Ich weiß, ich war's (German Edition)
die Sache wieder Spaß macht. Es muss diesen einen großen Moment geben – er muss geschaffen und festgehalten werden und er muss die Form eines Happenings habena, an dem alle teilnehmen können – vor allem er. Ideen werden geschaffen, sie können nicht zu Grabe getragen werden – und die Erschaffung einer Idee ist es letztlich, um die es geht. Bitterkeit und der Schmerz der Erkenntnis, dass alles in einem Albtraum endet, können nicht der Schlüssel zur Weisheit sein. Oder es muss eben alles abgebrochen werden und die Leute sollen nach Hause gehen, wenn ihnen sonst schon nichts einfällt.
Der Film, der gedreht werden soll, wird begonnen, und es steht genug Zeit zur Verfügung, ihn anlaufen zu lassen und der künstlichen Zeit, die ein Film darstellt, Raum zu geben und dadurch die reale Zeit, die reine Verschwendung darstellt, zu löschen, wie man auch durch alles andere die reale Zeit auszulöschen versucht. Das ist nichts Besonderes. Das ist das Wesen der Kunst – mehr nicht. Und dass das noch geht, muss erst unter Beweis gestellt werden. Und zwar von ihm. Von ihm allein. Sonst kommt der Tod und holt ihn. Das weiß er und das weiß der Tod, der manchmal unschlüssig im Raum herumgeistert.
SAMMLUNG SZENEN:
(werden ergänzt)
Journalisten machen Interviews mit ihm, Produzenten kommen, ein paar Schauspieler kommen zu einer Probe.
Mutter kommt.
Therapeuten
Priester
Schulkameraden
Stalker im Garten
Schäden aus früheren Jahren
Erscheinungen
Opernausschnitte (kitschig, am Ende)
Danke Jesus! Bedank dich bitte für das, was nicht funktioniert hat!
Er hangelt sich an früheren Aktionen ab, die keinen mehr interessieren.
Ein schwerer Autounfall: Vier Freunde verunglücken auf dem Weg zu ihm. Einer überlebt schwer verletzt und Milan will ihn unbedingt in seiner Villa besuchen, obwohl derjenige gar nicht transportabel ist. Er will ihn fragen, wie das so ist mit dem Sterben.
Wo denn begraben? Paris oder Berlin? Oder Oberhausen?
Wer soll nicht zur Beerdigung kommen?
Austreten aus der Kirche? So kurz vor Schluss?
Doch noch ein Kind?
Der Wunderheiler
Der Architekt des Operndorfes macht Voodoo.
Feuer in Afrika
Besuch einer Operninszenierung, um sich von den Sängern zu verabschieden
Fürchterliche Schmerzen
Gott braucht mich!
Das sterbende Kind. Verhandeln mit Gott: ausgeschlossen!
ORT:
»Dieses Haus ist eines jener scheußlichen Häuser, wie sie sich die Theaterleute in den verrückten 20ern bauen ließen. Als das Geld noch auf der Straße lag. Ein unbewohntes, vernachlässigtes Haus bietet immer einen traurigen Anblick. Dieses hier sieht geradezu unheimlich aus. Es macht den Eindruck eines zu Stein gewordenen Unglücks …«
CAST und FIGUREN:
Alle möglichen Typen kommen, die noch mal mitspielen wollen, oder auch Heiler, Wunderheiler, Priester, Stars, Möchtegernstars, der Teufel, Freunde, auch welche, die kurz vor der Ankunft leider tödlich verunglücken.
Komische Gestalten im Zimmer, die man selber nicht so recht glauben kann, die aber plötzlich da sind …
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF
wird am 24. Oktober 1960 als einziges Kind der Eheleute Hermann-Josef und Anna Maria Schlingensief in Oberhausen im westlichen Ruhrgebiet geboren.
1968 entstehen erste Kurzfilme (»Der Fahnenschwenkerfilm«, »Mein 1. Film«, »Eine kurze Kriminalgeschichte«), denen in den 70er-Jahren weitere folgen, z. B. »Das Geheimnis des Grafen von Kaunitz« (1975) und »Mensch, Mami, wir drehn ’nen Film« (1977).
1984 dreht er mit »Tunguska – Die Kisten sind da« seinen ersten Langfilm und zugleich den dritten Teil seiner »Trilogie zur Filmkritik«, in der er sich vom narrativen Erzählkino genauso distanziert wie vom überambitionierten Avantgardefilm. Es folgen die Filme »Menu Total« (1985), »Egomania – Insel ohne Hoffnung« (1986) und »Mutters Maske« (1987).
Größere Aufmerksamkeit erzielt seine »Deutschlandtrilogie«, bestehend aus den Filmen »100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker« (1989), »Das deutsche Kettensägenmassaker« (1990) und »Terror 2000 – Intensivstation Deutschland« (1992).
Mitte der 90er-Jahre markieren »United Trash« (1995) und »Die 120 Tage von Bottrop – Der letzte Neue Deutsche Film« (1996) seine letzten »reinen« Filmarbeiten.
Ab 1993 inszeniert er regelmäßig an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Auf »100 Jahre CDU – Spiel ohne Grenzen« folgen »Kühnen ’94 – Bring mir den Kopf von Adolf Hitler« (1994), »Rocky Dutschke ’68«
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