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Ich weiß, ich war's (German Edition)

Ich weiß, ich war's (German Edition)

Titel: Ich weiß, ich war's (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Schlingensief , Aino Laberenz
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Freunde bei der Anreise bei einem Autounfall umgekommen sind. Bis auf einen, aber der Überlebende liegt selbst auf der Kippe. Und überall tanzt der Teufel, Halluzinationen nicht auszuschließen, viele Schmerzmittel säumen die Gedanken. Am Ende stirbt die Frau des Regisseurs oder der Film oder alle oder eben keiner. Der Letzte, der die Villa verlässt, ist jedenfalls der Regisseur, in einem Cabrio. Und auf der Rückbank sitzt Gott. Oder nur ein Hund.
    Ich glaube wirklich an gute Entwicklungsmöglichkeiten: Viele, viele haben mir schon zugesagt, für die Villa, die wir als Drehort gefunden haben und die wir wahrscheinlich zu Sonderkonditionen bekommen, entstehen in meinem Kopf an allen Ecken Szenen – und die Ruhrtriennale soll das produzieren, bitte! Ich hoffe, dass ich anstelle eines Wischundweg-Theaterabends etwas viel Existenzielleres auf die Beine bekomme. Einen Bericht, dass nicht unbedingt alles stimmt, was die Totenkopfmalerei im TV oder die Zuckerwatte in der Kunst übers Sterben zu erzählen hat. Nachrichten eines Sterbenden. Aber nicht blöd realistisch, sondern überhöht. Die Realisierung der Wahrheit des Augenblicks, den der Mensch im besten Fall von sich preisgeben kann.
    Eine Szenenliste muss jetzt der nächste Schritt sein und momentan scheinen die Ideen in meinem Kopf zu explodieren. Man müsste eine Nummernabfolge an Ideen zusammenschreiben – und dann Stück für Stück zusammenbauen. Das habe ich schon öfter gemacht, funktioniert meist prächtig. Und überall sollen Texte gesammelt werden vom Kalenderspruch bis zum Koran. Alle sollen ganz locker und auch lustig bleiben. Auch wenn Leute mitmachen, die man nicht so mag. Alle sollen mitschreiben, die Lust haben: absurde und traurige und wahre Geschichten!

Kunst (Das Wesen der … )
    Exposé für einen Film von Christoph Schlingensief
    (zusammen geschrieben mit Oskar Roehler)
    Vorbemerkung:
    Sterbender Regisseur will die letzten Wochen nutzen, um noch einmal zu drehen. Noch einmal ein Happening, noch einmal das zusammenfassen, was Theater so schnell weggewischt hat. Doch das Morphium lässt den Blick auf die Realität verschwimmen und der Wunsch zu leben lässt den Teufel tanzen. Simon in der Wüste scheint auch im Garten zu warten und selbst das Operndorf schickt seine Hilfskommandos. Schwarze Wunderheiler. Die letzten Gedanken müssen gedacht werden. Und auch die letzten Momente sollten geplant sein. Doch dann am Ende ist es doch zu hell zum Sterben, so wie er es sich vorgestellt hat. Und zack: Seine Hand landete im Pisspott … (Ist, glaube ich, aus einer Geschichte mit Gustav Gründgens)
    Der Tod im Nacken …
    Im Grunde ist alles eine Abrechnung, je genauer man nachdenkt, je genauer man den Stachel ins eigene Fleisch bohrt oder er einem ins eigene Fleisch gebohrt wird, desto deutlicher sieht man die Verfehlungen, die man begangen hat und die an einem begangen wurden, desto deutlicher sieht man die Unzulänglichkeiten und desto unerbittlicher verfolgt das eigene Auge das Bemühen der anderen, diese zu kaschieren, und ihre sinnlose Veranstaltung, die sie dabei vorführen.
    Ein Regisseur liegt in einer Villa in seinem Krankenbett und hat Krebs. Das weiß jeder und jeder hat es in den allgemeinen Diskurs aufgenommen. Dadurch ist diese Tatsache quasi entwertet – sie ist befreit von dem Pathos und dem Mitleid, die ihm sonst entgegengebracht würden. Der Regisseur hat durch die Krankheit sogar einen enormen Wachstumsschub erhalten, er ist – bis über die Grenzen hinaus – ein Künstler geworden, der, wie vielleicht nur Wolfgang Joop oder Bernd Eichinger, in allen nationalen Belangen, die von internationaler Bedeutung sind, zu einer Art Aushängeschild geworden ist; dabei hat er sein ganzes Leben nur versucht, die inneren Vorgänge seiner Weltsicht plastisch zu machen, im Film, im Theater, später in der bildenden Kunst, wozu die Gründung eines Opernhauses gehörte – und er hat bei all diesen Dingen – wie Joseph Beuys – immer auch sehr viel Spaß gehabt – es waren Happenings, die er gemacht hat – mit den Leuten, siehe Wolfgangsee, siehe Chance 2000 und so weiter und so weiter. Man hat haufenweise Geld verbrannt und vom Hochhaus geschmissen – und so weiter und so weiter.
    Aber diese Art der Reaktion ist vorbei, erscheint ihm nur noch reaktionär. Oder war da doch was? Vielleicht doch noch einen großen Selbstmord planen. Aber ohne Zyankali und wie sonst so üblich. Ein Blick nach Venedig hat ihn auch nicht so erregt wie die

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