auf ein Resultat, das den Verdächtigen als Lügner identifiziert. Ist das Beweismaterial ansonsten nicht überzeugend, können die Ermittler genauso gut entscheiden, die Anklage gegen einen Verdächtigen fallenzulassen, der im Test als glaubwürdige Person abschneidet. Raskin und andere schlagen dies vor allem beim Einsatz des Kontrollfragentests vor, zumal hierbei nur selten der Fehler auftritt, einer Lüge zu glauben. Lykken vertritt die Ansicht, der Kontrollfragentest sei nutzlos, und nur der Tatwissenstest sei vielversprechend für den Einsatz bei kriminalpolizeilichen Ermittlungen.
Wenn der Lügendetektortest eines Verdächtigen auf einen Lügner schließen lässt, sollte dies nicht als eine «hinreichende Grundlage für eine Verurteilung oder gar als Anlass für eine Strafverfolgung erachtet werden... eine Detektoruntersuchung mit Hinweisen auf eine Täuschung wäre einfach nur ein Grund zur Fortsetzung der Ermittlungen ...»| 24 Lykken stimmt diesem Raskin-Zitat zu, aber nur wenn es um den Tatwissenstest (nicht wenn es um den Kontrollfragentest) geht.
In Kapitel 8 wird der Begriff Lügenkontrolle - lie checking - erklärt und im Anhang (Tabelle 4) sind achtunddreißig Fragen aufgelistet, die im Zusammenhang mit einer Lüge gestellt werden können. Sie dienen dazu, die Chancen einzuschätzen, ob die Lüge entweder durch den Detektor oder durch Verhaltenshinweise entdeckt werden können. In einem detaillierten Bericht über den Lügendetektortest eines Mörders wird die Überprüfung einer Lüge veranschaulicht. Bei diesem Beispiel bietet es sich erneut an, die Frage zu stellen, wie der Test bei kriminalpolizeilichen Ermittlungen angewandt werden könnte. Im folgenden Abschnitt geht es um Anwendungen des Polygraphen, die größtenteils kontrovers diskutiert werden.
Der Lügendetektortest bei Bewerbungen
Seinem Bericht zufolge sind sich das OTA als auch Raskin und Lykken darüber einig, dass der Lügendetektor bei Bewerbungsgesprächen nicht zum Einsatz kommen sollte. Entgegengesetzter Meinung sind viele Arbeitgeber, professionelle Anwender des Detektors und einige Regierungsbeamte, vor allem Angehörige der Geheimdienste. Obwohl der Lügendetektor bei Einstellungen neuer Mitarbeiter am häufigsten angewandt wird, existieren keine wissenschaftlichen Studien darüber, wie präzise der Lügendetektor die Bewerber herausfiltert, die bei bestimmten Fragen lügen. Was natürlich ein Grund wäre, sie nicht einzustellen. Die Begründung dafür ist einfach: Die grundlegende Wahrheit in Feldstudien zu bestimmen ist schwierig. Einen Faktor der grundlegenden Wahrheit könnte man durch eine Studie bestimmen, in der man alle Bewerber ungeachtet ihrer Detektortestergebnisse einstellt. Dann überwacht man sie am Arbeitsplatz, um herauszufinden, wer sich des Diebstahls oder anderer Vergehen schuldig macht. Ein weiterer Ansatz, um die grundlegende Wahrheit zu bestimmen, wäre die sorgfältige Überprüfung der bisherigen berufsbezogenen Lebensläufe aller Bewerber, um herauszufinden, wer über
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